Loyaler Dienst am Kunden

Unabhängig von Branche und Anlegersegment – auf den Service kommt es an. 10×10 fühlt darum den ETF-Anbietern auf den Zahn und zeigt auf, welche diesem Grundsatz gerecht werden.

Text: Barbara Kalhammer

ETF haben sich weltweit einen Namen gemacht als einfache und transparente Anlageprodukte. Diese Prämissen führten sie zum Erfolg und bescheren ihnen kontinuierlich hohe Wachstumsraten. Für die Anleger jedoch wird es mit der zunehmenden Produktvielfalt immer schwieriger, den Durchblick zu bewahren und die Produkte zu vergleichen. Dazu kommt, dass die Mehrheit der in der Schweiz angebotenen ETF synthetisch repliziert wird und die effektiven Wertschriftenbestände daher nicht immer bekannt sind. Doch sowohl für Neukunden als auch für langjährige Anleger sollte bei der Produktauswahl gelten: Der Service muss stimmen. Heutzutage sind die wichtigsten Informationsquellen die Internetpräsenzen der Anbieter. Diese wurden darum von der 10×10-Redaktion genauer unter die Lupe genommen und nach zehn Kriterien beurteilt.

Die Tabelle fasst die, nicht repräsentative, Bewertung zusammen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Service bei vielen Anbietern bereits heute umfassend ist. Bei einigen bestehen jedoch Lücken– Teils kleine, Teils leider auch grosse. Doch eins nach dem anderen.

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Die Guten ins Töpfchen

Noch bevor der Service der ETF-Anbieter beurteilt werden kann, müssen deren Webseiten gefunden werden – mancherorts ist das schwieriger, als man denkt. So zum Beispiel, wenn man von der Corporate-Seite der Credit Suisse zur ETF-Seite gelangen will. Mit mehr als einem halben Dutzend Klicks kommen Interessierte zwar auf das Fund Lab, nicht aber auf die spezifische ETF-Seite der Grossbank. Der bequemere Weg erfolgt über die Suchmaschine Google. Die nächste Ernüchterung folgt auf den Fuss: Die Suchfunktion auf der Seite bringt keinen Mehrwert und führt den Suchenden nicht ans Ziel – sie ist nämlich gar nicht vorhanden. Anderorts wird einem – zumindest als Schweizer Privatanleger – das Betreten der Webseite nahezu verweigert, so beispielsweise bei Amundi. Das Argument, man ziele nur auf professionelle Anleger, gilt nicht.

Immerhin bewirbt der französische Anbieter seine Produkte gar auf Zürcher Trams. Ebenfalls kompliziert gestaltet sich der Zugang bei Swiss & Global Asset Management (SGAM), nur über mehrere Umwege findet man schliesslich zu Julius Bär Fonds. Aufgrund fehlender Kennzeichnung können die ETF zwischen all den Fondsprodukten nur mühsam ausgemacht werden. Bei der Royal Bank of Scotland (Market Access) ist immerhin der Weg zur Website kein Problem. Danach geht es jedoch los mit den Schwierigkeiten – ähnlich wie bei SGAM. Denn auch hier befinden sich die ETF nicht in einer gesonderten Kategorie, sondern zwischen zahlreichen Zertifikate-Typen. Auch Sprachbarrieren können auftreten, denn die Produktdetails werden bei Lyxor und Amundi beispielsweise nur in Deutsch und Französisch angezeigt.

Englisch wäre durchaus ein Mehrwert. Ist die erste Hürde genommen, beginnt die Suche im Produktedschungel erst richtig. Vorteile bieten in jedem Fall einfache Suchfelder wie es beispielsweise Lyxor, ComStage und die Zürcher Kantonalbank anbieten. Der Weg zum Ziel führt dabei jedoch oft nur über die exakt richtige Schreibweise. So zeigt db x-trackers bei der Eingabe «Euro Stoxx» nur zwei Produkte an, den Euro-Stoxx-50-Short-Daily-ETF und der Euro Stoxx-Select-Dividend-30. Effektiv gibt es jedoch zwei weitere ETF auf diesen Index – beim einen werden die Dividenden ausgeschüttet, beim anderen reinvestiert. Auch bei Comstage muss man genauer hinsehen, um die zwei Euro-Stoxx 50-ETF unterscheiden zu können. Erfahrene Anleger enttarnen das NR-Produkt schnell als Net Return. Dank des Factsheets kann auch der Zusatz «FR» identifiziert werden – Full Replication. Comstage weist damit bereits im Produktnamen auf die Replikationsmethode hin, was für Anleger sicherlich einen Mehrwert darstellt.

