Der 1000 ETF wurde an der Schweizer Börse gelistet. Danielle Mair von der Schweizer Börse erklärt den Erfolgszug der Produkte und was Anleger 2015 noch erwartet.
Text: Barbara KalhammerDer 1000 ETF ist an der Schweizer Börse gelistet worden. Frau Mair, steigt eine Party?
Die ETF Branche hat definitiv allen Grund zu feiern. In den rund 25 Jahren seit der Lancierung des ersten ETF in den USA begeistern sich weltweit immer mehr Investoren für diese Produkte. Auch wir erlebten einen regelrechten Boom, der sich jüngst fortsetzte. In den letzten beiden Jahren erreichte das Handelsvolumen in ETF mehr als 90 Milliarden Franken und trug damit mehr als 8 Prozent zum Gesamtumsatz an der Börse bei. Am 28. Januar wurden sogar 2,7 Milliarden Franken in ETF über uns gehandelt – ein Allzeithoch!
Hand aufs Herz: Es dauerte doch länger als geplant bis zum 1000 ETF, es gab doch in der letzten Zeit einige Dekotierungen, oder?
Die Schweizer Börse startete das Segment im Jahr 2000 mit zwei Produkten auf Stoxx Indizes. Seither ist die Anzahl Produkte von Jahr zu Jahr kontinuierlich gestiegen. Allein im Jahr 2014 kamen 162 Produkte hinzu – trotz einiger Schliessungen. Als deutliches Zeichen des Vertrauens werten wir die über uns getätigten ETF-Abschlüsse. Diese haben sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt.
Bleiben wir bei Dekotierungen: Wie viele gab es denn in den letzten 12 Monaten und was bedeutet das für den Anleger?
Im vergangenen Jahr gab es 74 Produkte, von denen mehr als die Hälfte einen Aktienindex replizierte. Sie erfolgten im ersten Halbjahr aufgrund von ökonomisch bedingten Konsolidierungen. Grundsätzlich verläuft der Prozess bei einer Dekotierung folgendermassen: Der Emittent muss ein Gesuch mit Begründung einreichen. Im Dekotierungsentscheid wird der Zeitpunkt der Ankündigung der Dekotierung sowie der letzte Handelstag festgelegt. Im Fokus dabei steht der Schutz des Anlegers.
ETF zählen zu den erfolgreichsten Finanzprodukten der letzten zwei Dekaden. Was macht den Erfolg dieser Produkte aus?
Da ist eine Reihe von Faktoren ausschlaggebend, sicherlich aber die grundsätzliche Architektur des Produkts: ETF kombinieren die Diversifikation eines Index mit den Vorteilen des börslichen Handels. In weniger als 20 Jahren entwickelten sie sich zu ernst zu nehmenden Alternativen zu Futures oder Indexfonds, die eine Partizipation an breiten Marktbewegungen ermöglichen.
Welche weiteren Faktoren spielen eine Rolle?
Nebst tiefer Kosten, hoher Liquidität und Transparenz ist der wichtigste Trumpf von ETF, dass sie eine grosse Bandbreite von Investoren ansprechen und sowohl die Bedürfnisse von Privatanlegern als auch von grösseren institutionellen Investoren befriedigen. Zu den zahlreichen Einsatzmöglichkeiten zählen die längerfristige Anlage, das kurzfristige Cash Management, der Einsatz bei der Umschichtung eines Portfolios oder die Absicherung.
Aber auch die Produktentwicklungen tragen zum Erfolg bei.
Absolut und gerade hier hat sich der ETF Markt stark weiterentwickelt. Während die ersten lancierten ETF die Entwicklung breiter Aktienindizes replizierten, finden sich jüngeren Datums ETF auf verschiedenste Anlageklassen inklusive Anleihen, Währungen und Rohstoffe. Hinzu kommen Subaspekte wie Dividenden, Währungsbesicherung oder alternative Gewichtungsstrategien. Ebenso gibt es neu auch Produkte auf Immobilienaktien sowie aktive ETF, die erhöhten Transparenzanforderungen gegenüber der Börse und Investoren unterliegen. Gerade diese Neuerungen ermöglichen es Investoren, mittels ETF kostengünstig in aktuelle Markt-Trenderscheinungen zu investieren.
In der Schweiz gibt es nun 1000 ETF, in Europa mehr als 2200, während es in den USA nur 1650 sind. Ist diese Vielfalt nicht auch hinderlich?
