Das Portfoliomanagement Team von BB Biotech liefert Einblicke in ihre Anlagestrategie, die einen Fokus auf neue Technologien und Therapieansätze im setzt. Ganz oben steht die Onkologie. Sie könnte in naher Zukunft – neben der mRNA-Technologie – die grössten kommerziellen Durchbrüche versprechen.
Text: Gastbeitrag Dr. Daniel Koller, Head Investment Management Team BB BiotechDie Wachstumsdynamik im Biotechnologie-Bereich ist ungebrochen. Das «richtige» Gespür für den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg bei Innovationen, die morgen die Märkte dominieren und die Aktienkurse bewegen, ist essentiell. Das Investment-Team von von BB Biotech kann auf beinahe 30 Jahre Erfahrung zählen und hat sich als einer der global führenden Investoren in medizinischen Trends von morgen etabliert.
Ein grosses Thema ist die Onkologie. Doch die öffentliche Wahrnehmung ist infolge des Durchbruchs bei Impfstoffen und Therapien gegen Covid-19 gering. Denn insbesondere bei Krebstherapien erzielten einige Firmen bemerkenswerte klinische Fortschritte. Diese Erfolge sind bislang grösstenteils nur Branchenexperten bekannt.
Neue Therapieansätze in der Onkologie
Auf der Ebene der Indikationen stellt die Onkologie die mit Abstand meisten Portfoliogewichtungen, gefolgt von den seltenen erblich bedingten Erkrankungen und den Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Im Bereich der Krebstherapien erzielten einige der Portfoliofirmen zuletzt bemerkenswerte klinische Fortschritte.
Im Blickpunkt stehen hier Immunotherapien gegen hämatologische Tumore wie akute und chronische Leukämie, Lymphome oder das diffus grosszellige B-Zell-Lymphom (DLBCL). Unsere langjährige Investition in Incyte hat zusammen mit seinem Partner, der deutschen Biotechfirma MorphoSys, mit Monjuvi eine neue Behandlung von DLBCL auf dem Markt eingeführt. DLBCL wird bislang mit einer Kombination aus Antikörpern, Chemotherapien und Steroiden behandelt, wobei rund ein Drittel aller Patienten nicht darauf ansprechen.
Mit 30% bis 40% aller Fälle ist DLBCL der häufigste Typ der Non-Hodgkin-Lymphome, gekennzeichnet von rasch fortschreitenden Lymphknotenvergrösserungen in Milz, Leber und Knochenmark. Zu den neueren Zweitlinientherapien zählt Monjuvi von MorphoSys und Incyte in Verbindung mit Lenalidomide, ein Wirkstoff aus der Gruppe der Immunmodulatoren, der bislang bei multiplem Myelom eingesetzt wird. Ziel in künftigen klinischen Studien ist es, Monjuvi in dieser Indikation als Standardtherapie zu etablieren.
In der Klasse der zellbasierten Therapien waren die früheren BB Biotech-Positionen Kite Pharma und Juno Therapeutics – beide wurden übernommen – die Pioniere bei den autologen Therapien der ersten Generation. Dabei wird das eigene Immunsystem mobilisiert, die Tumorzellen anzugreifen. Genetisch veränderte T-Zellen, die den Patienten entnommen und modifiziert zurückgeführt werden, erhöhen die Zahl der tumorspezifischen Zellen für eine Immunabwehr.
Die zweite CAR-T-Generation greift auf allogene T-Zellen zurück, die auf Basis der Gen-Editierung-Technologie zum Einsatz kommen. Präzision und Effizienz des Multiplex-Editierens mit CRISPR/Cas9 soll helfen, eine Verbesserung gegenüber der aktuellen Generation der Zelltherapien zu erzielen. Der Vorteil der allogenen Zellen von gesunden Spendern ist, dass sie sich schneller herstellen lassen, sofort verfügbar sind und eine höhere Wirksamkeit erzielen können. Die Investition in CRISPR Therapeutics hat eine CRISPR/Cas9-editierte CAR-T-Zelltherapie auf Grundlage des neuen Verfahrens der Genom-Editierung entwickelt. Erste klinische Studien bei lymphoiden Malignomen zeigten ein vollständiges Ansprechen auf die Therapie zwölf Monate nach einer einmaligen Infusion.
