Kluge Investoren informieren sich vorab

Swapbasierte ETF gehören zum Alltag eines Indexinvestors. Grundsätzlich sind diese Produkte nichts Schlechtes, der Endinvestor muss sich jedoch der Risiken bewusst sein.

Text: Rino Borini

Landauf, landab ist bekannt, dass Anlage­fonds Gegenparteienrisiken beherbergen. Fondsanbieter, egal ob aktiv- oder passiv-orientiert, dürfen nach der europäischen Fondsrichtlinie Ucits-III derivative Produk­te einsetzen. Der maximale Gegenwert der enthaltenen Derivate ist auf maximal zehn Prozent des Fondsvermögens beschränkt.

Bei börsengehandelten Indexfonds, die nicht 1:1 physisch abgebildet werden, nut­zen die Anbieter Swaps. Dabei tauscht der Fonds die Indexrenditemit einer Invest­mentbank. Statt dass er in die effektiven Indextitel investiert, legt der Fonds das Vermögen in einem sogenannten Trägerportfolio an, auch Substitute Basket genannt, an. Darin befinden sich nicht die effektiven Indexmitglieder, sondern eine Auswahl anderer Wertpapiere. Einige Anbieter sichern zusätzlich das Swaprisiko ab.

Dominique Böhler, verantwortlich für das ETF-Geschäft bei ComStage in der Schweiz, erläutert: «Wir übersichern den Swapanteil. Dazu setzen wir deutsche Staatsanleihen ein. Sollte eine Swappartei ausfallen, können diese Titel liquidiert werden. In diesen Marktphasen ist durchaus zu erwarten, dass die Nachfrage nach Staatsanleihen steigt. Somit kommen zur Übersicherung zusätzlich steigende Anleihenpreise hinzu.»

Synthetische ETF in Europa gefragt

Per Ende Mai sind europaweit 318 Milliarden Dollar in ETF investiert. 44 Prozent dieser Vermögen sind in Indexfonds angelegt, die nach der synthetischen Abbildungsmethode aufgesetzt sind. Der Rest ist in Fonds investiert, die einen Index weiterhin in der ursprünglichen Form abbilden, nämlich mit der physischen Replikatonsmethode. Insbesondere Europäer nutzen die swapbasierte Indexabbildung. In den Regionen Asien-Pazifik und Amerika dominieren die physischen Indexfonds.

Anleger, die also in einen swapbasierten ETF investieren, müssen sich dem möglichen Ausfallrisiko bewusst sein. Aber dieses Counterparty Risk kann auch bei der Wertschriftenleihe erfolgen. Die Fondsmanager nutzen Securtities Lending, um Zusatzerträge zu generieren. Sowohl aktiv verwaltete Anlagefonds wie auch passive Fonds tätigen diese Geschäfte. Einige Anbieter von synthetischen ETF sind dafür eher verhalten eingestellt und tätigen keine zusätzlichen Leihgeschäfte, so unter anderem Lyxor Asset Management. «Lyxor-ETF haben seit der Lancierung des ersten ETF vor über zehn Jahren nie Securities Lending betrieben», so Roger Bootz, Chef von Lyxor Asset Management Schweiz.

Spätestens seit dem Zerfall der einstigen Ikone Lehman Brothers weiss jeder Anle­ger, dass dem Gegenparteienrisiko Beach­tung geschenkt werden muss. Zudem kann sich eine Diversifikation des Gegenpartei­risikos lohnen, indem synthetische ETF von verschiedenen Anbietern gewählt werden und der Anleger dabei darauf achtet, dass die Swapgegenpartei ein gutes Rating auf­weist.

Wer macht was?

Anbieter solcher Pro­dukte haben in den letzten Jahren zahl­reiche Bemühungen unternommen, da­mit ein Anleger jederzeit weiss, in welche Werte er effektiv investiert ist. Man kann die Fondshäuser in drei Gruppen ein­teilen: Die erste repliziert mehrheitlich mit der synthetischen Form. Dazu zäh­len Lyxor,db x-trackers, ComStage, Royal Bank of Scotland und Amundi. Die zweite Anbieterkategorie wählt primär die physi­sche Replikationsform und bildet beispiels­weise exotische oder schwerinvestierbare Märkteund Anlageklassen mittels der syn­thetischen Abbildungsform. Dazu zählen iShares, Credit Suisse oder UBS. Die drit­te Gruppe schliesslich wählt nur die phy­sische Replikationsform, ohne wenn und aber. Hier sind die ZKB oder State Street (SPDR) zu erwähnen. Das soll aber keine Garantie für die Zukunft sein. Märkte und ebenso Personen ändern ihre Positionen heutzutage schnell.

