Diversifikation dank Bitcoin-ETI

ETI und ETF klingt fast gleich, doch es gibt entscheidende Unterschiede. Andreas Wölfl hat den ersten Bitcoin-ETI auf den Markt gebracht hat und erklärt im Interview die Eigenheiten der neuen Produkte:

Text: Barbara Kalhammer

Kürzlich wurde in Deutschland der erste Bitcoin-ETI gelistet. Was verbirgt sich hinter dem Produkt?

Letztlich handelt es sich um ein Wertpapier, dessen Entwicklung sich an Bitcoins orientiert. Vergleichbar ist es mit einem Gold-ETF, der den Goldpreis abbildet.

Worin unterscheiden sich Exchange Traded Investments von Exchange Traded Funds?

Insgesamt sind ETI flexibler. Innerhalb der EU können ETF nur auf anerkannte Finanz-indizes aufgelegt werden, in der Schweiz auch auf Einzelwerte wie Gold. ETI hingegen können auf jeden vordefinierten Basiswert lanciert werden, seien es anerkannte Finanzindizes, ein selbstgestrickter Index wie auch Fonds, eine Zweckgesellschaft oder Rohstoffe. Einzige Voraussetzung ist ein definiertes Underlying. Der ETI kann somit nicht an ein aktiv gemanagtes Portfolio gekoppelt sein.

Gelten ETI auch als Sondervermögen?

Vergleichen wir einmal ETF, Indexzertifikate und ETI. Die Unterschiede sind marginal. Mit ETF und Indexzertifikaten kann in die breiten Märkte preisgünstig investiert werden. Nischen und alternative Anlagen bleiben ETI vorbehalten. Der ETF ist dafür ein Fonds, also selbst reguliert und gilt als Sondervermögen. Einen ähnlichen Charakter haben auch ETI, die über ein Konkursprivileg verfügen. Die Vermögenswerte stehen somit den Anlegern zu. Das Indexzertifikat hingegen hat ein Emittentenrisiko.

Wie sind ETI entstanden?

Sie haben eine junge Geschichte. Die Fondsrichtlinie AIFMD kennt die Ausnahme für Verbriefungslösungen. In einem solchen Fall fällt das Produkt unter die Regulierung der Europäischen Zentralbank und nicht unter die Fondsregulierung. Dadurch ist keine Depotbank nötig für die Lancierung. Gerade beim Bitcoin-ETI ist das ein grosser Vorteil, denn für die virtuelle Währung gibt es keine Depotbank-Verpflichtungen.

Was sind die konkreten Vorteile für den Anleger?

In den Diversifikationsmöglichkeiten. Ein ETI kann genau das machen, was ein ETF macht und noch mehr. Durch die Produkte- können Anleger in Märkte investieren, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten. Zudem sind ETI börsengehandelte Wertpapiere, die ganz einfach in ein Depot inte-griert werden können.

Gibt es bezüglich Märkten keine Grenzen?

Rechtlich gesehen gibt es sie tatsächlich nicht. Grundsätzlich kann alles, was bewertbar ist, verbrieft werden. Wir haben beispielsweise Produkte im Bereich Risikokapital, Venture Capital und Private Equity. Die Nachfrage nach solchen Anlagemöglichkeiten ist sehr hoch. Doch ähnlich wie bei Bitcoin stossen Fonds in Europa durch die Depotbank-Verpflichtung an Grenzen.

Worauf müssen Anleger achten?

Man muss wissen, dass ETI aus dem Bereich der Hedgefonds kommen, also mit hohen Risiken verbunden sind. Es ist daher sinnvoll, mit dem Vermögensberater die genauen Risiken zu beleuchten. So kann festgestellt werden, ob die Risikoklasse des Produkts ins Portfolio passt.

Ziel der Alternativen Fonds ist nicht das Übertreffen des Vergleichsindex, sondern das Erzielen einer positiven Rendite in jedem Marktumfeld. Ist das realistisch?

