Die Notenbanken kehren um

Die US-Währungshüter haben weitere Zinserhöhungen abgesagt. Die Zinsen in Europa bleiben ebenfalls niedrig. Spricht das automatisch für Aktien?

Text: Adriano B. Lucatelli*

Die Konjunkturabschwächung, die sich in letzter Zeit insbesondere in Europa und China bemerkbar machte, führte zu einer Neubeurteilung der Lage durch die Notenbanken: Die geldpolitische Normalisierung geniesst nun nicht mehr erste Priorität, und so soll vorerst auch nicht mehr weiter an der Zinsschraube gedreht werden. Auch die Rückführung der Bilanz steht nicht mehr zuoberst auf der Agenda. Dies alles bietet grundsätzlich ein positives Umfeld für Aktien.

Gegenwärtig scheinen wir uns in einer Situation zu befinden, wo weder ein Boom mit höheren Zinsen erwartet werden kann noch das Abgleiten in eine Rezession befürchtet werden muss – ein Zustand, der Aktien ganz klar zu einer attraktiven Option für Anleger macht. Wir empfehlen deshalb, sich nicht von den Börsen zu verabschieden.

Die gegenwärtig zirkulierenden Konjunkturängste bewegten Anleger dazu, Sicherheit in langfristigen Staatsobligationen guter Bonität zu suchen, was jedoch zu niedrigen Renditen führte. Zum Beispiel liegt die Rendite zehnjähriger Papiere in der Schweiz bei minus 0,43%, und die Stimmung am Anleihenmarkt dürfte sich vorerst nicht ändern.

Nach der zinspolitischen Kehrtwende der US-Notenbank musste der US-Dollar gegenüber den wichtigsten Handelswährungen Federn lassen. Wir rechnen damit, dass die Schwäche des Greenbacks in den kommenden Wochen weiterhin anhalten wird.

Diese Entwicklung dürfte hinwiederum dem gelben Edelmetall zum Vorteil gereichen. Solange jedoch die Investoren die Zinssenkungen in den USA nicht einpreisen, bleibt der Aufwärtstrend beim Gold begrenzt.

Der Ölmarkt hat immer noch Spielraum nach oben. Die Gründe dafür liegen in den Fördermengenkürzungen der Opec und den sinkenden Lagerbeständen in den USA. Letztere werden dadurch verursacht, dass die US-Ölproduzenten es nicht schaffen, kurzfristig die eigene Fördermenge genügend auszuweiten, um die Verknappung wettzumachen.

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)