Kolumne
Thomas della Casa   Leiter Vermögensverwaltung, Neue Helvetische Bank

Der Währungskrieg ist in vollem Gang

Thomas Della Casa zeigt auf welche Auswirkungen der Krieg mit Zinsen und Währungen hat.

Grund zur Panik besteht nicht, doch zu gelassen darf man den Einsatz der hoch effizienten Waffe «Währung» nicht hinnehmen. Deutsche Wirtschaftsvertreter warnten vor der in ihren Augen drastischen Abwertung der chinesischen Währung Yuan und sprachen von einem «gefährlich hoch» bewerteten Euro. «Wichtig ist vor allem, dass es jetzt nicht zu einem globalen Wettlauf um die schwächste Währung kommt, bei dem am Ende alle verlieren», sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer DIHK. Deutsche Waren verkauften sich vor allem über Qualität und Technologieführerschaft. «Aber natürlich spielt auch der Preis immer eine Rolle – und hier erhalten chinesische Konkurrenten durch die Abwertung nun einen Vorteil», meint er.

Die Europäer realisieren nun endlich und endgültig, dass sie mit der Einheitswährung die Möglichkeit aufgaben, durch Auf- und Abwertungen ihren Volkswirtschaften zu helfen. Dagegen profitieren von der aktuellen Situation viele Importeure vom schwächeren Yuan, da Lieferungen aus China günstiger werden. Die Konzernchefs von global aufgestellten Unternehmen reagierten gelassen auf den Yuan-Kurssturz. «China bleibt Motor der Weltwirtschaft», sagte Henkel-Chef Kasper Rorsted. Er sei langfristig nicht beunruhigt, sagte auch Siemens-Chef Joe Kaeser zu CNBC: «Es ist wichtig, nicht in Panik zu verfallen». Als zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt nach den USA ist China inzwischen ein, vielleicht sogar der Taktgeber der globalen Konjunktur geworden. Waren im Wert von 75 Milliarden Euro verkauften deutsche Exporteure 2014 in China – nur in Frankreich, den USA und Grossbritannien waren es mehr. Die Schweiz exportierte Waren für rund 46 Milliarden Euro.

Nur blinde Kühe sehen in den Marktmanipulationen der gros-sen Zentralbanken keine Gefahr für die weltweite Konjunktur. Die Bemühungen der Chinesen, ihre Währung abzuwerten, gründet auch in der Tatsache, dass der Yuan von 2005 bis Ende 2013 nur Aufwertungen erlebte. Somit war das Festhalten an der künstlich niedrigen Marke des chinesischen Yuan gegen den Dollar nicht mehr opportun. Die Quittung für eine vielleicht lange Zeit zu konventionelle Währungspolitik erhielt China mit dem Einbruch der Exporte um über acht Prozent im Juli.

Nun ist der Damm gebrochen, weitere Abwertungen könnten schon bald folgen. Die letzten Wochen waren turbulent. Ein sich möglicherweise schnell zuspitzender Währungskrieg und die Angst einer anhaltenden Abwertungsspirale des Yuans haben die Anleger verunsichert. Glaubt man den Chinesen und ihren Beteuerungen, keine weiteren Abwertungsschritte zu unternehmen, sollten sich die Aktienmärkte rasch vom Schock erholen.

Nur: Dieser Glaube hat mehr religiöse und weniger realökonomische Substanz. Berücksichtigt werden sollte, dass China langsam von einer Export- zu einer Import-Nation wird. Dieser Umstand ist durch eine schwächere Währung nicht aufzuhalten. Das grösste Risiko für die Weltwirtschaft ist, wenn sich China nicht von den Turbulenzen an den Börsen und dem Immobilienmarkt erholen sollte. Ein Vergleich mit den 1930er-Jahren, der von Ökonomen gerne genannt wird, als es zu einem Zusammenbruch des Welthandels und einer globalen Wirtschaftskrise kam, ist zum heutigen Zeitpunkt nicht ganz richtig, sollte aber im Hinblick auf die global schwächelnden Volkswirtschaften nicht ausgeschlossen werden.


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