Die Vielfalt der Krypto-Assets

Bitcoin ist zwar die Mutter aller Krypto-Projekte – heute aber längst nicht mehr das einzige. Die Vielfalt der Krypto-Assets ist beeindruckend. Eine Orientierungshilfe.

Text: Pascal Hügli

Noch ist der Krypto-Markt hauptsächlich von Privatanlegern oder aber sehr vermögenden Investoren bevölkert. Institutionelle Anleger sind abgesehen von ein paar wenigen Hedge-Fonds nicht investiert. Für viele Krypto-Enthusiasten ein Glücksfall, sehen sie den einfachen, digital versierten Mann für einmal vor der Wall Street in einer neuen Anlageklasse investiert. Gleichwohl haben sich einige Privatanleger die Finger verbrannt. Denn ganz so einfach ist das Investieren nicht. Auch ist Krypto nicht gleich Krypto.

Sammelsurium an Privatwährungen

Als Überkategorie handelt es sich bei Krypto um eine neue Vermögensklasse, die Aktien, Anleihen oder Rohstoffe ergänzt. Innerhalb der Krypto-Anlagewelt gibt es aber entscheidende Differenzen. So unterscheiden sich die Krypto-Assets beispielsweise bezüglich Anliegen, Ausgestaltung und Funktion. Es ist daher unzureichend, wenn in der breiten Öffentlichkeit nur von Kryptowährungen die Rede ist.

Dennoch war Bitcoin das erste offizielle Krypto-Asset und wurde in seinem Thesenpapier auch als elektronisches Peer-to-Peer Zahlungssystem charakterisiert. Da kryptografische Verfahren wesentlicher Bestandteil des Bitcoins sind, wurde diese neue Währung als sogenannte Kryptowährung kategorisiert. Mittlerweile gibt es unzählige weitere mit dem erklärten Hauptziel, als digitales Tauschmittel zu funktionieren. Prominente Beispiele sind: Bitcoin Cash, Litecoin, Byteball, Feathercoin oder Dodgecoin. Ein Massenphänomen sind diese allerdings noch nicht, dazu fehlt ihnen bislang die Skalierbarkeit ihres technischen Unterbaus.

 

Ein anderes Hauptanliegen verfolgen die Privacy- oder AnonCoins. Zu ihnen gehören Monero, Zcash, Dash oder Komodo. Diese fungieren als nicht-nachverfolgbares Digitalgeld zum Schutz
der Privatsphäre. Aufgrund ihrer Anonymität werden derartige Kryptowährungen auch mit digitalem Bargeld verglichen. Gegenwärtig wird der Bitcoin von vielen als Wertaufbewahrungsmittel
angesehen. Für andere ist er dies wegen hoher Preisvolatilität eben gerade nicht. Treffender wäre es daher, den Bitcoin als innovativen, wenngleich volatilen Wertaufbewahrungsversuch einzuordnen. Das Ziel nachhaltiger Wertaufbewahrung verfolgen auch die sogenannten Stablecoins. Am populärsten sind Tether, Circle, MakerDao, Basis sowie DigixDao. Obwohl unterschiedlich
in ihrem Ansatz, beabsichtigen sie alle, ihren Wert im Vergleich zu staatlichen Währungen wie dem Dollar konstant zu halten. Deren Volumen und Relevanz sind zurzeit allerdings noch gering.
Unbestritten ist: Was der US-Dollar für das von staatlichen Währungen dominierte System ist, verkörpert der Bitcoin für die Krypto-Welt: die Reservewährung. Nur der Ether hat diese Funktion
ebenfalls noch inne. Wer in die zahlreichen Krypto-Assets investieren will, hat hierfür meistens zuerst Dollar, Euro oder Yen in Bitcoin oder Ether umzuwandeln, bevor man damit andere Tokens kaufen kann.

Plattform-Token

Der Ether ist jedoch vor allem aus einer anderen Perspektive interessant: So stellt er das «Krypto-Fuel» für das Ethereum-Netzwerk dar. Die Währungsfunktion tritt in den Hintergrund, während
Smart Contracts, programmierbare und daher selbst exekutierende Verträge, in den Vordergrund rücken. Ethereum gilt daher als Krypto-Plattform. Diese fungiert als dezentralisierte Entwicklungsplattform und dient Programmierern dazu, die unterschiedlichsten DApps (dezentralisierte Applikationen) zu entwickeln. Interessanterweise sind jene Krypto-Assets mit der
höchsten Marktkapitalisierung Plattform-Assets. Die bekanntesten neben Ethereum sind: EOS, Cardano, NEO, NEM, IOTA und ICON. Ethereum ist aber mit Abstand die am meisten verwendete
Krypto-Plattform. Von den Top 800 Token bauen 87 Prozent auf Ethereum. Auch die Bitcoin-Community arbeitet an einer Plattform namens Rootstock, welche Smart Contracts für Bitcoin ermöglichen soll.

Krypto für die Finanzwelt

Ebenfalls ein prominenter Anwendungsfall unter den Krypto-Assets ist jener von Finanzanwendungen. Allen voran die Projekte Ripple und Stellar, welche den globalen Zahlungsausgleich innerhalb des Interbankenmarktes günstiger, effizienter und vor allem schneller machen wollen. Als Zahlungslösung der Zukunft sehen OmiseGo, RequestNetwork oder das InkProtocol. Auch das Handels- und Börsengeschäft spielt in der neuen Krypto-Welt eine entscheidende Rolle. Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung, wonach immer mehr physische Assets tokenisiert werden und
somit durch eine Art korrespondierendes Krypto-Asset ergänzt werden, scheinen Projekte wie der Binance Coin, Huobi Token oder Bibox Token aussichtsvoll positioniert zu sein. Auf das Kreditgeschäft abgesehen haben es Nexo und SALT.

Token für ein Web 3.0

In der Zwischenzeit erstreckt sich das Krypto-Phänomen auch über unterschiedlichste Projekte, die nur indirekt oder überhaupt nicht mit dem Finanzsektor in Verbindung stehen. So versucht sich Siacoin in der Dezentralisierung von Datenspeicherung. Steem oder Mithril arbeiten auf ein dezentrales Ökosystem für Soziale Netzwerke hin. Des Weiteren ermöglicht die Krypto-Welt ganz neue Geschäftsmodelle und Anwendungsfälle, die bislang überhaupt nicht möglich gewesen sind. Beispielsweise die Möglichkeit zur Selbstverwaltung einer eigenen digitalen Identität, wie von Valid oder Civic vorgesehen. Oder ein Marktplatz für das Teilen und Monetarisieren von persönlichen Daten, eine Idee, die Streamr verfolgt. Weitere interessante Anwendungsfälle sind Augur, eine dezentralisierte Prognosemarkt-Plattform oder Golem, ein Markt für das Monetarisieren ungenutzter Computerkapazität.


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