Fünf unterschätzte globale Aktientrends

China, Japan, Technologie-Titel und Value-Werte könnten die globalen Märkte nicht nur in diesem Jahr, sondern auch darüber hinaus prägen. Zudem dürfte die Outperformance der US-Aktien gegenüber ihren internationalen Pendants ihren Zenit überschritten haben.

Text: Gastbeitrag von Justin Thomson, CIO und Head of International Equities bei T. Rowe Price*
Aktientrends

Derzeit sind die Märkte von Entwicklungen gekennzeichnet, die sich langfristig auf die Performance auswirken dürften – und einige Anleger überraschen könnten. Diese Dynamik zu verstehen kann Anlegern dabei helfen, die Renditequellen für ihre internationalen Portfolios zu identifizieren oder zu verstärken.

Im Mittelpunkt stehen fünf globale Trends, die die Märkte verändern können, von internationalen Investoren derzeit aber offensichtlich unterschätzt werden. Diese Entwicklungen – China, Japan, Technologie, Value und die Resilienz der internationalen Märkte – bergen Chancen für Anleger, die ihre Portfolios für die Zeit nach der Coronavirus-Pandemie strategisch positionieren möchten.

1) Investoren agieren in China noch immer zu zögerlich

Während der Anteil Chinas am weltweiten Bruttoinlandsprodukt zwischen 2010 und 2019 von 9% auf 16% anstieg, haben die globalen Aktienindizes diese Entwicklung nicht nachvollzogen. Viele Anleger kennen vermutlich eine Handvoll namhafter chinesischer Unternehmen, die weltweit für Schlagzeilen gesorgt haben. Doch wer bereit ist, sich abseits des Mainstreams zu engagieren, hat die Chance, die weniger bekannten Aktienstorys von morgen zu entdecken, die das Potenzial haben, langfristig einen Mehrwert zu generieren.

So haben beispielsweise 51 von uns beobachtete Ausreisser-Aktien in den zehn Jahren bis November 2020 eine jährliche Rendite von über 20% erzielt – deutlich mehr als der breitere CSI 300 Index. Viele Anleger sind in chinesischen Wertpapieren unterinvestiert – und sie können mehr tun, um das Alpha-Potenzial von Chinas wachsendem und vielfältigem Markt zu heben.

2) Der Höhenflug Japans ist gewollt und nicht zufällig

Der japanische Aktienmarkt generierte in den letzten 10 Jahren die beste Performance ausserhalb der USA. Die Performance wurde durch orchestrierte, langfristige strukturelle Veränderungen in der Unternehmensführung und der Höhe der Auslandsinvestitionen bei gleichzeitigem Rückgang der inländischen Überkreuzbeteiligungen begünstigt. Dies hat zu einer Verbesserung der Ertragsprofile der Firmen geführt – und dazu, dass sich japanische Aktien erfolgreich von einer Vergangenheit mit niedrigen Renditen gelöst und sich dem Rentabilitätsniveau der globalen Wettbewerber angenähert haben.

Die bewährte Stärke und Effizienz der japanischen Industrieproduktion wird nun von erfreulichen Entwicklungen im Kapital- und Bilanzmanagement begleitet. Dies wird im nächsten Zyklus ein starker Treiber für Aktien sein.

3) Die Tech-Story kennt keine Grenzen

Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Coronavirus-Pandemie haben dazu beigetragen, die Kluft zwischen den Branchen und Unternehmen, die von der Disruption profitieren, und denjenigen, die durch sie herausgefordert werden, noch deutlicher zu machen. Die konsequente Neuausrichtung auf Unternehmen, die erfolgreich innovativ sind, hat die Zusammensetzung vieler Aktienmärkte nachhaltig beeinflusst. Innovation und Disruption beschränken sich jedoch nicht auf die USA.

Disruptive Technologieunternehmen machen mittlerweile die Hälfte des MSCI China- und 40% des MSCI EM-Index aus und bieten eine Fülle von Möglichkeiten für Anleger, die an diesen Trends teilhaben wollen. Indes ist eine globale Investmentperspektive unabdingbar, um die Vielzahl der damit verbundenen Chancen vollständig zu nutzen.

4) Value ist wieder gefragt – vor allem in den Schwellenländern

Vor dem Hintergrund der derzeit hohen Aktienkurse und im Zuge des anhaltenden Growth-Zyklus erscheinen die relativen Preise für Substanzwerte zunehmend günstiger. Zwar hat die Ausweitung der aktienspezifischen Bewertungsmultiplikatoren ein wesentlich besseres Umfeld für Value-Stockpicker geschaffen, dennoch erscheint es nach wie vor geboten, zwischen Unternehmen zu unterscheiden, die zyklisch unter Druck geraten sind, und solchen, die langfristige strukturelle Probleme haben.

Gute Chancen bieten angesichts der deutlichen Bewertungsunterschiede zwischen Growth und Value insbesondere die Emerging Markets. Aussichtsreich erscheinen hier die nicht-chinesischen Schwellenländer dank ihres hohen Anteils zyklischer Sektoren wie Finanzen, Rohstoffe und Industrie.

Ausgedehnter Zyklus der internationalen Underperformance
Rollierende Dreijahres-Überschussrenditen – MSCI EAFE vs. Russell 1000


Stand: 31. Dezember 2020. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Quellen: Berechnungen von T. Rowe Price unter Verwendung von Daten von FactSet Research Systems Inc. Alle Rechte vorbehalten. MSCI. LSE Group, S&P Global Market Intelligence (siehe „Zusätzliche Angaben“). „U.S.“ wird durch den Russell 1000 Index repräsentiert. „EAFE“ wird durch den MSCI EAFE Index repräsentiert.

5) Die Vormachtstellung der USA neigt sich dem Ende zu

Seit 2011 haben sich US-Aktien in über 133 aufeinanderfolgenden Monaten besser entwickelt als ihre internationalen Pendants. Diese Phase der internationalen Underperformance ist doppelt so lang wie in einem typischen Marktzyklus – und könnte sich bald ändern. Eine Erholung des Wachstums nach der Pandemie, die durch das Verbrauchervertrauen und massive Fiskalausgaben angeheizt wird, dürfte sich auf die Inflationserwartungen auswirken.

Dies könnte schliesslich zu einer Erhöhung der Leitzinsen führen und die Technologiebranche und andere Sektoren belasten, die von den historisch niedrigen Zinsen profitiert haben. Zudem könnten Value-Aktien wieder in den Vordergrund rücken, unterstützt durch die Erholung nach der Pandemie und die damit verbundenen politischen Massnahmen.

*Justin Thomson, CIO und Head of International Equities bei T. Rowe Price


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