Warum die Geldanlage in Zürich oft reicher macht als globale Spekulationen. Klaus J. Stöhlker, der Doyen der Schweizer PR-Branche, empfiehlt die Zürcher Schatzkiste.
Der Höhepunkt des Irrsinns war die Empfehlung einer Genfer Privatbank, ich möge doch in Indien investieren. Dies könne man über Mauritius diskret und steuergünstig in die Wege leiten. Ich folgte dieser Empfehlung ebenso wenig wie den Ratschlägen unserer beiden Zürcher Grossbanken, jetzt sei es Zeit für Investments in den Schwellenländern. Geschwankt bin ich nur, als die SNB sich kräftig bei der GAFAS einkaufte: Versäume ich etwas? Bin ich zu konservativ?
Seit 15 Jahren konzentriere ich mich mehrheitlich auf Aktienanlagen in Schweizer Firmen, ausländische halte ich nur, weil ich neugierig bin (Alibaba) oder mir deren Autos gefallen (Daimler). Sonst lasse ich die Finger davon, da ich dem Euro so wenig traue wie dem US-Dollar.
Ohnehin gehe ich nur mit «Spielgeld» an die Börse, das ich nie mehr brauchen werde. Immobilien und Gold runden das Portefeuille ab. Ich muss an der Börse nicht in kurzer Zeit übermässig viel verdienen. Gier ist ein schlechter Berater.
Dafür liebe ich Zürich und Schweizer Aktien. Am liebsten sind mir etwas gierige und geizige Familienaktionäre (Hoffmann-Basel, Schindler-Ebikon, Tanner-Lindt, Kühne-Schindellegi oder Blocher-Herrliberg).
Wo Topmanager die Führung haben – wie einst Peter Brabeck-Letmathé bei Nestlé, der den Aktionären ein verlorenes Jahrzehnt bescherte –, bin ich vorsichtig. Der neue Mann, Ulf Schneider, hat mich sofort zu Engagements veranlasst. Vorsichtig blieb ich bei Peter Spuhler, der gerne ein wenig hoch pokert. Bisher hat sich diese Vorsicht bewährt. Nur wer resilient und «antifragile» ist, verdient Vertrauen.
Die Zürcher Börse hat ein gutes Dutzend Firmen, denen ich vorläufig vertraue. Blindes Vertrauen dagegen ist immer katastrophal: Siehe UBS, CS oder SwissRe.
Ich erspare es mir deshalb, wie Zehntausende ehrgeizigerer Finanzprofis in der Schweiz, mich in Futures, ETF, Hedge Funds oder anderen «Massenvernichtungswaffen» (Warren Buffett) zu engagieren. Zweimal in 30 Jahren lockten mich Privatbanken in solche Fallen, was erhebliche Nachverhandlungen zur Folge hatte, die ich letztlich gewann.
Spesen und solche Details haben mich nie interessiert. Wer mir hilft, wohlhabend zu bleiben, dem gönne ich seinen Verdienst. Deshalb jammere ich weder über Börsen-, Banken noch staatliche Spesen.
Worauf beruht mein Glaube an den kleinen Börsenplatz Zürich? Das Geld aus dem Ausland strömt weiterhin herein – es muss angelegt werden. Unser Land – Bundesrat, Behörden und Gerichte – dient den Reichen dieser Welt besser als unseren Armen. Wenn es den Altbürgerlichen gelingt, die Volksinitiativen der Jungbürgerlichen (SP, Grüne) abzuwehren, bleibt die Welt in Ordnung.
Obwohl ich mich als Schweizer und Europäer sehe, zweifle ich an der Stabilität der Europäischen Union. Nach dem Untergang der europäischen Imperien blieben wir im Sog der USA, was sich mittelfristig als Fehler herausstellen wird.
Auch wenn Donald Trump einen neuen Weltkrieg auslöst, wird er China und Asien nicht mehr besiegen können. Mit jedem Jahrfünft, das vergeht, wird das Reich der Mitte stärker. Ein Comeback des müde gewordenen Weissen Mannes sehe ich nicht – ausser im Einzelfall.
Die Schweiz bleibt «The Golden Nugget of the World», wenn wir es nicht selbst zerstören. Und die Zürcher Börse hat noch viele gute Jahre vor sich.
*Klaus J. Stöhlker gehört zu den Gründern der modernen PR in der Schweiz. Als Doyen der Schweizer PR-Branche, der auch heute noch hoch aktiv ist, hat er über 500 Schweizer und internationale Unternehmen und Organisationen darin unterstützt, ihre Marke und ihre Glaubwürdigkeit auszubauen. Er ist seit dreissig Jahren der meistpublizierte PR-Berater der Schweiz.