«Macron verleiht Flügel»

Die Aussichten des europäischen Aktienmarktes sehen positiv aus. Auch japanische Dividendenwerte dürften weiter zulegen. Weiterhin bleiben Staatsanleihen unattraktiv.

Text: Adriano B. Lucatelli

Das gute Abschneiden des unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen hat an den globalen Börsen ein Feuerwerk ausgelöst. So hat der Weltaktienindex MSCI eine weitere Rekordmarke geknackt und erstmals die Marktkapitalisierung von 50 Billionen US-Dollars übertroffen.

Den steigenden Goldpreis hat Macrons Erfolg jedoch gebremst. Gold wird aufgrund der steigenden Aktienkurse und den Zinssteigerungserwartungen auch weiterhin kaum kräftig zulegen.

Macron Börse

Wie soll es weitergehen? Ein weiterer Kursanstieg der Dividendenpapiere bleibt aufgrund der steigenden Unternehmensgewinne wahrscheinlich. Im Gegensatz zu den US-Valoren weisen europäische Aktien eine günstigere Bewertung auf. Die Umschichtung aus den USA in Richtung Europa dürfte also andauern. Auch japanische Titel werden dank globalem Wachstum, der lockeren Geldpolitik der Bank of Japan und dem daraus resultierenden starken Yen weiter zulegen.

Bei den festverzinslichen Wertpapieren sind Unternehmensanleihen mit hoher Bonität und ausgewählte Anleihen aus den Schwellenländern zu bevorzugen. Die Verfallrenditen bei Staatsanleihen mit guter Bonität bleiben auf einem historischen Tiefpunkt und sind unattraktiv.

Im Devisenmarkt haben die professionellen Händler ihre Positionen in US-Dollar markant reduziert, weil ihre Erwartungen in weitere Leitzinserhöhungen enttäuscht wurden. Wir gehen auch davon aus, dass die US-Notenbank erst im kommenden Juni an der Zinsschraube drehen wird. Vor diesem Hintergrund sollte sich der Greenback kaum stark verteuern.

Und auf dem Ölmarkt besteht weiterhin ein Überangebot. Zwar versucht die Organisation erdölexportierender Länder (Opec), die Produktion zu drosseln, doch werden diese Massnahmen durch die USA, die die Fördermengen kontinuierlich weiter ausbauen, torpediert. Ausserdem ist ungewiss, ob sich die Mitglieder der Opec an ihrem Jahrestreffen vom 25. Mai auf eine Verlängerung der bisherigen Massnahmen einigen können. Die hohen Bestände stellen also weiterhin eine Hürde für höhere Notierungen dar.

 

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate und ist Dozent an der Universität Zürich. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.

 


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