Bitcoin hatte im 2020 einen fantastischen Kursverlauf. Inzwischen wird diese Kryptowährung als das digitale Gold bezeichnet. Darüber und die Aussichten für 2021 haben wir mit Raffael Huber von Bitcoin Suisse gesprochen.
Raffael Huber, trotz Corona und unsicherer Aussichten notieren viele Aktienmärkte im Plus – und dank der riesigen Geldschwemme dürfte es in diesem Stil weitergehen. Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen?
Raffael Huber Die von den Staaten getroffenen Massnahmen, unter anderem das Drucken von riesigen Mengen an Geld, haben viele Leute dazu bewegt, sich Gedanken über den Wert des Geldes zu machen – und sich gegen allfällige Zukunftsszenarien abzusichern wie beispielsweise scharfe Abwertungen gewisser Währungen. Auf dem Kryptomarkt waren das Bitcoin-Halving und das Upgrade auf Ethereum 2 prägende Ereignisse. Vor allem Bitcoin zeigte dieses Jahr zeitweise eine starke inverse Korrelation zum Dollar-Index DXY.
Die USA pumpen so viel Geld in den Markt wie nie zuvor. Ist Inflation vorprogrammiert?
Ob und wie schnell Inflation kommen wird, ist meiner Meinung nach schwierig vorauszusagen. In diesem Jahr haben wir sowohl deflationäre wie auch inflationäre Ereignisse erlebt, und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist stark gesunken. Die Geldpolitik der Zentralbanken wirkt im Moment eher anti-deflationär als strikt inflationär. Fiskalpolitische Massnahmen, die das Geld wieder schneller zirkulieren lassen, könnten dies ändern. Historisch gesehen war eine Staatsverschuldung von mehr als 130 Prozent des BIP längerfristig nie tragbar und führte daher regelmässig zur Währungsabwertung.
Das Nullzinsumfeld verlangt ein Umdenken. Warum gehören Krypto-Assets in ein Portfolio? Zur Renditegenerierung oder aus Diversifikatonsgründen?
In der Tat haben Kryptowährungen eine niedrige Korrelation zu anderen Asset-Klassen und sind daher eine Überlegung wert, um ein Portfolio zu diversifizieren. Unseren Analysen zufolge kann eine 1%-Allokation sogar zu einer tieferen Portfoliovolatilität führen. Das Thema digitale Währungen erhielt aufgrund der Pandemie weitere Aufmerksamkeit, und auch hier könnten Kryptowährungen längerfristig eine Rolle als Tech-Investment spielen.
Die zwei grössten Kryptowährungen, Bitcoin und Ethereum, hatten ein fantastisches Jahr. Wie nachhaltig sind die Kursgewinne?
Bemerkenswert ist beim diesjährigen Anstieg das grosse Interesse der institutionellen Anleger, 2017 war das noch anders. Namhafte Investoren wie Paul Tudor Jones oder Stanley Druckenmiller haben öffentlich gesagt, dass sie einen Teil ihres Portfolios zu Bitcoin alloziert haben. Kryptowährungen etablieren sich also immer mehr als Anlageklasse.
Bitcoin wird oft als digitales Gold bezeichnet. Unterstützen Sie diesen Vergleich?
Ja, er macht Sinn, da sowohl Gold wie Bitcoin als hartes Geld gesehen werden können. Bitcoin hat jedoch auch Vorteile gegenüber Gold. So ist es unmöglich, einen Bitcoin zu fälschen. Zudem ist Bitcoin leichter transportierbar und die Gesamtmenge von Bitcoin, die je existieren wird, ist bereits bekannt – es sind 21 Millionen. Natürlich geniesst Bitcoin noch nicht ansatzweise dasselbe Vertrauen der Anleger wie Gold. Doch die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt auch deutlich unter derjenigen von Gold.
Bei Ethereum ist 2020 viel passiert. Wie beurteilen Sie die Entwicklung und wo liegen die Chancen für Anleger?
Ethereum startete am 1. Dezember ein grosses Upgrade. Ethereum 2 beinhaltet einen Wechsel zu einer Blockchain, deren Betrieb weit weniger Energie benötigt und die potenziell weit mehr Transaktionen pro Sekunde abwickeln kann. Ethereum-Anleger haben die Möglichkeit, ihre ETH für das «Staking» zu verwenden. Dabei erwarten wir anfänglich einen Return, in ETH denominiert, von circa 10-15 Prozent pro Jahr.
Krypto-Assets sind reifer geworden, dennoch erfordern Investitionen mehr technisches Know-how als herkömmliche Anlagen, Stichwort Private Key. Wie sollen Investoren in diese Vermögensklasse einsteigen und worauf sollten sie achten?
Das Handling der Private Keys geht mit Rechten und Pflichten einher – und wenn er verlorengeht, sind die dazugehörigen Kryptowährungen in der Regel tatsächlich unwiderruflich verloren. Aus diesem Grund gibt es Dienstleistungen wie beispielsweise unser Angebot Swiss Crypto Vault, wo sich Experten um die sichere Verwahrung der Private Keys kümmern. Investoren sollten sich ausserdem bewusst sein, dass Börsen immer ein Gegenparteienrisiko mit sich bringen. Bei Bitcoin Suisse übernehmen wir dieses Gegenparteienrisiko, damit unsere Kunden den regulierten und rechtlich sicheren Zugang zum Kryptomarkt erhalten.
*Dr. Raffael Huber ist Head of Reasearch bei Bitcoin Suisse AG.