Benoît Garcia von Amundi, erklärt warum Anleihen-ETF trotz steigender Zinsen ins Portfolio gehören und welche Rolle die Liquidität spielt.
Text: Barbara KalhammerDie Zuflüsse in Fixed-Income-ETF haben Ende Oktober ein Allzeithoch erreicht. 73,3 Milliarden Dollar flossen in die Produkte, der grösste Anteil in Staatsanleihen. Woher rührt das enorme Interesse?
Auf Anleihen-ETF entfiel dieses Jahr rund ein Drittel der Netto-Neugeldzuflüsse – wobei der Anteil weiter steigt. Dies hat verschiedene Gründe: Einerseits versuchen Anleger, angesichts niedriger Renditen und mit Blick auf ein mögliches Ende der seit 25 Jahren andauernden Anleihen-Rally ihre Kostenstruktur mit günstigen Anleihen-ETF zu optimieren.
Zudem können Anleger mit ETF ihre Allokation selbst steuern, anstatt an Fondsmanger zu übertragen. Andererseits hat sich das Anleihen-ETF-Angebot deutlich weiterentwickelt. Heute können Anleger auf eine grosse Anzahl an Allokations-Bausteine für ihre Portfolios zugreifen und verschiedene Strategien umsetzen.
Gefragt waren auch lang laufende Produkte. Wie könnten ETF sinnvoll eingesetzt werden, um sich vor einem Zinsanstieg zu schützen?
Auch im Zinstief ist es möglich, sich mit ETF sehr gut gegen Zinssatzschwankungen abzusichern. So kann man beispielsweise bei Staatsanleihen-ETF hinsichtlich verschiedener Kriterien wie Restlaufzeit, Laufzeit oder Bewertung, Schwerpunkte setzen. Unser ETF auf Länder mit dem «niedrigsten Investment-Grade-Rating» hat ein Volumen von über 1,5 Milliarden Euro und eine Rendite von knapp 2 Prozent (Stand: 13.11.2014).
Bei abrupten Zinssatzschwankungen können auch Short-ETF, die die tägliche inverse Wertentwicklung des Referenzindexes bieten, interessant sein. Kürzlich haben wir zudem einen Floating-Rate-Notes-ETF lanciert, dessen Kupon sich ändernden Zinssätzen anpasst. Dieses Produkt hat eine geringere Preissensitivität.
Das Angebot an Staatsobligationen-ETF ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Worauf müssen Anleger bei der Auswahl des passenden Index achten?
Das ist richtig. Deshalb gehen wir bei unseren Innovationen sehr vorsichtig vor und achten verstärkt auf die Liquidität der zugrundeliegenden Benchmarks und den Zugang zu Indizes. Ich möchte jedoch hinzufügen, welches prinzipiell die wichtigsten Auswahlkriterien für den zugrundeliegenden Index sind: die Kosten, der Tracking Error und die Replikationsmethode. Eine Schwierigkeit bei den Obligationenmärkten, vor allem bei Unternehmensanleihen, ist die Abbildbarkeit.
Was sind die Folgen davon und ist eine synthetische Replikation hier von Vorteil?
Was die Replikationsmethoden anbelangt, so ist die swapbasierte Methode unserer Meinung nach die effizienteste Lösung für Anleger, da sie den geringsten Tracking Error und die niedrigsten Kosten verursacht.
Die fehlende Liquidität wird immer wieder als Risiko aufgeführt. Wie realistisch ist diese Gefahr?
Diese Gefahr kann auf einige sehr breite Indizes oder auch äusserst exotische Benchmarks zutreffen, bei denen grosse Spreads vorliegen können. Deswegen legen wir bei Amundi ETF Wert auf unabhängige Index-Anbieter, die zum Beispiel im Schwellenländer-Anleiheuniversum Liquiditätsfilter für grosse Indizes anwenden können.
Benoît Garcia ist Head of ETF & Indexing Sales Switzerland bei Amundi.