Gute Factsheets – schlechte Factsheets

Ist kein Suchfeld vorhanden, sind die Produkte durch Kriterien wie Region und Basiswert relativ schnell ausfindig zu machen. Anders hingegen bei der UBS, die neben den Kriterien Anlagekategorie, Börse und Währung auch das Produkt-domizil und die Replikationsmethode einbezieht. Die Suche nach einem spezifischen Produkt wird durch diese Kategorien kaum vereinfacht. Ebenfalls ungewöhnlich ist die Platzierung der Factsheets, die nicht unter dem Reiter «Fund Data», sondern unter «Performance» zu finden sind. Dieser Weg führt auf die UBS-Fundgate-Seite, wo man nicht nur Factsheets, sondern zahlreiche weitere Details zu Indizes und ETF finden kann.

Bei Amundi verläuft die Suche nach Factsheets ergebnislos, dafür gibt es eine tagesaktuelle Zusammensetzung. Ist das passende Produkt mit zugehörigem Factsheet gefunden, interessiert iele Anleger die Methode der Replikation. Im Factsheet ist sie aber oft nicht ersichtlich. Bei Amundi muss dazu extra der 47-seitige Prospekt aufgerufen werden, bei Lyxor steht sie unter den Risikofaktoren und bei der Credit Suisse wird man im Produkttext auf der Webseite fündig.

Bei iShares findet sich die Replikation leicht in der ausführlichen Beschreibung «Fondsdaten». Während die Replikationsmethode mit mehr oder weniger Aufwand immer in Erfahrung zu bringen ist, bleiben die Swapkontrahenten und die Zusammensetzung oft ein Rätsel. Als gutes Beispiel geht hier die Credit Suisse voran. Sie veröffentlicht für ihre synthetisch nachgebildeten ETF täglich die Zusammensetzung des «Substitute Basket». Ein Factsheet bringt jedoch nur einen Nutzen, wenn es aktuell ist. Viele Anbieter passen die Daten monatlich an, einige wenige sogar täglich.

Die schlechten ins Kröpfchen

Bezüglich Informationsumfang und Bereitstellung ist die Gesamtsituation also durchaus positiv. Jedoch sollte der Zugang zu Informationen über die Art der Replikation erleichtert werden. Die UBS tut einen Schritt in diese Richtung und will in Zukunft diese Information auch bei physisch replizierten ETF im Factsheet angeben, nicht mehr nur wie bislang bei synthetischen. Auch bei der Credit Suisse wird das in Erwägung gezogen. Weiters mangelt es oft an der Übersichtlichkeit, viele Seiten und auch Factsheets sind mit Daten überladen.

Andere hingegen sparen zu sehr bei den Details. Die ZKB beispielsweise hält sich sehr kurz und unter «Market Access» konnten wichtige Details wie die Dividendenzahlung überhaupt nicht gefunden werden. Einen guten Weg hat unserer Ansicht nach iShares gefunden. Ebenfalls einen zufriedenstellenden Service bieten Credit Suisse, Comstage und Lyxor Asset Management. Jedoch könnte die Suche erleichtert werden durch einheitliche Bezeichnungen. Emittenten, die mehrere Produktarten im Angebot haben, sollten ETF gesondert anzeigen oder sogar eigene ETF-Homepages einrichten. Nützlich wären oftmals mehr Hintergrundinformationen, Know-How- oder Wissensrubriken.

Viele Anbieter vernachlässigen diese Art von Service sträflich, Market Access und ZKB verzichten sogar völlig darauf. Manchmal sind auch die Kontaktdaten unzureichend beziehungsweise das Personal nicht ausreichend geschult. Bei der Informationssuche scheint die Kombination aus Factsheet und Homepage am besten geeignet. Im Bedarfsfall findet man die relevanten Produktdetails auch jederzeit auf der Seite der SIX Swiss Exchange. Fazit: Dank ihrer Transparenz und Einfachheit haben ETF massiv an Popularität gewonnen, und die Banken verdienen gutes Geld mit ihnen.

Anleger, ob privater oder professioneller Art, dürfen darum erwarten, dass die Produkte ohne mühselige und lange Suche gefunden werden können. Klare Factsheets, die alle relevanten Informationen enthalten, erhöhen die Transparenz und lassen die Branche auch künftig in gutem Licht erscheinen. Argumentationen, die interne IT-Abteilung habe zu wenig Kapazitäten, gelten bei solch erfolg und ertragreichen Produkten nicht. Wir bleiben dran für Sie.


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