Anleger konzentrieren sich häufig stark auf den Tracking Error. Doch zum Ende zählt nur die relative Performance des ETF im Vergleich zu seinem Basisindex.
Text: Rino BoriniExchange Traded Funds können auf verschiedene Arten miteinander verglichen werden. Hoch oben in der Gunst der Vergleichsmasse steht traditionell der Tracking Error (TE). Doch der TE ist nur ein Aspekt der Bewertung. Er zeigt nicht – wie häufig angenommen wird – den Unterschied zwischen der Benchmark und dem ETF. Der Tracking Error weist lediglich die Volatilität (Standardabweichung) der Ertragsdifferenz zwischen dem Fonds und seinem Basisindex aus.
Ein Vergleich basierend auf der Total Expense Ratio (Gesamtkostenquote) ist ebenfalls nicht vollständig, denn einige Faktoren, die das Fondsvermögen positiv wie auch negativ beeinflussen können, werden in der TER nicht abgebildet. Ein besseres Vergleichsmass ist die erwirtschaftete Performance des Fonds. Solche Vergleiche können auf dem Nettoinventarwert (NAV) basierend durchgeführt werden.
Es liegt auf der Hand, dass die jährliche Verwaltungsgebühr die Rendite negativ beeinflusst. Diese ist zwar bekannt, doch sie zeigt nicht die ganze Wahrheit auf, denn es fallen weitere Kosten an. Bei physischen ETF sind es Kosten für Indexanpassungen, welche die Rendite schmälern. Hier hängt vieles auch vom Geschick des Portfoliomanagements ab, wie und wann beispielsweise ein Titel hinzugefügt oder entfernt wird.
In diesem Zusammenhang spielt ein weiterer allfälliger Barbestand eine Rolle. Dieser kann sowohl positive wie auch negative Auswirkungen auf die Gesamtrendite haben: Bei steigenden Märkten ist dies ein Nachteil, da sich das gesamte Fondsvermögen schlechter als der Markt entwickelt – und im Fall von fallenden Märkten ist es entsprechend von Vorteil.
Zusätzliche Erträge durch Wertpapierleihe
Bei synthetisch replzierenden Indexfonds wird die Rendite eingekauft, deswegen fallen solche Kosten nicht an. Die Anbieter von swapbasierten ETF müssen hingegen Swapgebühren bezahlen, die sich negativ auf den Nettobarwert auswirken. Je nach ETF-Struktur kann die Performance von weiteren Kosten beeinträchtigt werden. Durch Wertpapierleihe können ETF-Anbieter jedoch zusätzliche Erträge generieren, die den Nettoinventarwert positiv beeinflussen.
Auch das Fondsdomizil sollte bei der Beurteilung berücksichtigt werden. Da die Steuerabkommen von Land zu Land variieren, haben die Steuerbelastungen der Erträge (beispielsweise Dividenden) unterschiedlich starke Auswirkungen auf das Fondsvermögen. Insbesondere tradingorienterte Anleger sollten die Handelskosten nicht vernachlässigen. Ein Blick auf die Geld-Briefspanne ist wichtig. Zudem helfen die Qualitätsmerkmale (Market Quality Metrics), welche von der SIX Swiss Exchange berechnet werden. Denn diese zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern vergleichen die durchschnittliche Entwicklung über einen längeren Zeithorizont.