Obligationen-ETF im Portfoliokontext

Mit Hilfe von ETF können Anleger in vielfältige Anleihensegmente investieren. Dadurch erreichen sie eine hohe Diversifizierung können das Portfolio für ihre Risikoneigung finden.

Text: Rino Borini

Herr Gast, wie können Bond-ETF unter Berücksichtigung des niedrigen Zinsumfelds in ein Portfolio integriert werden?

Staatsobligationen entwickelter Länder werfen momentan wenig bis keine Zinseinnahmen ab. Um weiterhin stabile Erträge zu erwirtschaften, erschliessen Anleger unterschiedliche Anlageklassen. ETP bieten überzeugende Wachstumschancen in einzelnen Segmenten wie Unternehmensobligationen mit Investment-Grade-Rating oder Hochzinsobligationen, da hier der direkte Erwerb von Obligationen infolge der intransparenten Preisgestaltung sowie aufgrund von Liquiditätsbeschränkungen komplexer sein kann. Ebenso sehen wir grosse Zuflüsse  in Emerging-Markets-ETF .

Mit welchen taktischen Massnahmen kann Rendite generiert werden?

Dank des breiten Angebots an ETF können Anleger ihr Portfolio zum Beispiel um die genannten Anleihesegmente ergänzen. Dabei profitieren sie von der hohen Diversifizierung der  Indexprodukte und können damit ein Portfolio für ihre jeweilige Risikoneigung finden. Beispielsweise investiert der iShares Barclays Capital Euro CorporateBond ETF in mehr als 1200 verschiedene Obligationen, wodurch sich das Ausfallrisiko einzelner Emittenten wirksam begrenzen lässt.

Die breite Aufstellung der Indexfonds verbessert das Risiko-Rendite-Profil der Obligationenpositionen im Vergleich zu einem Investment in einzelne Bonds. Obligationen- ETF erleichtern zudem das Portfoliomanagement, so halten die ETF die Duration ihres   Obligationenportfolios nahezu konstant. Als Folge müssen Investoren die einmal gewählte Restlaufzeit nicht wie bei einem Direktinvestment ständig selber anpassen. So lassen sich  Handelskosten sparen und Zinsrisiken effizient managen.

Grosse Bondindizes halten bis zu 1300 Titel im Index. Wie schafft man so bei so vielen Titeln ein präzises Indextracking?

Wir nutzen das so genannte Sampling, das einen Index lediglich mit einer Teilmenge der Indexwerte abbildet. Ein Beispiel: Wenn ein Index 20 Obligationen von HSBC mit einem  Gesamtgewicht von 2 Prozent hält, könnte dieser Ansatz dazu kommen, nur 16 zu halten, die ein ähnliches Gesamtgewicht haben.

Unsere Spezialisten lassen kleine und weniger liquide  Bonds unberücksichtigt und konzentrieren sich darauf, den Anteil liquiderer Benchmark-Obligationen zu erhöhen und sicherzustellen. Die sich daraus ergebenden Risikofaktoren der Position sind denen des Index (Duration, Credit Spread und Ertrag) ähnlich. Dieser Ansatz versucht, das beste Gleichgewicht zwischen Liquidität und Transaktionskosten sowie dem Risiko zu finden, bildet den Index aber nicht vollständig ab.

Obligationen-ETF weisen Zuflüsse auf. Ist ein präzises Indextracking weiterhin möglich?

Für neue Obligationen-ETF sind Zuflüsse sehr positiv, denn mit ihnen lässt sich die Anzahl der im ETF befindlichen Obligationen erhöhen. Das ETF -Portfolio rückt so immer näher an die Zusammensetzung des Basisindex heran. Wenn das Volumen in einem Obligationen-ETF bereits hoch ist, beeinflussen weitere Zuflüsse die Trackingqualitäten des ETF in der Regel nicht. Oftmals leidet die Liquidität im Bondmarkt.

Ist das ein Hindernis für Anleger?

Sicher gibt es diverse Bereiche an den Obligationenmärkten, die weniger liquide sind – das ist allerdings bei allen Obligationeninvestments zu beachten. iShares legt keine ETF auf, wenn  ein Markt nicht ausreichend Liquidität hat, um ein liquides Produkt mit guter Trackingqualität zu entwickeln. Zudem müssen die Indizes, auf die neue Produkte aufgelegt werden,  bestimmte Liquiditätskriterien erfüllen. Im High-Yield-Bereich gibt es zum Beispiel das Kriterium des Maximalinvestments pro Emittent.

Christian Gast ist Leiter iShares Schweiz.
sentifi.com

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