Was gilt es im neuen Jahr in der Kryptowelt besonders auf dem Radar zu haben? Wir haben acht verschiedene Themen identifiziert, bei denen im nächstes Jahr einiges laufen wird. Die Trends 2020. Hier Nummer fünf.
Text: Pascal HügliWie geht es weiter mit den Stablecoins? Gegen Ende 2019 hat sich vor allem eine Kontroverse zugespitzt. Im Zentrum steht die «erlaubte Pseudonymität». Sie ermöglicht es, eine beliebige Menge Stablecoins zu versenden, ohne an eine Idendität gebunden zu sein. Es geht hier um die nur allzu bekannten Twitter-Posts: «30’000’000 USDC transferiert von unbekannter Wallet an unbekannte Wallet.» Es ist davon auszugehen, dass Regulierungen der «erlaubten Pseudonymität» bald den Riegel schieben werden. Zu den Stablecoins hat sich die Financial Action Task Force zwar noch nicht gross geäussert. Doch ist klar, dass die FATF-Vorschriften technologieneutral sein sollten. Sprich: Für neue Technologien sollten die gleichen Regeln gelten wie für etablierte Technologien, so das Argument vieler.
Die G20 jedenfalls sieht bei Stablecoins klare Risiken: Geldwäscherei, Finanzierung von Kriminalität sowie Verletzung von Anleger- und Verbraucherrechten. In der EU bereitet man sich derzeit scheinbar auf eine Regulierung vor, um stärker gegen Stablecoins vorzugehen, die den Euro abbilden. Spannend ist natürlich, wie sich die USA mittel- bis langfristig zu diesem Thema positionieren werden. Gegenüber Facebooks Kryptowährung Libra ist die Haltung derzeit eher negativ. Mit welcher Arroganz und Herrschsucht US-Politiker über das Libra-Projekt herziehen, mutet bisweilen grotesk an. Werden sie die Libra-Privatwährung nächstes Jahr endgültig bodigen?
Wir wissen es nicht. Trotz gegenwärtiger Abwehrhaltung könnte der US-Staat vielleicht schon 2020 umschwenken. Denn eine Nachfrage nach Libra wäre letztlich vor allem auch eine Nachfrage nach US-amerikanischen Staatsanleihen und könnte Gelder aus Drittweltländern in Schuldpapiere von Industriestaaten kanalisieren – allen voran in die Staatspapiere der USA. Und selbst bei anderen Stablecoins könnte die US-Regierung auf den Geschmack kommen. Immerhin dürften auf Dollar lautende Stablecoins die Dollarisierung in Hochinflationsländer vorantreiben. Ein Stablecoin auf Dollarbasis hat für einen Nutzer in einer zunehmend digitalen Welt technische wie wirtschaftliche Vorteile gegenüber physischen Dollars und könnte die Verdrängung lokaler Währungen beschleunigen. Und da jede Stablecoin-Transaktion auf einer öffentlichen Blockchain, einem Public Ledger, abgebildet ist, sind die Transaktionen pseudonym und nicht anonym, wie das mit Bargeld der Fall ist. Das entspricht klar den Präferenzen der US-Regierung.
Ausblick-Serie:
Teil 1: Bitcoin Lightning-Netzwerk
Teil 2: Derivatemarkt im Hoch
Teil 3: STO & Distributionsplattform
Teil 4: Kryptozahlungen
Teil 5: Stablecoins
Teil 6: Ethereum 2.0
Teil 7: Kein Geschäftsmodell
Teil 8: Intransparenz aufgedeckt