Chinas Festlandaktien auf internationalem Parkett

Es hat endlich geklappt: Der führende Indexanbieter MSCI integriert chinesische Festlandaktien in seine Indizes.

Es brauchte vier Anläufe, bis die Aufnahme der chinesischen Festlandaktien in die Indexfamilie MSCI geklappt hat. Ab Juni 2018 werden rund 230 dieser sogenannten China A-Aktien im Rahmen eines zweistufigen Prozesses in den MSCI Emerging Market Index aufgenommen. Eine weitere Aufnahmerunde wird im September durchgeführt. Zunächst werden die A-Aktien etwa vier bis fünf Prozent des Gewichts des MSCI China ausmachen. Im MSCI Emerging Market werden es etwa 0,8 Prozent sein, im globalen Weltindex ACWI rund 0,15 Prozent. Mittel- bis langfristig soll sogar ein 100-prozentiger Einbezug der A-Titel erfolgen. Das könnte schrittweise über fünf bis zehn Jahre ablaufen (siehe Box Hintergrund). Dreh und Angelpunkt ist die chinesische Regierung und ihr Wille zur Liberalisierung.

Auf Fonds und ETF, die eine dieser Benchmarks abbilden, hat die Integration der A-Aktien nur einen geringen Einfluss. Gemäss MSCI fliessen 18 bis 20 Milliarden Dollar Kapital in diese Aktien – primär von passiven Investoren, die ihre Portfolios anpassen müssen, um Benchmark-Abweichungen zu vermeiden. Chinesische Aktien werden schon länger in MSCI-Indizes aufgeführt. Dabei handelt es sich um Aktien, die in Hongkong und Übersee notiert sind, ihre derzeitige Gewichtung beträgt 30,9 Prozent. Allein in den Top-10 sind sieben chinesische Titel enthalten. Die Aufnahme von Chinas A-Aktien ist ein Symbol für die zunehmende Liberalisierung der Finanzmärkte. Es ist der Beginn einer neuen Ära, in der China ein echter Akteur auf den globalen Märkten ist. Das ist ein wichtiger Schritt, um das grosse Festlandaktien-Universum (rund 3300 Titel) in die globalen Kapitalmärkte zu integrieren. Der Einbezug in die MSCI-Indizes dürfte die internationale Aufmerksamkeit für die A-Titel erhöhen.


Hintergrund

Volle Integration Langfristig könnten chinesische A-Aktien komplett integriert werden. Mit einer vollen Integration der A-Aktien würde die chinesische Dominanz im MSCI Emerging Markets Index noch stärker steigen. Allein die Erhöhung des A-Aktien-Anteils auf 100 Prozent wird das Gewicht der A-Aktien um das 20-fache steigern – von 0,7 auf 14 Prozent.

Die Ländergewichtung Chinas im Index von derzeit knapp 30 Prozent würde bei einer vollen Integration der Festlandaktien auf über 40 Prozent steigen. Doch noch ist das Zukunftsmusik und hängt insbesondere davon ab, wie schnell die Regierung in Peking ihre Reformen vorantreibt. Dabei geht es vor allem um die Deregulierung der Kapitalmärkte, einen verbesserten Ausländerzugang und um die Lockerung der Beschränkung von indexgebundenen Anlage.


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