Nein, für den Investor ist diese Vielfalt ein Mehrwert, denn so findet sich für jeden Wunsch das passende Produkt mit den gewünschten Eigenschaften. Darüber hinaus hat der Anleger an der Schweizer Börse die Möglichkeit in seiner Basiswährung zu handeln. Letzten Sommer kam mit dem Singapur Dollar die achte Währung hinzu – ein Novum in Europa. Ferner gibt es rund 200 Produkte, die nur hierzulande gehandelt werden. Dazu zählen bestimmte Edelmetall-ETF, die sich seit Jahren einer hohen Nachfrage erfreuen.
Schauen wir nach vorne: Was darf der Schweizer ETF-Anleger alles noch erwarten? Dürfen wir in Ihr Nähkästchen blicken.
Jüngst senkten viele Anbieter die Kosten bei ihren ETF auf die wichtigen Aktienmärkte. Für den Anleger sind das sehr gute Neuigkeiten. Nun können sie Produkte zu sehr geringen Kosten halten. Solche Konditionen blieben früher institutionellen Investoren vorbehalten. Auch produkttechnisch erwarten wir im neuen Jahr spannende Neuerungen, und schon bald werden wir einen weiteren weltbekannten ETF-Emittenten hier bei uns begrüssen dürfen.
Gibt es – gemessen am Umsatz – sogenannte Evergreens?
Umsatzstärkster ETF und unangefochtene Nummer Eins ist einer der allerersten an der Schweizer Börse kotierten ETF, der iShares SMI (ehemals CS ETF on SMI). Seit der Handelsaufnahme im Herbst 2001 erreichte der Umsatz 75,5 Milliarden Franken. Danach folgt der iShares S&P 500 mit 24,2 Milliarden innert 10 Jahren sowie der seit 9 Jahren kotierte ZKB Gold ETF mit knapp 18 Milliarden Franken Umsatz.
Mit 10,5 Milliarden Franken findet sich auch der seit Dezember 2003 kotierte UBS ETF auf den SMI unter den zehn meistgehandelten Produkten. Just dieses Produkt bringt UBS nun als tausendsten ETF zusätzlich mit der Handelswährung Euro an die Schweizer Börse. Gleichzeitig kotiert UBS weitere ETF auf den SLI, SPI und SMIM, ebenfalls mit der Handelswährung Euro.
Immer noch werden viele ETF Umsätze nicht an der Börse abgewickelt. Das muss Sie nerven, oder?
Tatsächlich werden knapp 40 Prozent des ETF-Umsatzes ausserhalb des Auftragsbuchs erzeugt. Immerhin erfolgen über 97 Prozent der Abschlüsse über unser System. Beim Handel ausserhalb der Börse verzichtet der Marktteilnehmer auf einen zentralen Mehrwert, den nur die Börse bietet. Beim sogenannten Over the counter-Handel (OTC) sind weder die faire Preisbildung noch der transparente und geregelte Handel gegeben. SIX hingegen stellt die gesamte Wertschöpfungskette sicher, vom Wertschriftenhandel über die automatisierte und standardisierte Abwicklung bis zum Settlement und der transparenten Preisinformation. In Zeiten erhöhter Unsicherheit bleibt dies ein unersetzlicher Mehrwert.
Was tut die SIX dagegen?
Im Rahmen unserer «over the exchange Initiative» bemühen wir uns, unserer breit diversifizierten Kundschaft attraktive Börsendienstleistungen anzubieten. Eines unserer Ziele ist es dabei, noch mehr Liquidität ins Orderbuch zu bringen. Auch dieses Jahr werden zwei bis drei neue Market Maker zusätzliche Liquidität in ETF stellen. Zudem möchten wir Geschäfte, die heute OTC abgewickelt werden, auf die Börsenplattform bringen. So sind wir beispielsweise seit Sommer 2014 Teil der internationalen Settlement Initiative, die das Ziel hat, die Abwicklung von ETF in Europa zu vereinfachen und über eine zentrale Stelle zu bündeln.
Liegt es auch daran, dass Privatanleger noch zu wenig ETF kaufen. Sehen Sie in Ihren Statistiken, dass sich daran etwas ändert?
Als Börse kennen wir den Endinvestor nicht. Unsere Statistiken zeigen jedoch eine deutliche Tendenz zu kleineren Abschlussgrössen. Dies zeigt uns, dass Privatanleger vermehrt in ETF investieren. Mehr als zwei Drittel der Abschlüsse liegen unter 100 000 Franken und der Median halbierte sich in den letzten 10 Jahren von knapp 30 000 auf 14 000 Franken. Nicht zuletzt diese Werte zeigen, dass ETF für Privatanleger weiter an Attraktivität gewonnen haben.
Danielle Mair ist ETF & ETP Sales Manager bei der SIX Swiss Exchange