So schnell wird wohl an den Aktienmärkten keine Ruhe einkehren. Trotzdem seien die offiziellen Prognosen zu pessimistisch, schreibt der Ökonom Adriano Lucatelli in seinem Monatsbericht. Wie geht es weiter an den Finanzmärkten?
Text: Adriano B. Lucatelli*Die Überlegungen des Fed-Chefs Jerome Powell, die eine Verlangsamung der Zinsanhebungen andeuteten, verschafften den globalen Börsen nach dem «Red October» wieder etwas Luft. Insbesondere die Schwellenländer gehörten zu den grossen Gewinnern.
Wie geht es weiter? Sicher bleibt der Aktienmarkt auf dem Prüfstand, und das viel beschworene Jahresend-Rally dürfte heuer ausbleiben. Trotzdem sind die offiziellen Prognosen zu pessimistisch, und die Ängste vor einer bevorstehenden Rezession sind übertrieben. Was jedoch auf absehbare Zeit bleiben wird, ist die höhere Schwankungsbreite.
Der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank neigt sich dem Ende zu, denn die US-Fed wird nur schon von einem weiteren Leitzinsschritt absehen, um die US-Wirtschaft nicht abzuwürgen. Viel eher akzeptieren die US-Währungshüter eine Überhitzung bzw. eine höhere Inflation. Grund für diese Haltung sind schwache Inflationszahlen sowie die Sorgen um die US-Konjunktur. In Europa dürfte die lockere Gelpolitik vorerst bestehen bleiben. Zwar läuft das Anleihen-Aufkaufprogramm Ende Jahr aus, doch wird die EZB wegen der schwächelnden Konjunktur nicht weiter an der Zinsschraube drehen.
Beim US-Dollar ist vorerst die Luft draussen. Gegenüber dem Schweizer Franken dürfte er sich sogar auf 0,98 USD/CHF zurückziehen. Anzeichen dafür sind die ausbleibenden Zinsschritte in den USA und die an Schwung verlierende US-Wirtschaft.
Gold hat auf dem gegenwärtigen Niveau Boden gefunden. Kurssteigerungen sind aus unserer Sicht im Augenblick nicht gerechtfertigt. Vielmehr erwarten wir vom Goldpreis in den kommenden Wochen Seitwärtsbewegungen zwischen 1200 und 1300. Auf jeden Fall bleibt das Edelmetall eine wichtige reale Vermögensklasse, die Schutz in unsicheren Zeiten bietet.
Der Ölmarkt leidet, weil das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht geraten ist. Angesichts der kürzlich durch die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) angekündigten Produktionssteigerungen auf Anfang 2019 dürfte der Preis weiterhin unter Druck bleiben.
*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate.
Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden