(Preis-)Kampf der Titanen

Das verstärkte Buhlen um die Vermögen der Anleger hat für diese einen erfreulichen Effekt: ETF auf Standardmärkte werden immer günstiger.

Text: Rino Borini

Anfang November verkündete der Branchenprimus iShares eine Preisreduktion bei sieben seiner in den USA zugelassenen Core-ETF. Der S&P Total US-Stock Market ETF beispielsweise kostet ab sofort gerade mal 0,03 Prozent – die Verwaltungskosten wurden also um über die Hälfte reduziert. Es dauerte nur wenige Stunden, bis Konkurrent Charles Schwab reagierte und die Gebühren seines ETF auf den vergleichbaren US-Aktienindex auf dasselbe Kostenniveau senkte. Es dürfte nicht lange dauern, bis auch weitere US-Anbieter wie SPDR oder Vanguard die Verwaltungsgebühren der vergleichbaren Produkte senken werden. «It’s really been a clash of the titans», ein Kampf unter den Giganten, sagte der Morningstar-ETF-Experte Ben Johnson gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Forbes.

Gewinner dieses Preiskampfs sind die Anleger, die die wichtigsten Bausteine ihres Kernportfolios mittlerweile unter 10 Basispunkten erhalten. Doch es gibt auch kritische Stimmen: Die Anbieter würden dem Fondsvermögen dafür anderweitige Kosten belasten und der Preiskampf erfolge letztlich auf dem Buckel der Anleger. Doch dem ist nicht so.

Investoren können heute relativ einfach die Qualität der verschiedenen ETF vergleichen. Ist die Anlagerendite nicht nahezu identisch mit der Indexrendite, hat ein Anbieter keinen Mehrwert geliefert. Zudem sind solche Preissenkungen für die grossen Anbieter keine grosse Sache, da ETF ein Skalierungsgeschäft sind und das Wachstum stetig zunimmt. Mit jedem neuen Franken, der in einen Core-ETF investiert wird, senkt der Emittent seine Grenzkosten.

Europa wird nachziehen Noch sind die Folgen der Preisrückgänge erst für Anleger in den USA spürbar. Es ist jedoch lediglich eine Frage der Zeit, bis Europa und damit auch in die Schweiz folgen werden. 
    Auch hierzulande gab es bereits zahlreiche Preissenkungen, von denen die Investoren profitierten. Blicken wir zurück in das Jahr 2007: Anleger, die damals in US-Aktien investieren wollten, mussten hierzulande für einen ETF 0,40 Prozent ausgeben. Heute müssen sie beim günstigsten Anbieter, Source, gerade mal noch fünf Basispunkte aufbringen.

Ebenfalls massiv günstiger wurde das britische Leitbarometer FTSE 100: Vor acht Jahren mussten Investoren Verwaltungsgebühren von 0,50 Prozent bezahlen, heute- sind es noch acht Basispunkte – ein Rückgang von 85 Prozent also. Ein ähnliches Muster zeigt sich beim deutschen DAX, beim Euro Stoxx 50, beim japanischen Nikkei und beim Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets. Rückgänge bei den Preisen und Gebühren konnten in den vergangenen Jahren in fast allen Kern-Aktienmärkten beobachtet werden. Ein Ende dieses für Anleger erfreulichen Trends ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht.


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