Die ETF-Woche: Trendwenden, Neuemissionen, Kostensenkungen und wegen «Zu» geschlossen.
Willkommen beim 10×10 ETF-Guru. Wöchentlich kommentiere ich künftig das Geschehen rund um Exchange Traded Funds. Mal mehr, mal weniger. Neues, Skurilles, Aussergewöhnliches und ganz Normales. Haben Sie Fragen oder Anregungen, ein paar spannende Neuigkeiten oder interessante Marktgerüchte, dann schreiben Sie mir.
Alleswisser Guru?
Gurus wissen alles besser, oder? Es muss ja einen Grund haben, dass Investoren in Massen ihren Anlagetipps hinterherlaufen. Tritt beispielsweise Marc Faber irgendwo auf einer Messe auf, kommen die Anleger in Scharen angerannt. Doch meist wettern Gurus nur gegen andere. Beliebtes Opfer: Ben Bernanke. Oder haben Sie von Marc Faber oder Jim Rogers in letzter Zeit wirklich was Neues gehört? Das ist aber eine andere Geschichte.
Beim Global X Guru ETF hat sich das Hinterherlaufen wenigstens bezahlt gemacht. Seit der Auflegung vor rund 18 Monaten kletterte der ETF 75 Prozent , der S&P 500 nur rund 41 Prozent. Spannend, unspannend beziehungsweise kompliziert ist hingegen der Auswahlprozess, das erspare ich Ihnen lieber. Nur soviel: Dieser Index bietet Exposure in den Hedge Fund Markt und der ETF konnte über 300 Millionen Dollar einsammeln.
Für jene, die jetzt neugierig geworden sind, hier die Details. Erhältlich ist dieser Guru-ETF nun auch in Kolumbien, denn Global X hat als erster Emittent drei Produkte an der Börse in Bogota gelistet. Übrigens, der kolumbianische Aktienmarkt, gemessen am MSCI Colombia, büsste in diesem Jahr beinahe ein Viertel seines Werts ein. Vielleicht eine Anlageidee fürs 2014, doch leider gibt es in der Schweiz keinen ETF auf dieses Land. Dafür sind ETF auf den kleineren Nachbar Peru erhältlich.
Klammheimlicher Abschied
iShares ist der unangefochtene Marktführer der ETF-Branche. In Europa kommt das Unternehmen auf einen Marktanteil von knapp 48 Prozent. Dahinter rangiert Deutsche Asset & Wealth Management, mit 13,3 Prozent. Doch nun wollen die Deutschen mehr Marktanteil gewinnen. Gegenüber der FAZ sagte Kai Bald, Leiter für den öffentlichen Vertrieb von ETF: «Wir wollen in Europa spätestens bis Ende 2015 einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen.» (FAZ)
Spannend auch die Tatsache, dass im ersten Quartal 18 ETF von der synthetischen auf die physische Replikation umgestellt werden sollen. Klammheimlich verabschiedet sich die Branche immer mehr von swapbasierten Produkten. Lyxor nahm 2013 einige Umstellungen vor (Finanzprodukt). Und auch iShares hat sich von der Replikationsart weitestgehend verabschiedet (Morningstar). «Wir können uns nicht gegen den Markt stellen», sagte Kai Bald im selben Interview. Wo der Deutsche Bank Experte Recht hat, hat er einfach Recht. Und von einem ETF Mann erwartet man eigentlich eine solche Aussage, denn ein ETF stellt sich nie gegen den Markt.
Rohstoffe – Top oder Flop?
Die Rohstoff-Performance 2013 war ein Debakel. Doch nun soll alles besser werden, das soll es ja eigentlich immer zur Jahreswende. ETF Securities erwartet, dass die Nachfrage aus China und den USA 2014 die Preise steigen lassen wird. Favoriten sind Kupfer, Blei, Platin und Palladium. Übrigens ist ETF Securities ein führender Anbieter von ETP, der im Bereich Rohstoffinvestments eine Vorreiterrolle einnimmt, so heisst es zumindest auf deren Website.
Die prognostizierte Wende würde das Unternehmen sicher freuen und vor allem gut tun. Denn in diesem Jahr musste ETF Securities allein in Europa Abflüsse von 3,8 Milliarden Dollar hinnehmen, wie der Blackrock ETF Landscape November zeigt.
Erfolgsjahr 2013
Die ETF-Branche bewegt sich auf ein weiteres Erfolgsjahr zu. Dennoch ist die Entwicklung etwas schwächer als im Vorjahr. Bis Ende November wurden knapp 210 Milliarden Dollar investiert, im Vorjahr waren es in der Periode bereits 224 Milliarden Dollar. ETF Landscape
Weniger ist mehr
Einen Schritt in die richtige Richtung geht die Zürcher Kantonalbank. Sie senkt die Gesamtkostenquote bei ihren Indexfonds und vor allem, sie verzichtet auf Retros (Finanzprodukt). Die Retro-Thematik wird uns sicherlich noch weiter begleiten, denn «Retros sind ein Auslaufmodell» sagte Anita Rüegsegger. Das kann ich nur unterschreiben.
Sechser im Lotto
Die UBS hat ihr Angebot an währungsgesicherten ETF deutlich aufgestockt (10×10). Ein sinnvoller Schritt, denn Hand aufs Herz: Prognosen für Wechselkursschwankungen sind wie ein Sechser im Lotto, auch die Profis liegen hier oftmals falsch. Ebenso haben Pimco und Source zwei neue ETF an der SIX Swiss Exchange kotiert. SIX Swiss Exchange
Wegen «Zu» geschlossen
Leider überlebt nicht jeder ETF. Damit am Ende auch die Marge stimmt, muss ein ETF zwischen 50 bis 100 Millionen Franken verwalten. Das hängt jeweils vom Marktsegment ab. Der Konsolierungsprozess führt nun dazu, dass auch einige Produkte wieder verschwinden. In diesem Jahr haben weltweit 200 Produkte das Börsenparkett verlassen. In der Schweiz ebenso, knapp 60 ETF wurden von der Börse genommen. Anleger müssen aber keine Angst vor Schliessungen haben.
Im 2014 wird es weitere Schliessungen geben, das ist so sicher wie das Amen im Gebet. Interessant ist dabei folgendes: In den USA verwaltet ein ETF generell im Durchschnitt 1,1 Millionen Dollar. In Europa sind es lediglich 194 000 Dollar.
ETF News nehmen zu
ETF haben in den letzten 10 Jahren weltweit im Durchschnitt eine Wachstumsrate von 25 Prozent per annum erlebt. Das zeigt sich auch in einer anderen Form, wie der Tweet von Eric Balchunas zeigt.
Chart: the number of news stories mentioning „ETF“ has more than doubled in 2013. The graph shows past 5 yrs. #ETF pic.twitter.com/WOQoIpMZcw
— Eric Balchunas (@EricBalchunas) 27. November 2013
Und zum Schluss…
Für all diejenigen, die eigentlich gar nicht wissen, was ein ETF effektiv ist, hilft dieses kurze Video.