Thomas J. Caduff ist seit rund 40 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Er kennt die Branche in- und auswendig. Mit seiner Plattform «Fundplat.com» bringt er die Sell- und Buy-Side der Fondsindustrie zusammen.
Text: Rino BoriniThomas Caduff, Sie sind ein Kenner der Fondsindustrie. Auf Ihrer Online-Plattform wie auch an Ihren Events trifft sich das «Who is who» der Industrie. Wie beurteilen Sie den Zustand der Industrie und wo drückt der Schuh?
Thomas Caduff* Der Industrie geht es sehr gut, man verdient mit überblickbarer Leistung viel Geld. Der Wettbewerbsdruck hingegen ist enorm. In der Welt des Sports gibt es nur einen Federer, nur einen Ronaldo, nur einen Hamilton. In der Welt der Fonds gibt es jedoch hunderte Top-Unternehmen und Top-Köpfe.
Es glänzt also nicht nur. Was raten Sie der Industrie?
Ein viel besseres Marketing. Ich kann Ihnen auf die Schnelle nicht mehr als fünf Adressen nennen, die mich überzeugen. Es fehlt überall an langfristigen Konzepten, spannenden Formaten und professioneller Umsetzung.
Und hier bringen Sie «Fundplat.com» ins Spiel. Was genau wollen Sie mit Ihrer Plattform erreichen?
Wir haben nur bei Interviews und Videos, die wir produzieren, einen direkten Einfluss auf die Qualität. Alles andere ist Sache der Unternehmen oder ihrer Agenturen. Im Bereich Media schaffen wir Visibilität. Mit unseren wöchentlichen Newsletters für die Schweiz und für Deutschland sowie unseren Social-Media-Kontakten, wie LinkedIn, Twitter und Xing, können wir Interviews und Videos rund 21‘500 Mal versenden. Im Bereich Events bringen wir in acht Städten mit 22 Veranstaltungen rund 500 kluge Köpfe im Jahr zusammen.
Wer ist die Zielgruppe?
Gute Dienstleister aus der Finanzwelt mit klarem Fokus auf Fonds und professionelle Investoren. In der Schweiz, in Deutschland, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Vereinigten Königreich.
Sie haben also ein Hybrid-Angebot: Online-Inhalte und Social-Media-Präsenz verbunden mit physischen Get-togethers.
So ist es. Das einzige, was wir nicht anbieten, ist Print. Und dies wird auch so bleiben, bis ich in den Ruhestand gehe.
Sie sind nicht nur in der Schweiz präsent, sondern ebenso in Deutschland. Seit kurzem wagen Sie auch den Schritt in die Vereinigten Arabische Emirate und ins Vereinigte Königreich. Wie kommt es dazu?
Unsere Expansion mit dem Event-Geschäft in die Vereinigten Arabischen Emirate verdanke ich einem Mittagessen mit einem Banker aus London vor ein paar Wochen in Zürich. Er hat beste Kontakte dorthin und hat mir gleich nach dem Treffen mehrere Türen geöffnet. Ich merkte sofort, dass Dubai ein super Platz für Fundplat.com ist. Und Abu Dhabi ist mit dem Taxi nur eine Stunde entfernt. Wer im Mittleren Osten mitspielen will, muss auch in London präsent sein. So haben wir dann in einem Meeting entschieden, auch gleich noch das wichtigste Finanzzentrum Europas abzudecken.
Wie bauen Sie in diesen Ländern eine Community auf, denn dieser Gedanke ist letztlich für Sie zentral, richtig?
Ja, damit liegen Sie hundertprozentig richtig. Wir verfügen aktuell in Dubai und London über jeweils rund hundert wichtige Adressen. Diese Leute empfehlen einen dann weiter. So wächst das Netzwerk mit jedem Tag.
Covid-19 hat auch Ihre Pläne durcheinandergebracht. Wie reagieren Sie auf eine Welt, die möglicherweise länger vom Coronavirus geprägt ist?
Wir haben im März sofort reagiert, die geplanten Events in den Herbst verlegt und das Media-Geschäft, hauptsächlich Interviews, hochgefahren. Unsere Formate mit maximal 50 Leuten sollten ab September problemlos möglich sein. Wir haben bereits viele Buchungen. Auch wenn man anderes liest, ich glaube keine Sekunde ans Homeoffice-Konzept für längere Zeit. Geschäfte macht man, in dem man sich in die Augen schaut, das ist so seit Ewigkeit und wird immer so bleiben.
Thomas J. Caduff ist CEO der Fundplat GmbH. Er ist seit rund 40 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten das Börsenkommissariat des Kantons Zürich, die Bank Vontobel, die Credit Suisse und die UBS. Thomas J. Caduff diente ferner drei Jahrzehnte lang in einer Division und mehreren Brigaden der Schweizer Armee als Kommunikations-/Medienoffizier.