Klumpenrisiken vermeiden

Die Anlagewelt schreit nach Dividenden. Doch nur, weil die angepriesene Ausschüttung sexy wirkt, sollte man ein Produkt nicht kaufen.

Text: Rino Borini

Dass Dividenden derzeit weit oben auf der Beliebtheitsskala der Investoren stehen, ist nicht weiter verwunderlich. Seit die Notenbanken die Zinsen auf ein derart niedriges Niveau  gedrückt haben, sind Dividendenrenditen höher als die Erträge von Staatsanleihen. Konkret ist die Dividendenrendite des SMI rund 7 Mal höher als die Rendite eines 10-jährigen  Eidgenossen. Dieser Umstand führt dazu, dass sogar konservative Obligationen-I nvestoren mehr Risiken eingehen und sich vermehrt Dividendentitel ins Depot legen. Entsprechende  Strategien haben sich zu regelrechten Verkaufsschlagern entwickelt. Aber es gibt sie noch immer: Anleger, die ohne genauere Prüfung zum erstbesten Indexvehikel greifen, nur weil das  Wort Dividende im Namen vorkommt. Dies kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Je nach Indexwahl entstehen Klumpenrisiken, beispielsweise bei der Anlageregion: Hier  geht der Anleger bewusst oder unbewusst eine «Nationenwette» ein. So investiert der Stoxx Europe Select Dividend 30 Index rund 45 Prozent in britische Aktien, der S&P DJ  Asia/Pacific Select Dividend 30 wird zu 40,9 Prozent von australischen Werten bestimmt. Wer sich vom Begriff «Global» leiten lässt, muss die Details erst recht prüfen. Weder der S&P  Dow Jones Global Select Dividend noch der Stoxx Global Select Dividend 100 investieren in Unternehmen aus den Schwellenländern. Diese Indizes bilden die Realität der Weltwirtschaft schlicht nicht ab.

Der Teufel liegt im Detail

Auch bezüglich Branchen können Risikoballungen entstehen. Ist ein Anleger schon stark in Finanzwerte investiert, fährt er mit dem Stoxx Global Select Dividend 100 Index definitiv auf  dem falschen Dampfer. In diesem Index werden Financials mit 40 Prozent gewichtet. Eine zu hohe Branchengewichtung kann schnell die Performance vermiesen, wie das Beispiel der  Finanztiteln in der Vergangenheit zeigte. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal liegt in der Indexmechanik. Die Mehrheit der Aktienindizes wird nach dem Prinzip der Marktkapitalisierung gewichtet: Je grösser die Marktkapitalisierung der  Aktie, desto grösser die Gewichtung im Index – und umgekehrt. Bei den auf Dividenden fokussierten Indizes hingegen werden bei der  Auswahl und der Gewichtung oft fundamentale Indexierungsmethoden angewendet. Diese Indizes wählen ihre Komponenten basierend auf der Netto-Dividendenrendite oder verfolgen  einfache Regeln, wie etwa der US-I ndex S&P High Yield Dividends Aristocrats. In dieses Barometer werden nur US-A ktien aufgenommen, deren Dividenden in den letzten   aufeinanderfolgenden 25 Jahren gestiegen sind. E s gibt also einige Hürden zu bewältigen, damit ein Anleger am Ende zu den erhofften Erträgen kommt, ohne sich dabei zu grossen Risiken jedweder Art auszusetzen. Eine sauber durchgeführte Indexanalyse ist und bleibt zentral.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)