Alex Hinder über die Fallstricke des privaten Investierens: Stock Picking und häufiges Handeln kostet Renditepunkte
Die meisten Privatanleger tätigen ihre Vermögensanlagen entweder selbständig oder mit Unterstützung eines Bankberaters. Sie sind überzeugt, damit längerfristig gute Resultate zu erzielen. Aber ist dem wirklich so? Die Ergebnisse von einigen neueren empirischen US-Untersuchungen wie beispielsweise derjenigen von der US-Beratungsfirma Dalbar sind leider ziemlich ernüchternd.
Die Analysen zeigen, dass die Resultate aus Anlegersicht nach Abzug aller Kosten unter Einbezug aller Transaktionen sehr enttäuschend ausfallen. Im Schnitt hat der Anleger mit selbst gewählten Aktienfonds über 30 Jahre fast 8 Prozent jährlich(!) gegenüber dem S&P 500 verloren. Auch über kurzfristige Zeiträume kam der durchschnittliche Anleger nie auch nur annähernd an die Indexperformance heran.
Man würde vermuten, dass der Unterschied bei Obligationenfonds deutlich geringer ausfällt. Dem ist nicht so, sogar das Gegenteil ist der Fall. Über einen Zeitraum von 30 Jahren hat der US-Anleger gegenüber dem breiten Obligationenindex im Schnitt unglaubliche 7 Prozent pro Jahr verloren und praktisch keinen Vermögenszuwachs erzielt. Über 30 Jahre ergeben sich dadurch riesige Unterschiede im Endvermögen. Bei Aktien hätte für den durchschnittlichen Fondsinvestor aus einem Startvermögen von 100 Dollar ein Endvermögen von bescheidenen 300 Dollar resultiert.
Mit einer simplen Buy-and-Hold-Strategie durch Investition in einen ETF, der 0,2 Prozent Gebühren verlangt, hätte der Anleger hingegen ein Endvermögen von 2200 Dollar erreicht. Mit Obligationenfonds hätte der Investor ein Endvermögen von zirka125 Dollar erzielt, real hätte der Fondsinvestor pro Jahr rund 2 Prozent seines Vermögens verloren. Mit einem ETF (angenommene Kosten von 0,25% p.a.) und einer Buy-and-Hold-Strategie wäre das Endvermögen bei etwa 850 Dollar gelegen.
Wir sehen folgende Erklärungen für diese ernüchternden Ergebnisse:
1. Der durchschnittliche Investor handelt viel zu häufig.
2. Der durchschnittliche Investor ist nicht in der Lage, diejenigen Fonds zu selektieren, die den Index oder einen ETF schlagen. Er wählt diejenigen Fonds aus, die in der Vergangenheit sehr gut waren. Jedoch schlagen Fonds mit tiefen Zuflüssen (schlechter Performance) in der Vergangenheit diejenigen mit hohen Zuflüssen (gute Performance) in der Vergangenheit. Nur ganz wenigen Fonds gelingt es, den Index systematisch und über lange Zeiträume zu schlagen.
3. Der durchschnittliche Investor handelt allzu oft zum falschen Zeitpunkt. Die Analyse von Geldflüssen zeigt, dass private Fondsinvestoren enorm prozyklisch handeln und in fallende Märkte verkaufen, dafür in Hochphasen kaufen. Oder mit anderen Worten: Sie jagen die vergangenen Gewinner und verkaufen Fonds nach einer schlechten Performance.
4. Die hohen Kosten von aktiv verwalteten Fonds schmälern die Performance substanziell.
Was bleibt als Fazit? Für die allermeisten Privatanleger lohnen sich Stock Picking oder das Auswählen aktiver Fonds nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die langfristige Performance leidet erheblich. Die Hauptgründe sind das prozyklische Anlegen und die Underperformance der meisten aktiv verwalteten Fonds. Und einmal mehr zeigt sich: Wer mit Indexfonds investiert, fährt langfristig besser.