Fate Therapeutics setzt auf eine dritte Entwicklungsgeneration mit stammzellbasierten Kandidaten unter Verwendung von erneuerbaren iPSC-Masterzelllinien. Dabei handelt es sich um eine erneuerbare Zellquelle, die wiederholt für die kostengünstige Produktion verwendet werden kann. Die zwei Wirkstoffe FT516 und FT596-101 werden in Phase-I-Studien als Krebsimmuntherapien entwickelt und können mit allen zugelassenen Krebsantikörpern wie Rituxan oder Gazyva kombiniert werden. Macrogenics wiederum verfolgt mit Flotetuzumab einen Therapieansatz auf der Basis von monoklonalen Antikörpern gegen akute myeloische Leukämie, einer Blutkrebsform, bei der rund die Hälfte aller Patienten im Krankheitsverlauf rückfällig wird.
Portfoliostruktur und Ausblick
Diese vier Unternehmen aus der Onkologie stehen stellvertretend für die Anlagestrategie, in neue Technologien und Therapieansätze zu investieren, sobald sich der medizinische Durchbruch abzeichnet. Wie in den vergangenen Jahren ist das Investment Management Team von BB Biotech überzeugt, auf diese Weise mit Portfoliopositionen eine über dem Marktdurchschnitt liegende Rendite zu erzielen. Die aktuell wichtigste Einzelposition Moderna ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine erste Investition getätigt wurde, sobald die Überzeugung von einem zukünftigen kommerziellen Erfolg der innovativen Technologie vorhanden war. Die Position wurde in den letzten drei Jahren mit der erfolgreichen Zulassung und Umsatzentwicklung konsequent ausgebaut.
Von den regulatorischen Verzögerungen, die für klinische Studien und Zulassungsverfahren seit 2020 aus der Fokussierung auf die Eindämmung von COVID-19 resultierten, sind die Portfoliofirmen von BB Biotech bislang nur unwesentlich betroffen. CRISPR Therapeutics berichtete 2021 seine überzeugenden Phase-I-Daten für CTX-110 in lymphoiden Malignomen. Dasselbe gilt für die Phase-III-Resultate von Radius Health und Menarini für Elacestrant zur Behandlung von fortgeschrittenem oder metastasierendem Brustkrebs.
Bei der langjährigen Position Radius Health erwartet das Investment Team noch in diesem Jahr die zulassungsrelevanten Phase-III-Daten für den Wirkstoff Abaloparatide-TD als Therapie von durch die Menopause verursachte Osteoporose. Im Bereich der Nervenerkrankungen wird Neurocrine Biosciences ebenfalls in Kürze die Phase-III-Daten für Valbenazine als Therapie gegen Chorea Huntington vorlegen. Bislang existieren keine Therapien gegen diese erblich bedingte und degenerative Funktionsstörung des Gehirns mit tödlichem Ausgang.
Arvinas wird zusammen mit Kooperationspartner Pfizer Wirksamkeitsdaten für ARV-471 präsentieren. Dieser als Tablette verabreichte Wirkstoff aus der Klasse der Östrogen-Rezeptor-PROTAC-Degrader wird für Patientinnen mit einer lokal fortgeschrittenen oder metastasierenden Brustkrebsart entwickelt. Bei Macrogenics wiederum werden die ersten klinischen Daten für MGD006 bei akuter myeloischer Leukämie erwartet. Entsprechende positive Ergebnisse vorausgesetzt enthält das Portfolio von BB Biotech damit eine Vielzahl von Unternehmen, die in naher Zukunft die Kursentwicklung der Aktie von BB Biotech positiv beeinflussen könnten.