Aktiv oder passiv – eine Frage der Kosten

Aktive Fondsmanager schaffen es mehrheitlich, ihre Benchmark zu schlagen. Allerdings nur ohne Berücksichtigung der Kosten. Aktive Fonds sind somit für institutionelle Anleger attraktiv, für Retailanleger im Vergleich zu ETF jedoch meist zu teuer.

Text: Matthias Weber, Partner und CIO der ifund services AG

Schuldenkrisen ohne Ende prägten die letz­ten Jahre. Politische und makroökonomi­sche Überlegungen bestimmten die Entwicklung an den Finanzmärkten. Gefragt war gutes Markt Timing, die Titelselektion hingegen spielte nur eine untergeordnete Rolle. Doch die grosse Mehrheit der akti­ven Fondsmanager vertraut auf eine über­legene Titelselektion, Markt Timing ist ver­pönt, ist es doch stark von Glück und Zufall abhängig.

Wie hat sich das anspruchsvolle Umfeld auf die Performance aktiver Fonds ausgewirkt? Um dies differenziert beurtei­len zu können, führt ifund services seit 2010 eine neuartige Indexreihe: Sie zeigt, um wie viele Prozent der Manager über die letzten zwölf Monate seinen Vergleichsindex über­traf. Die Indizes sind verfügbar für die Ak­tienmärkte Europa, USA und Schwellenländer. Basierend auf rund 500 Fonds liefern sie Zeitreihen ab Januar 2004.

Bescheidene Netto-Outperformance

Die Mehrheit der aktiv verwalteten Anlage­fonds blieb in den letzten Jahren nach Kos­ten hinter der Benchmark zurück. Über die letzten zwölf Monate betrachtet fielen spe­ziell die Resultate der Aktienfonds für die USA und Schwellenländer schwach aus: Nur rund ein Viertel aller Manager vermochte den Index (MSCI mit Nettodividenden) zu schlagen. Immerhin rund 40 Prozent der Europaaktienfonds lagen vor dem Index, wobei die anhaltende Underperformance von Banktiteln und Südeuropa gegenüber Deutschland es den Managern etwas leich­ter machte.

Auch längerfristig ist feststell­bar, dass die von Fondsmanagern generier­te Netto-Outperformance bescheiden ist und starken Schwankungen unterliegt. Be­sonders Aktienfonds für Schwellenländer schnitten seit 2004 schlecht ab: Es lässt sich kaum eine Zwölfmonatsperiode finden, in der die Mehrheit der Fonds nach Kosten die Benchmark schlug; die Bandbreite lag bei rund 20 bis 55 Prozent.

Der Hauptgrund liegt in der hohen Gesamtkostenquote von zwei Prozent pro Jahr. Vor Abzug der Kos­ten konnte zuletzt immerhin die Hälfte der Schwellenländer-Fonds die Benchmark schlagen. Gemeinhin gelten diese Märkte als wenig entwickelt, ineffizient und somit einfach zu schlagen. Hohe Transaktionskos­ten, geringe Liquidität und erschwerter Zu­gang zu Informationen stellen aber offen­bar hohe Hürden dar.

Bedeutet dies, dass ETF aktiven Fonds grundsätzlich vorzuziehen sind? Nicht un­bedingt, denn dass die aktiven Fonds oft hinter den Index fallen, liegt primär an den Kosten. Vor Kosten schlagen seit 2004 über 60 Prozent der Fonds für Aktien Europa und USA den Index, in den Schwellenlän­dern sind es 55 Prozent. Im Schnitt erziel­ten die Manager in Europa pro Jahr einen Mehrwert von 0,69 Prozent, in den USA von 1,18 und in den Schwellenländern von 0,04.

Zudem sind ETF nicht gratis, nebst den laufenden Kosten fallen Transaktions­kosten an. Infolge von Geld-Brief-Spannen, Fremdgebühren und Börsenabgaben sind diese in der Praxis höher als bei normalen Anlagefonds.

Im Zweifelsfall passiv

Soll sich der An­leger nun den Unwägbarkeiten eines akti­ven Managements aussetzen oder kann er mit passiven Produkten bessere Resultate erzielen? Für Schwellenländer sind passive Produkte offenbar eine gute Wahl. Wer kei­ne besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse zur Auswahl herausragender Fondsmana­ger hat, ist mit passiven Produkten am bes­ten bedient.

Für europäische und US-Akti­en stellt sich die Frage der Kosten: Wer den vollen Preis bezahlt, wählt im Zweifelsfall besser passive Fonds. Wer sich hingegen für günstigere institutionelle Fondstran­chen qualifiziert oder von seinem Vermö­gensverwalter die Retrozessionen zurück­erstattet erhält, hat mit aktiven Fonds gute Chancen auf einen Mehrwert.


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