Aus Anlegersicht ist zentral, jederzeit zu wissen, in welche Vehikel das Vermögen investiert ist. Um ein allfälliges Gegenpar­teirisiko beurteilen zu können, sollte der Fondsanbieter offenlegen, mit welchen Banken die Swapvereinbarungen abge­schlossen wurden. Ebenso wertvolle Hin­weise sind Angaben bezüglich des effekti­ven Werts der Swaptransaktion. Last but not least erleichtert eine klare Kennzeich­nung der Indexvehikel nach deren Abbil­dungsmethode die Auswahl enorm. Dies gibt auch dem Anbieter die Garantie, dass ein Investor das Produkt kauft, das er auch effektiv will.

Willkür in der Produktdarstellung

Einige Anbieter schlagen bei der Pro­duktdarstellung einen vorbildlichen Weg ein, bei anderen wiederum ist sicherlich Handlungsbedarf nötig. Einen sehr kon­sequenten Weg hat Lyxor gewählt. Bevor auf die Fondszusammensetzung zugegrif­fen werden kann, muss jeder Investor be­stätigen, dass er mit der Replikationsform vertraut ist. Diese wird auch grafisch dar­gestellt. Neben Lyxor zeigen auch die Häu­ser db x-trackers, ComStage, iShares und CreditSuisse auf täglicher Basis den effek­tiven Fondsbasket.

Bei UBS, Royal Bank of Scotland und Amundi sucht man vergeb­lich nach der effektiven Fondszusammen­setzung. Die erwähnten Häuser haben di­es geplant, in wenigen Wochen sollten sie verfügbar sein. Bis dahin müssen Anleger zum Telefon greifen und nachfragen.

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Bei der Entscheidungsfindung ist die Kenntnis des effektiven Swapwerts ein Vor­teil. iShares, db x-trackers und Lyxor stellen auf täglicher Basis die Swapbewertung auf ihrer Internetpräsenz dar. Stöbert man durch die ver­schiedenen ETF, stellt man fest, dass der Wert der Swaptransaktion oftmals massiv unter dem maximalen Wert von zehn Pro­zent zu stehen kommt.

Aus der Vergangenheit lernen

Über die Gegenpartei ist bei einigen Anbietern ebenfalls nicht viel in Erfahrung zu bringen. Doch genau dies ist ein zentraler Punkt. Es liegt auf der Hand, dass Credit Suisse Asset Management den Swap mit ihrer In­vestmentbank umsetzt. Das gleiche Prin­zip wenden Commerzbank, UBS und Deut­schen Bank an. Bei Amundi und Lyxor ist es jeweils die Muttergesellschaft Crédit Agri­cole beziehungsweise Société Générale.

Als vor über zwei Jahren zahlreiche Investoren ihr Vermögen verloren haben, weil sie in Lehman-Papiere investiert wa­ren, wurde insbesondere die Branche der strukturierten Produkte an der Achillesseh­ne getroffen. Eine der Lehren: Auch Gegen­parteirisiken müssen ersichtlich sein und diversifiziert werden. Bei swapbasierten ETF ist dies einfach. Der Anleger kann es selb­ständig umsetzen, indem er Swap-ETF von verschiedenen Anbietern auswählt. Einen klugen Weg fährt iShares: Der weltweit grösste ETF-Anbieter repliziert die meisten Index­fonds weiterhin nach der phy­sischen Methode. Bei den weni­gen swapbasierten Indexfonds wird der Swap auf mehrere Par­teien verteilt, um eine automati­sche Diversifikation zu erreichen.

Gerade in diesen schwierigen Marktpha­sen lohnt es sich, dem Anleger jederzeit und überall mögliche Risiken klar und transpa­rent aufzuzeigen. Nur so kann verhindert werden, dass die Erfolgsgeschichte ETF ein abruptes Ende findet. Denn auch synthe­tische ETF bringen ganz klar ihren Nutzen und Mehrwert. Am Ende des Tages ent­scheidet der Anleger, was er lieber will.


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