Was gilt es im neuen Jahr in der Kryptowelt besonders auf dem Radar zu haben? Wir haben acht verschiedene Themen identifiziert, bei denen im nächstes Jahr einiges laufen wird. Die Trends 2020. Hier Nummer sechs.
Text: Pascal HügliNeues Jahr, neuer Versuch. Für das erste Quartal 2020 ist der Start der ersten Phase des Updates von Ethereum 1.0 auf Ethereum 2.0 geplant. Diese erste Phase ist als «Phase 0» gekennzeichnet und umfasst das Konzept der Beacon chain, die gewissermassen das Herzstück von Ethereum 2.0 sein soll. Über die Beacon chain sollen die Validatoren agieren und für die Koordination der Shards sorgen. Obschon die Entwickler von Ethereum 2.0 die Komplexität so tief wie möglich halten wollen und sich aufs Schlimmste vorbereiten, schlägt dem Ethereum-Upgrade noch immer grosse Skepsis entgegen (hier und hier zum Beispiel).
Der Übergang zu Ethereum 2.0 wird für hochriskant gehalten, immerhin geht es darum, das aktuelle Ethereum-Netzwerk mitsamt seiner DeFi-Welt in ein neues zu überführen. Dabei besteht die nicht kleine Chance, dass bestimmte bereits bestehende Funktionen und Smart-Contract-Applikationen ausfallen könnten. Auch besteht die Gefahr eines Hardforks, der zu zwei konkurrierenden Blockchains führt. Schlimmstenfalls könnten sich diese gar gegenseitig kannibalisieren und einen erfolgreichen Übergang vereiteln.
Doch stöss das Serenity-Update, wie der Übergang zu Ethereum 2.0 auch genannt wird, nicht bloss auf technische Bedenken. Sollte das Upgrade erfolgreich sein, ist zum heutigen Zeitpunkt noch unklar, ob Ethereum 2.0 respektive dessen Ether 2.0 Token nicht als Wertpapiere (Securities) zu bewerten wäre. Ein Vorgehen in diese Richtung liess zumindest Heath Tarbert, Vorsitzender der US Commodity Futures Trading Commission, an der Coindesk Investment Konferenz durchblicken. Mittlerweile sind auch einige namhafte Unternehmen direkt oder indirekt mit dem Ethereum-Netzwerk in Berührung. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass diese bei Politikern und Funktionären viel Lobbyarbeit betreiben würden, um die Geschicke zu ihren Gunsten zu lenken und Ethereum 2.0 als Ware (Commodity) und nicht als Wertpapier (Security) zu etablieren.
Wie auch immer das Serenity-Update anlaufen wird, eines ist klar: Alternative Smart-Contract-Plattformen wie Tezos, Dfinity und andere (von denen 2020 einige erst lancieren dürften) werden die Gunst der Stunde nutzen wollen und Ethereums Vorherrschaft attackieren. Sollten sich bei Ethereum tatsächlich Probleme zeigen, werden Konkurrenzprojekte dies nur noch aggressiver auszunutzen versuchen. Falls die ersten Schritte auf dem Weg zu Ethereum 2.0 hingegen problemlos gelingen, könnte das Synergien freisetzen. Weitere Akteure aus der traditionellen Finanzwelt könnten sich an die aufstrebende DeFi-Welt heranwagen und mit ihr experimentieren.
Mit dem vorgesehenen Wechsel Ethereums von Proof of Work zu Proof of Stake (und der Einführung anderer PoS-Blockchains) wird dem Staken im Jahr 2020 mehr Aufmerksamkeit zukommen. Eine Unbekannte, die es 2020 sicher zu beobachten gilt, ist der Zusammenhang zwischen Kreditvergabe und Staking. Es könnte zu einer tückischen Diskrepanz kommen: Sind die Zinssätze auf DeFi-Plattformen höher als die Einkünfte beim Staking, dürften rationale Aktuere Tokens nicht mehr “staken”, was die Sicherheit und Stabilität des Projekts gefährden könnte. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Staking-Belohnungen höher sein müssen als die Zinssätze. Das wiederum ist nur mittels Token-Inflation möglich. Sobald die Inflation aber höher ist als die Staking-Belohnungen, resultiert de facto ein realer Negativzins. Das wiederum könnte das Interesse von Investoren und Nutzern erneut versiegen lassen.
Ausblick-Serie:
Teil 1: Bitcoin Lightning-Netzwerk
Teil 2: Derivatemarkt im Hoch
Teil 3: STO & Distributionsplattform
Teil 4: Kryptozahlungen
Teil 5: Stablecoins
Teil 6: Ethereum 2.0
Teil 7: Kein Geschäftsmodell
Teil 8: Intransparenz aufgedeckt