Kryptowährungen: Der steinerne Weg vorwärts

Anfangs 2018 taucht der Markt für Kryptowährungen zunächst einmal ab. Werden Bitcoin & Co. nach dieser Megakorrektur wieder durchstarten?

Text: Pascal Hügli

Sollte das Jahr 2017 in die Annalen der Wirtschaftsgeschichte eingehen, dann wegen Bitcoin. Als Finanzwort des Jahres war die bekannteste aller Kryptowährungen vergangenes Jahr in aller Munde. Mit ihrem kometenhaften Preisanstieg zog sie «Krethi und Plethi» in den Bann. Wer anfangs Januar 2017 in den Bitcoin investierte und bis kurz vor Jahresende in der Kryptowährung verharrte, erzielte eine sagenhafte Rendite von ungefähr 1800 Prozent.

Noch besser gefahren ist, wer auf andere Kryptowährungen wie Ethereum oder NEO gesetzt hat, die im gleichen Zeitraum um ungefähr 9100 respektive 48’400 Prozent zulegten. Derartig magisch anmutende Kursgewinne weckten umso mehr Aufmerksamkeit, da auf den traditionellen Finanzmärkten aufgrund des
Null- und Negativrenditeumfelds auch zehn Jahre nach der Finanzkrise noch immer tote Hose herrscht.

The show must go on …

Das Jahresende 2017 sollte zwar ein ausgezeichnetes Jahr für Krypto-Investoren zu Ende bringen, nicht aber die KryptoGeschichte. Für das Gros der neuen Anleger war klar: Mit dem neuen Jahr würde ein weiteres, noch weitaus erfolgreicheres Kapitel in der noch jungen Krypto-Erzählung aufgeschlagen. Dass sich auf dem Markt für Kryptowährungen über das Jahr 2017 eine Preisblase aufgebläht hätte, wurde nicht verkannt.

Doch handle es sich dabei um ein winziges Seifenbläschen, das sich noch gewaltig entwickeln könne, so der Tenor. Nicht 2017, sondern 2018 würde das eigentliche Jahr für Kryptowährungen und den Bitcoin. Noch in der ersten Woche des neuen Jahres hielt diese Euphorie an. Am 7. Januar erreichte der gesamte Krypto-Markt eine Marktkapitalisierung von 835 Milliarden Dollar. Doch dann drehte der Wind. Innerhalb von nur 24 Stunden flossen um die 150 Milliarden Dollar ab. Negativnachrichten rund um strengere Regulierung bis hin zu Verboten verunsicherten die Anleger.

Obschon sich der Markt nochmals aufzubäumen versuchte, sackte er in den folgenden sechs Tagen auf eine Marktkapitalisierung von 425 Milliarden Dollar ab. Die Neujahreseuphorie schien verflogen, die Risse in der Blase wurden immer grösser, bis der Krypto-Markt am 6. Februar seinen neuen Tiefpunkt bei 280 Milliarden Dollar fand. In nur einem Monat korrigierte der Gesamtmarkt um insgesamt 65 Prozent, Bitcoin erlitt einen Kursverlust von gar 70 Prozent.

… oder ist die jetzt Party vorbei?

Jene Anleger, die sich noch im November oder Dezember des vergangenen Jahres in den Krypto-Markt einkauften, musste hilflos mitansehen, wie ihr Investment dahinschmolz. Durch den Kursverfall machten auch viele Kritiker wieder auf sich aufmerksam. Die vorlautesten – und daher wohl auch unprofessionellsten – klopften sich gegenseitig auf die Schultern und liessen die Welt wissen, dass sie gewarnt hätten und Bitcoin und Co. nun ein für alle Mal für tot zu erklären seien. Nicht wenige Spätinvestoren, die auf dem Preishöhepunkt in den Krypto-Markt einstiegen, entpuppten sich als sogenannte «Weak Hands». Sich in ihrem Verlust suhlend, pflichteten sie den kritischen Voten enttäuscht bei und schworen sich, nie wieder in diesen Markt zurückzukehren.

Die Frage, die sich jetzt stellt: Haben die Kritiker recht behalten? Ist die Blase geplatzt, die Party für Krypto-Investoren vorbei und die Zeit da, aus dieser Traumwelt wieder aufzuwachen? Die Preiskorrektur war in der Tat beeindruckend. Abgesehen davon, dass Kryptowährungen in den letzten vier Jahren wiederholt zum Neujahrstart einen beachtlichen Taucher hingelegt haben, gilt auch zu diesem Zeitpunkt: Die Preise der Kryptowährungen mögen zwar stark gefallen sein, doch ihre zugrundeliegende Technologie sowie deren verschiedenen Möglichkeiten, langfristig nachhaltige Lösungen für gesellschaftliche Problemstellungen liefern zu können, sind noch genauso intakt wie vor dem Preiszerfall.

Viele Krypto-Begeisterte, die der Preisentwicklung gegen Ende 2017 skeptisch gesinnt waren, betrachten den Kurssturz als gesunde Preiskonsolidierung. Nur verständlich also, dass Krypto-Veteranen, die bereits länger investiert sind, auf dem Höhepunkt Gewinne realisiert haben.

Ein Paradigmenwechsel braucht Zeit

Heisst das, der Krypto-Markt wird nach dieser Megakorrektur wieder durchstarten? Wahrscheinlicher ist, dass Kryptowährungen auch 2018 eine volatile Sache bleiben und durch Hochs und Tiefs geprägt sein werden. Obschon sich viele einig sind, dass solide Krypto-Projekte – angeführt durch Bitcoin und Ethereum – ihre Berechtigung haben, weiss immer noch niemand, wo ihr wirklicher Wert liegt.

Selbst die beiden Krypto-Giganten sind zum heutigen Zeitpunkt technologisch noch nicht so weit, als dass sie im Alltag vieler merklich Verwendung finden würden. So liegt es am Markt, über die nächsten Monate jene Produkte herauszufiltern, die diese Lücke zwischen Idee und Wirklichkeit zu schliessen vermögen. Dass dies einigen Projekten gelingen wird, ist selbst dem US-Senat klar geworden. In einer Anhörung vom 6. Februar zeigen sich dessen Exponenten erstaunlich realistisch.

In einer dazu veröffentlichten Schrift findet sich folgendes Fazit: «Die weltweiten Finanzmärkte treten in ein neues digitales Zeitalter ein. Wie uns die Entwicklung des Internets gezeigt hat: Ist der Geist der Technologie einmal aus der Flasche, bringt ihn auch die Politik nicht wieder rein. Virtuelle Währungen markieren einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir zukünftig Zahlungen, traditionelle Finanzprozesse und andere wirtschaftliche Tätigkeiten ausführen werden.» Sollte 2018 also hinter den Erwartungen zurückbleiben, gilt umso mehr: Auch Rom wurde nicht an einem Tag gebaut.


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