Benoît Garcia von Amundi über die taktischen Einsatzmöglichkeiten von ETF und welchen Vorteil ETF als Future-Ersatz haben.
Text: Barbara KalhammerFür welche Zwecke werden ETF von Anlegern eingesetzt?
Die Festlegung einer Asset Allocation ist eine der wichtigsten Fragen für Anleger. Zur schnellen, effektiven und kostengünstigen Umsetzung der getroffenen Entscheide haben sich ETF als geeignete Tool-Box erwiesen. Dank ihrer Flexibilität können sie für die unterschiedlichsten Investmentziele eingesetzt werden. Bei kurz- und mittelfristigen Aktionen stehen häufig Marktineffizienzen im Fokus, die man durch Über- oder Untergewichtungen in bestimmten Märkten nutzen kann.
Warum eignen sich ETF so gut für taktische Massnahmen?
ETF sind einfach, flexibel und transparent. Mit ihnen können Anlageentscheidungen äusserst schnell und kostengünstig umgesetzt werden. Dies sind alles wichtige Faktoren bei taktischen Allokationen. Dank der breiten Produktpalette können Anleger ihre Einschätzung hinsichtlich attraktiver Anlagesegmente – ganz gleich, ob es sich um Länder, Branchen, Investmentthemen oder Erwartungen hinsichtlich der Renditekurve handelt – schnell umsetzen.
Auf welche Faktoren sollten taktische Anleger bei der Wahl eines ETF achten?
Bei der Produktauswahl sind die Liquidität, die Transparenz und die Kosten wichtig – und zwar unabhängige vom Anlagehorizont. Beim taktischen Einsatz sollten Anleger zudem prüfen, ob die Produkte entsprechende Eigenschaften besitzen, um das Markt-Momentum zu nutzen. Betrachten wir dazu beispielsweise die Entwicklung der letzten Monate, als Anleihen aus Südeuropa mit interessanten Renditen in den Fokus gerückt sind. Amundi ETF bietet speziell auf dieses Ziel ausgerichtete Produkte. Dazu zählt ein ETF auf den FTSE MTS Lowest-Rated Eurozone Government Bond Investment Grade mit verschiedenen Laufzeiten.
ETF sind auch als Future-Ersatz einsetzbar. Was sind die Hauptargumente dafür?
ETF haben mehrere Vorteile. Erstens möchte ich die Kosten nennen: Während der letzten Jahre war die Finanzindustrie in Europa mit deutlich höheren regulatorischen Anforderungen und höheren Eigenkapitalanforderungen konfrontiert. Dies führt zu steigenden Kosten für Futures, während die TER für ETF tendenziell sinken und ETF somit in puncto Performance wettbewerbsfähiger sind. Zweitens sind Marktrisiko und Liquidität zentral: Bei jedem Verfallstermin sind Futures zu verlängern. Neben den Rollkosten ist hier auch das Marktrisiko zu berücksichtigen. ETF-Anleger können ihre Position in einer einzigen Transaktion kaufen und halten. Zudem sind ETF immer liquider geworden, so dass sie auch in dieser Hinsicht mit einigen Futures konkurrieren können. Last but not least können Anleger mit ETF eine breite Spanne von Benchmarks abdecken und auf spezifische Marktbedingungen reagieren.
Worauf müssen Anleger achten, wenn sie ETF statt Futures einsetzen, aber die gleiche Wirkung erzielen wollen?
Wie erwähnt sind Liquidität und Kosten zentral. Da Futures zudem nur partiell gefunded sind, müssen Investoren entscheiden, wie sie die nicht genutzten Mittel investieren. Das heisst, sie haben allfällige Renditen zu analysieren und mit den impliziten Funding-Kosten zu vergleichen, die der Futures-Verkäufer – zumeist eine Investmentbank – in den Futures-Preis einkalkuliert. ETF dagegen sind vollständig -gefunded.