Wandelanleihen stehen an der Börse selten im Blickpunkt. Aufmerksamkeit erhalten sie meist nur in turbulenten Zeiten. Es überrascht darum nicht, dass ausgerechnet jetzt der weltweit erste Wandelanleihen-ETF kommt.
Text: Rino BoriniDie Investorengemeinde wird sich wohl auch weiterhin mit dem Tiefzinsumfeld zurechtfinden müssen. Gestiegen sind dagegen die Risiken von Kursrückschlägen an den Aktienmärkten. In solchen Zeiten ist es sinnvoll, ein altbekanntes Anlageinstrument ins Blickfeld zu rücken: Wandelanleihen, auch Convertible Bonds genannt. Die Kombination aus Sicherheit – die Produkte haben einen Kapitalschutz und eine garantierte Rückzahlung zu 100 Prozent – und der Möglichkeit auf Kursgewinne lassen diese Instrumente derzeit in attraktivem Licht erscheinen.
Durch diesen dualen Charakter bieten Convertible Bonds zwei Chancen: Sie reagieren entweder auf die Entwicklung des Obligationenmarktes oder auf diejenige des Aktienmarkts – je nachdem, welcher die bessere Performance aufweist. Diese Eigenschaft kann gewinnbringend in den Investitionsprozess integriert werden, da sie die Bedeutung der reinen Gewichtung von Festverzinslichen und Aktien abschwächt und zugleich die Portfoliorendite erhöht.
Der Schutzmechanismus ist derzeit ganz besonders wertvoll, weil die Aktienhausse sehr stark von einer expansiven Geldpolitik der Notenbanken getrieben wird und somit nicht nachhaltig ist. Die Risiken, die sich ergeben, wenn der Geldstrom abreisst, sind enorm. Ein weiteres Attraktivitätsmerkmal liegt in der niedrigen Zinssensitivität, die Wandelanleihen im Vergleich zu vielen Obligationen attraktiv macht.
Indexiert in Wandler anlegen
Passiv orientierten Anlegern fehlten solche Investitionsmöglichkeiten bis dato gänzlich. Entweder ein Anleger wählte selbständig bestimmte Wandelanleihen aus,oder er legte sich einen entsprechenden aktiven Fonds ins Depot. Viele dieser Anlagefonds orientieren sich am ehemaligen UBS Convertible Index, um die Managerqualität zu beurteilen.
Für passive Anleger gibt es seit kurzem den ersten ETF auf einen globalen Wandelanleihen-Index. Die Grundlage bildet der Thomson Reuters Global Convertible Bond Index. Dahinter verbirgt sich die erwähnte UBS-Messlatte für Wandelanleihen. Die Grossbank verkaufte die Indizes an Thomson Reuters.
Der erste ETF auf dieses Anlagesegment überhaupt kommt von State Street Global Advisor (SPDR). Der Indexfonds sei in der Schweiz zum öffentlichen Vertrieb erst im ersten Quartal 2015 zugelassen, sagt Rochus Appert, Chef Schweiz von SPDR ETF. Der passive Fonds investiert direkt in 219 Wandelanleihen. Dabei darf kein Titel mehr als vier Prozent ausmachen.
Aus Ländersicht sind die USA am stärksten gewichtet (44%), gefolgt von Frankreich (9%) und Japan (7%). Kostentechnisch liegt der ETF rund 0,50 bis 1,0 Prozent tiefer als aktive Globallösungen, die ETF-TER beträgt 0,50 Prozent. Das gewichtete Delta beträgt 0,48. Damit ist der Index im hybriden Bereich aufgestellt und der Wandel-ETF wird zur ausgewogenen Mischung aus Obligationen- und Aktienanlage.