Ist Afrika die Lösung für Investoren, die Wachstum suchen? Malek Bou-Diab von Bellevue Asset Management hat dazu eine Antwort.
Afrika ist seit einiger Zeit aus dem Blickfeld der Investoren verschwunden. Zu Recht? Schauen wir uns die Fakten an: Aktuell steigt die Urbanisierungsrate der Region Subsahara weltweit am schnellsten an. Laut einer Studie von McKinseys steht das Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes in hoher Korrelation zum Grad der Urbanisierung.
Die Bildung von städtischen Zentren ist also die Voraussetzung für künftiges Wirtschaftswachstum und Produktivitätssteigerungen. Die Volksrepublik China hat das enorme Wachstumspotential Afrikas seit langem für sich entdeckt und investiert stark in die afrikanische Infrastruktur, um den Handel mit dem Kontinent auszubauen. So gewinnt Afrika zunehmende Bedeutung für China als Handelspartner.
Das Reich der Mitte fördert Afrika jedoch nicht über Entwicklungshilfe, sondern über Investitionen, und verfolgt dabei einen pragmatisch kommerziellen Win-win-Ansatz. Zudem birgt Afrika eine ungeheuer grosse Konsumkraft, da 40 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt sind.
Die Investitionen der Chinesen sind also wohl kalkuliert und können, wenn sie von den lokalen Behörden gut gemanagt werden, zu na Dennoch hat Afrika mit einigen wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Vor allem mit der Tatsache, dass nur knapp die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität hat – die tiefste Rate im kontinentalen Vergleich.
Eine adäquate Infrastruktur würde dem zweitgrössten Kontinent der Welt zu schnellerer Industrialisierung, tieferen Produktionskosten und mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Zur Erschliessung des wirtschaftlichen Potenzials müssen Behörden stabile und vorteilhafte Rahmenbedingungen schaffen. Strukturreformen und eine funktionierende Infrastruktur erachten wir als zentralen Erfolgsfaktor für nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Die Länder Marokko und Ägypten zeigen sich hier vielversprechend. Im Fokus der Investitionen stehen die Energie- und Wasserversorgung, Telekommunikation, Wohnsiedlungen, Strassen, Eisenbahnlinien sowie Flug- und Schiffshäfen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Wir brauchen Geduld. Besonders in Afrika lohnt es sich, langfristig zu investieren, um vom enormen Wachstumspotential zu profitieren. Die Diversifikation weg von Rohstoffen hin zu mehr produzierten Gütern und Dienstleistungen würde nicht nur den interkontinentalen Handel ankurbeln, sondern wäre generell ein mächtiger Hebel für weiteres Wachstum.
Ich empfehle den Investoren einen langfristigen und diversifizierten Ansatz mit Fokus auf transparente Unternehmen unter vertrauenswürdiger Firmenleitung. Das Ziel sollte sein, unter normalen Marktbedingungen eine mit den etablierten Schwellenländern vergleichbare Rendite zu generieren. Zusätzliches Alpha steckt in der Reformbereitschaft der einzelnen Regierungen: Kommt der Transformationsprozess in Gang, ist das Aufwärtspotenzial gross.
* Malek Bou-Diab verwaltet den BB African Opportunities Fonds von Bellevue Asset Management