Es liegt nicht nur an dem Fokus auf Natur und Nachhaltigkeit, warum die skandinavischen Länder seit Jahren die Aktienmärkte in Europa hinter sich lassen. Die ausgeprägte Branchendiversifizierung stellt einen wichtigen Grund für die bessere Entwicklung dar
Text: Hagen-Holger Apel90 Prozent mehr Rendite als ein Investment in Europa – das hätten Anleger erhalten, wenn sie 2010 in den MSCI Nordic Countries statt in den MSCI Europe investiert hätten. Denn dieser hat in den vergangenen zehn Jahren gerade mal 10 Prozent zugelegt, der MSCI Nordic Countries dagegen hat sich glatt verdoppelt.
Schon seit Jahren entwickeln sich die Aktienmärkte im Norden Europa wesentlich besser als auf dem restlichen Kontinent. Zudem scheinen diese Länder derzeit wesentlich besser durch die Corona-Pandemie und die Wirtschaftskrise zu kommen.
Ein Aspekt ist hier sicherlich die hohe Flexibilität der nordischen Länder, die es diesen Staaten ermöglicht, sich schnell an ein wandelndes Umfeld anzupassen. Vor diesem Hintergrund wundert es wenig, dass die Nordics in punkto Innovationsbereitschaft und Effizienz weltweit vorne liegen.
Starke grüne Industrietitel
Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland bieten eine ausgeprägte Branchendiversifizierung. Dabei stehen Industrie- und Gesundheitstitel eher als Konsumtitel im Fokus. Insbesondere Healthunternehmen zeigen ihre Stärke.
Das Pharmaunternehmen Novo Nordisk beispielsweise hat sich in den vergangen zehn Jahren versechsfacht. Und die noch kleine, aber sehr erfolgreiche dänische Biotech-Firma Genmab dürfte erst am Anfang einer Erfolgsgeschichte stehen, obwohl es bereits der marktschwertste Branchenteilnehmer in Europa ist. Die Firma ist mit leistungsfähigen Plattformen für die Entwicklung neuer Antikörper am Start.
Ein weiterer Vorteil Nordeuropas ist, dass hier sehr viele grüne Unternehmen zu Hause sind. Die Länder Skandinaviens gelten bereits seit langem als Vorreiter bei Nachhaltigkeit. In keiner anderen Region wurde der normative Schwerpunkt bereits so weit im Markt implementiert. Dies spiegelt sich auch an den Finanzmärkten wider: Morningstar zeichnetet die nordischen Staaten in 2020 als ESG-Leader aus.
Gerade der Bereich erneuerbarer Energie wird bei den Anlegern, die gezielt nach Nachhaltigkeitskriterien anlegen wollen, immer beliebter. Orsted beispielsweise ist weltweit führend im Bereich Offshore-Wind. Der dänische Energiekonzern hält 25 Prozent der weltweiten Offshore-Windkapazität und verfügt über ein sehr starkes Expansionsionspotenzial in diesem Bereich. Das Ziel des Managements lautet, von 10 Gigawatt erneuerbarer Energien im Jahr 2020 auf mindestens 30 Gigawatt im Jahr 2030 zu wachsen.
Einen zusätzlichen Booster durch Covid-19 und Homeschooling hat auch Kahoot!, eine der grössten Positionen im DNB Fund Nordic Equities, erhalten. Die in Norwegen spielebasierte Lernplattform zählt zu den Marktführern im Bereich Bildungstechnologie. Eine der beliebtesten und am weitesten verbreiteten App in diesem Segment ist die Schlüssel-App Kahoot! Dieses skalierbare Geschäftsmodell in Kombination mit einem explosiven Umsatzwachstum machen das Unternehmen für Anleger interessant.
Der besondere Reiz für Anleger
Auch ausserhalb von Europa zu investieren, bietet sich somit nicht nur aus Diversifikationsaspekten an. Bis auf Finnland verfügen alle skandinavischen Länder über eine eigene Währung und dies ist nach wie vor der Grund, dass viele Unternehmen zu Weltmarktführern geworden sind. Durch den schwankenden Wert der Währung, analog zur Schweiz, sind sie gefordert, innovativ als auch nachhaltig und solide zu agieren. Hinzu kommt ihre grösstenteils vorhandene Führung im ESG-Bereich und das weltweit. Jedes Land verfügt über einen industriellen Schwerpunkt und in Summe ergibt sich damit eine sehr gute sektorale Diversifikation.
*Hagen-Holger Apel, Head of Wholesale bei DNB Asset Management