In den USA sind Exchange Traded Products bei den privaten Anlegern bereits angekommen. In Europa jedoch gibt es diesbezüglich noch viel zu tun.
Text: Barbara KalhammerDer weltweite ETP -Markt wächst mit Riesenschritten. Die verwalteten Vermögen haben in diesem Jahr die Marke von zwei Billionen Dollar überschritten und wachsen kontinuierlich weiter. Besonders grosses Potenzial wird dem europäischen Markt bescheinigt. Grund dafür ist, dass die Produkte bislang von Privatanlegern noch stark vernachlässigt wurden. Während der Anteil der Privatanleger in den USA bereits bei über 50 Prozent liegt, sind es in Europa gerade einmal 15 Prozent.
Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young soll der Anteil auf 25 Prozent steigen. Diese Entwicklung werde allerdings nicht von heute auf morgen erfolgen, sondern nur allmählich. Aktuell ist der europäische ETP -Markt rund 380 Milliarden Dollar schwer. Schätzungen von iShares zufolge soll das Volumen bis Ende 2017 auf 900 Milliarden Dollar klettern. Aber auch insgesamt haben ETF noch viel Potenzial. So sind Europa nur 3,5 Prozent des Gesamtvermögens in ETF investiert, in den USA liegt der Anteil bei 8 Prozent.
Gravierende Unterschiede
Differenzen zwischen den Vereinigten Staaten und Europa gibt es nicht nur hinsichtlich der Zahl der Privatanleger, sondern auch in Bezug auf deren Anlageverhalten. So sind beispielsweise in Amerika mehr als 97 Prozent der Vermögen in physisch replizierten ETF investiert. In Europa hingegen liegt der Anteil nur bei 65 Prozent. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Emittentenhauses Vanguard hervor. Somit greifen die europäischen Investoren häufiger zu swapbasierten ETF . Diese überzeugen vor allem bei illiquiden und schwer zugänglichen Märkten mit tiefen Kosten und einem geringen Tracking Error. Durch den Einsatz von Swaps bergen sie jedoch ein Gegenparteirisiko.
Anleger dürften aber auch vermehrt nach diesen synthetisch replizierten Produkten greifen, weil ihr Angebot überwiegt. Knapp 70 Prozent der ETF in Europa sind swapbasiert, in den USA sind es hingegen nur 17 Prozent.
Starke Unterschiede zeigen sich auch bei den spezifischen Anlegerinteressen. Der US-Markt ist 1,5 Billionen Dollar schwer, knapp 850 Milliarden liegen in amerikanischen Aktien-ETP, 250 Milliarden in Anleihen und nur 77 Milliarden Dollar in Rohstoffen. In Europa werden Gold, Silber und Co. wesentlich stärker nachgefragt. Von den insgesamt 378 Milliarden Dollar-Vermögen liegen 50 Milliarden in Rohstoffen, 130 Milliarden in europäische Aktien und 74 Milliarden in Anleihen.
Um den ETF auch in Europa den Weg in die Portfolios von Privatanlegern zu ebnen, müsste sich einiges ändern. Denn in Amerika haben Honorarberater das Übergewicht. Sie setzen ETF aufgrund ihrer Gebührenstruktur vielfach als Anlagevehikel ein. In Europa erfolgt die Beratung jedoch vielfach durch die Bankinstitute. Da börsengehandelte Indexfonds in der Regel keine Provisionen bieten, sind sie für viele Institute uninteressant. Nach Ansicht der Branche ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg der Produkte das Anlegerwissen über ETP.