Der Trend, dein Freund

Momentum-ETF ermöglichen es, von Aufwärtstrends zu profitieren. In den vergangenen Jahren ging das Konzept auf, doch klappt es auch in seitwärts tendierenden Märkten?

Text: Barbara Kalhammer

Faktor-ETF bilden anders als herkömmliche ETF nicht einfach einen Index nach, sondern setzen ein bestimmtes Kriterium in den Fokus. Das Ziel besteht in der Reduktion des Risikos oder – so bei Momentum-Strategien – der Erhöhung der Rendite. Dabei wird versucht, Werte zu identifizieren, die sich in einem Aufwärtstrend befinden.

Die grundlegenden Erkenntnisse dazu lieferte Robert Levy bereits in den 1960er-Jahren, als er die «Theorie der relativen Stärke» definierte. Dazu addierte er die Schlusskurse von 200 Wertpapieren aus 26 Wochen und dividierte diese durch 26. Anschliessend teilte er den aktuellen Kurs durch den Durchschnittskurs. Eine Zahl grösser als eins deutete er als Kaufsignal.

Sie bedeutete für ihn: Die Aktie hat sich in den letzten sechs Monaten überdurchschnittlich stark entwickelt – und aufgrund des Herdentriebs wird sie es auch weiterhin tun. Entscheidend ist dabei vor allem die Stimmung: Nicht immer sind starke Aufwärtsbewegungen mit Fundamentaldaten zu erklären. Mit dem Momentum-Ansatz macht man sich genau diese Stimmung zunutze.

Chart-01-2016-Momentum

Über die Jahre wurden Levys Resultate von zahlreichen Studien bestätigt: Aktien, die in der Vergangenheit stärker aus der Durchschnitt stiegen, werden es wahrscheinlich auch in Zukunft tun. Die Identifikation findet auch heute noch über eine Analyse der Rendite in den letzten Monaten statt. Aktien, die sich – bei einer vergleichsweise tiefen Volatilität – besser als ihre Vergleichswerte entwickelt haben, werden für die Indizes ausgewählt.

Die Strategie von MSCI beispielsweise betrachtet die letzten sechs bis zwölf Monate und wählt Werte mit einer geringeren Schwankungsbreite. Da auf kurzfristigere Trends gesetzt wird, sind regelmässige Überprüfungen der Indexbestandteile notwendig. Im MSCI World Momentum Index gibt es halbjährliche Indexanpassungen, bei Erfüllung bestimmter Kriterien kann das Rebalancing auch ad hoc erfolgen. Damit soll verhindert werden, einem Trend zu lange hinterher zu laufen.

Denn jeder Aufwärtstrend hat irgendwann ein Ende und dreht in die Gegenrichtung. Auch wenn die Strategie in der Vergangenheit meist von Erfolg gekrönt war – es gab es auch Phasen, in denen sie nicht aufging. Dies war bei rapiden Kurseinbrüchen der Fall, aber auch in Seitwärtsmärkten, denen es an klaren Trends mangelt. Der Herde nicht zu lange zu folgen bedeutet im Klartext: lieber zu früh als zu spät aussteigen.


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