Social Media findet immer mehr Einzug in den Alltag, so auch ins Anlagegeschäft. Doch hierzulande weiss die Finanzindustrie die neue Kraft noch nicht wirklich zu nutzen.
Text: Rino BoriniOb bei Reisen oder Kaufentscheiden: Immer mehr Konsumenten holen sich über spezialisierte Webseiten oder Apps eine Zweit- und Drittmeinung ein. Der Kunde von heute will wissen, was die Masse zu bestimmten Dienstleistungen und Produkten meint. Diese Plattformen erhöhen die Transparenz und vereinfachen den Entscheidungsprozess.
Auch im Anlagebereich kommen soziale Medien vermehrt zum Einsatz, jedoch fast ausschliesslich in den Vereinigten Staaten. Inzwischen konsultieren über 40 Prozent der US-Investoren eine soziale Plattform, bevor sie eine Investitionsentscheidung treffen. Tendenz steigend. Es geht weiter: Die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) hat Twitter und Facebook im April 2013 als offizielle Nachrichtenkanäle anerkannt. Dies erhöht den Druck auf börsenkotierte Unternehmen, wichtige Informationen auch über diese Kanäle zu verbreiten.
Und wie nutzt die ETF-Branche diese neuen Möglichkeiten? Die Antwort ist ernüchternd. Hierzulande wird geglänzt durch Abwesenheit. In den USA ist iShares mit über 87 000 Twitter-Followern führend, doch die Nachrichten sind primär auf den US-Markt ausgerichtet. Verwirrend ist in diesem Zusammenhang das Verhalten der UBS: Sie führt zwar unter @ubsfunds auf Twitter ein Konto und setzt dieses auch aktiv ein. Doch in der gleichen Organisationseinheit sind auch die Exchange Traded Funds angesiedelt. Nur wurden all die Neuerungen, die rund um UBS-ETF in den letzten Monaten getätigt wurden, in keinem sozialen Kanal erwähnt.
Natürlich können Anleger auch direkt in soziale Medien investieren: Facebook, Groupon oder Google sind bereits börsenkotiert. Twitter folgt demnächst. Wenig überraschend gibt es mittlerweile auch einen Socialmedia-Index und demzufolge auch einen ETF, der diesen abbildet: den Global X Social Media ETF. Dieser verwaltet mittlerweile ein Vermögen von 65 Millionen Dollar.
Für einen Themen-ETF ist dieser Betrag gar nicht so übel, denn generell haben es spezialisierte ETF schwer, genügend Vermögen zu generieren. Der Index übertrumpfte in den letzten zwölf Monaten den Technologieindex Nasdaq um Welten. Die Zeit ist reif, für Anbieter wie auch Investoren im Anlagebereich, sich verstärkt mit sozialen Netzwerken auseinanderzusetzen.