Die Macht der Anbieter

Durch die steigenden Vermögen erhöhen sich die gehaltenen Aktienvolumen der ETF-Anbieter. Doch was sie mit ihren Stimmrechten anstellen, ist noch wenig transparent.

Text: Rino Borini

Die ETF-Volumen steigen stetig. Und so wie es derzeit aussieht, wird auch 2015 ein Rekordjahr. Per Ende September verwalteten die ETF-Anbieter weltweit 2,8 Billionen Dollar, 230 Milliarden Dollar kamen alleine in diesem Jahr dazu. Geht das Wachstum in diesem Tempo weiter, wird 2016 die Drei-Billionen-Grenze geknackt.

Die Gründe für den Erfolg sind bekannt: ETF schneiden renditetechnisch besser ab als die meisten aktiv verwalteten Anlagefonds, zudem sind sie deutlich kostengünstiger. Doch dieser Erfolg ruft immer wieder Kritiker auf den Plan. So heisst es beispielsweise, dass Anleger aufgrund der tiefen Kosten zum «Zocken» animiert würden. Oder dass die Effizienz an den Finanzmärkten leide, weil die Kauf- und Verkaufsentscheide nicht mehr bewusst getroffen würden. Über diese und andere Risiken wird immer wieder gerne debattiert, doch bisher sind es vor allem Anschuldigungen. Empirische Beweise gibt es nicht.

Eine in letzter Zeit immer wieder aufkommende Kritik betrifft die mangelnde Ausübung der Stimmrechte. So schrieb kürzlich CNN Money, Indexfondsanbieter würden nur selten gegen das Management von Unternehmen stimmen. Ins gleiche Horn bläst Charles Munger, US-Milliardär und Weggefährte von Warren Buffett: «Indexfonds sind dauerhafte Aktienbesitzer. Das gibt ihnen eine Macht, die sie nicht richtig nutzen.»

Ungenutzte Macht

Einige ETF-Anbieter argumentieren, dass es aufgrund der passiven Haltung der Instrumente nur konsequent sei, keinen Einfluss auf Einzelaktienebene zu nehmen. Doch wenn die Vermögen in ETF in Zukunft weiterhin derart stark zunehmen, werden die ETF-Anbieter zu immer grösseren Aktionären von Unternehmen. Eindrücklich zeigt sich dies am Beispiel Apple: Der US-Technologiekonzern befindet sich zu rund zwölf Prozent im Besitz der drei Anbieter Vanguard, BlackRock und State Street.

Es gilt, die ETF-Anbieter in Bezug auf ihre Stimmrechte in die Pflicht zu nehmen. BlackRock als grösster ETF-Anbieter der Welt sieht dies gleich: «Als Treuhänder nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber unseren Kunden sehr ernst. Gerade weil wir, anders als andere Geldverwalter, oftmals einen grossen Teil unserer Aktien gar nicht verkaufen könnten, selbst wenn wir mit der Strategie oder Führung eines Unternehmens nicht einverstanden sind, ist das Ausüben der Aktionärsrechte umso wichtiger», sagt ein BlackRock-Sprecher. Nur so können ETF-Verwalter aktiv auf Unternehmen einwirken und sich für Änderungen einsetzen, die nach ihrer Überzeugung langfristig den Wert der Unternehmen erhöhen. Letztlich verwalten sie die Vermögen ja im Auftrag ihrer Kunden.

ETF-Anbieter haben sich Transparenz auf ihre Flagge geschrieben. Diese muss konsequenterweise auch für die Einschätzung der Unternehmen und die Ausübung des Stimmverhaltens gelten.


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