Die Euphorie hat die Aktienmärkte lange geprägt. Im September sind sie jedoch leicht ins Stocken geraten. Steht ein nervöser Herbst an den Aktienmärkten bevor? Oder soll man sich für eine Jahresend-Rally positionieren?
Text: Adriano B. Lucatelli*Die Börsenweisheit «Sell in May and go away, …» hat sich dieses Jahr nicht bewahrheitet. Seit dem Tiefpunkt im März kannten die Aktienmärkte nur eine Richtung, nämlich steil nach oben.
Der zweite Teil des Zitats sagt aber auch «… but remember to come back in September» oder eben am St. Leger’s Day, der das Ende des Sommers markiert. Das älteste Pferderennen am St. Leger Festival in Doncaster wurde heuer abgesagt. Heisst das nun auch, dass sich ein nervöser Herbst an den Aktienmärkten ankündigt? Oder soll man sich für eine schöne Jahresend-Rally positionieren?
Nachdem die Aktienmärkte vor allem in den USA von Rekord zu Rekord hüpften, sind sie im Berichtsmonat etwas ins Stocken geraten. Viele Märkte wirken aus taktischer Sicht überhitzt, was zu einem Anstieg der Absicherungsgeschäfte geführt hat. Auch der angestiegene Angstbarometer VIX zeugt von vermehrter Verunsicherung. Mangels fehlender Alternativen dürfte aber trotz möglicher Rücksetzer weiterhin Geld in die Börsen fliessen.
Die Renditen der Staatsanleihen grösserer Industrieländer bewegen sich weiterhin wie seit längerem in einem engen Band seitwärts. Wir gehen davon aus, dass die Entwicklung anhalten wird, denn die konjunkturelle Erholung wird weiterhin von Rückschlägen und Verzögerungen begleitet sein.
Der Greenback leidet unter der Strategie der FED, die die Zinsprämie länger als erwartet niedrig hält. Zwar kann der US-Dollar immer mal wieder aufwerten, insbesondere dann, wenn die Unsicherheit an den Märkten steigt. Dennoch erwarten wir aber einen schwächeren US-Dollar.
Der Goldpreis hat sich seit den Höchstständen im August bei etwa 1’900 Dollar pro Unze eingependelt. Angesichts der zu erwartenden steigenden Inflation bleibt das gelbe Edelmetall als Kaufkraftsicherung weiterhin gefragt.
Die Ölpreise haben wieder angezogen. Ausschlaggebend war wohl der scharfe Appell Saudi-Arabiens an die Mitglieder der Opec+, die bei der Einhaltung der vereinbarten Fördermengen nur eine beschränkte Disziplin an den Tag gelegt hatten. Am Treffen des Joint Ministerial Monitoring Committee – des Kontrollgremiums der OPEC – wurde offensichtlich, dass einige Opec+-Länder einen schrittweisen Ausstieg aus den Produktionsbegrenzungen wünschen.
*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Mitgründer und Geschäftsführer von Descartes Finance und Descartes Vorsorge, den führenden Schweizer digitalen Finanzdienstleistern. Zudem ist er Verwaltungsrat von Merlini Finance AG.
Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.