Wie die Digitalisierung die Indexwelt umkrempelt.
Text: Rino BoriniDie Digitalisierung krempelt nicht nur unseren Alltag um, sondern auch die Indexwelt. So haben die Indexanbieter S&P Dow Jones Indizes und MSCI beschlossen, ihre Indexklassifizierung (GICS; Global Industry Classification Systems) einer grossen Renovation zu unterziehen. S&P hat die Änderungen bereits per 24. September im mächtigen S&P 500 Index umgesetzt, MSCI wird die Anpassungen in den Weltindizes anfangs Dezember vornehmen.
Um was geht es genau? Um den neu entstehenden Sektor Kommunikationsdienste, bestehend aus Unternehmen aus den Segmenten Technologie, Konsumgüter und Telekommunikation. In diesen Sektoren gehören neu unter anderem die Firmen Alphabet, Facebook, Disney, Netflix, Twitter und der Medienkonzern CBS. Der bisherige Sektor Telekommunikation wird aufgelöst. Für Anleger in breitgefächerte Aktien-ETF mag diese Neuigkeit unspektakulär wirken – doch auch für sie haben die Änderungen weitreichende Folgen. Produktanbieter müssen ihre Branchen-ETF an die neuen Gegebenheiten anpassen und ihr Sortiment zeitnah mit neuen Vehikeln aus dem neuen Sektor erweitern.
Für Investoren bedeuten diese Veränderungen, dass sie ihre Sektoreninvestments neu prüfen müssen. Einige Sektoren werden sich stärker auf wenige grosse Namen konzentrieren. Das bedeutet, die Sektorperformance hängt stark von der Entwicklung dieser Schwergewichte ab. Am Beispiel des S&P 500 wird dies eindeutig: Apple (bisher 15 Prozent) wird im Technologiesektor neu auf 20 Prozent kommen, Amazon bestimmt massgeblich den Sektor Konsumgüter mit rund 35 Prozent, und der neue Kommunikationssektor wird mit fast 50 Prozent von den Giganten Facebook und Alphabet dominiert. Anleger sind gut beraten, sich im Detail zu informieren und innerhalb eines gesamtheitlichen Portfoliokontexts mögliche Klumpenrisiken zu überprüfen.