Das Ziel ist in meinen Augen ein anderes: Diversifikation zu bieten. Wir leben aktuell in einem Umfeld, in dem die als sicher eingestuften Staatsanleihen keine oder sogar negative Renditen liefern. Aktien sind über weite Bereiche nicht mehr günstig. ETI bieten eine Möglichkeit, in andere Anlageklassen zu investieren, die nicht korrelieren. Auf der Suche nach Rendite werden Anleger also zwangsläufig bei alternativen Investments landen.

Die Produktart ist noch relativ neu. Wie hat sie sich bisher geschlagen?

Den richtigen Schub gab es in den letzten zwei bis drei Jahren. Die meisten Produkte sind sogar nur knapp ein Jahr alt. Ein wirklicher Erfolg lässt sich erst nach drei bis fünf Jahren messen. Darum wäre es voreilig, nun mit Erfolgen zu prahlen. Wir selbst sind jedoch nicht im Asset Management zuhause, wir wählen die Strategien nicht selbst aus, sondern bieten anderen unsere Plattform an.

Zurück zum Bitcoin-ETI. Wie genau funktioniert das Produkt?

Wir haben die Anteile des Produkts emittiert. Investoren, die Zugang zu dem Thema suchen, können einfach über die Börse kaufen. Wenn wir Anteile verkaufen, dann kaufen wir im Gegenzug mit dem Erlös Bitcoins an der Börse Coinbase in Kalifornien. Dadurch wird sichergestellt, dass der ETI wirklich die Entwicklung der virtuellen Währung abbildet.

Der Prozess ist damit wie bei einem Gold-ETF, nur ohne Lagerkosten?

Genau. Allerdings müssen wir Versicherungskosten bezahlen. Im ersten Schritt sind wir bis zu fünf Millionen versichert, weil wir das Diebstahlsrisiko bei Bitcoins ernst nehmen. Gerade kürzlich wurden der Bitcoin-Börse in Hong Kong Bitcoins im Wert von mehreren Millionen Euro gestohlen.

Wird die Höhe der Versicherung ans Volumen angepasst?

Ja. Wir müssen nun aber erst einmal abwarten, wie hoch das Interesse ist. Allerdings wird es für Summen über fünf Millionen Euro schwieriger, eine Versicherung zu bekommen.

Wie gestaltet sich der Handel genau?

Gleich wie bei einem ETF oder einem -Indexzertifikat. Am Primärmarkt können die autorisierten Teilnehmer Bitcoins gegen ETI-Anteile eintauschen und dann am Sekundärmarkt wieder verkaufen.

Was kostet das Produkt?

Die Gesamtkostenbelastung beträgt rund zwei Prozent. Das mag viel erscheinen, aber unser Produkt ist versichert und die Marge ist natürlich höher, wenn es keine sichtbare Konkurrenz gibt.

Macht es nicht mehr Sinn, direkt Bitcoins zu kaufen?

Die Entscheidung, wie der Anleger investieren möchte, muss er selber treffen. In den USA gibt es bereits einen Bitcoin Trust, der mit einer deutlichen Prämie zum Bitcoin-Kurs notiert. Dort ist die Nachfrage sehr hoch.

Bei Finanzprodukten steht meist ein geregelter Markt dahinter. Das ist bei Bitcoin nicht der Fall. Ist das aus Sicht der Anleger keine Gefahr?

Wie gesagt: Wir sichern die Anleger ab. Der andere Vorteil ist, dass durch die Konstruktion auch nur ein kleiner Bitcoin-Anteil ins Depot aufgenommen werden kann. Bei einer Direktinvestition stellt sich die Frage der Lagerung der Bitcoin und wie mit dem Diebstahlrisiko umgegangen wird.

Andreas Wölfl ist Gründer und Geschäftsführer der Argentarius ETI Management


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