Langweilig investieren – mit 12 Prozent Rendite?

Langfristiges Anlegen heisst bei vielen schnell mal, das sei langweilig. Der Anlageexperte Peter Bänziger, Partner bei von Belvalor, ist ganz anderer Meinung: «Langweilig Investieren kann viel ertragsreicher sein als spekulieren» und macht die Probe aufs Exempel mit der Nestlé Aktie.

Text: Peter Bänziger

Es gibt unzählige Kolumnen, was ein «langfristiger» Anlagehorizont wirklich bedeutet – ich nehme mal an, ein «Investorenleben» dauert 25 Jahre. Ich habe mir zudem überlegt, was ich kaufen würde, wenn es denn nur eine einzige Aktie sein dürfte. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis frage (auch nicht Aktienmarkt-affine Personen), was denn die «beste» Aktie in der Schweiz sei, so bekomme ich oft dieselbe Antwort: Nestlé.

Ich habe nicht getestet, ob Nestlé am Schweizer Aktienmarkt wirklich die beste Aktie der letzten 25 Jahre war. Zumal die Nestlé-Aktie bei vielen Anlegern als «langweilig» gilt. Ich bin ganz anderer Meinung: Nestlé ist eine der spannendsten Aktien überhaupt! Die Firma ist seit Jahrzehnten sehr profitabel, sie war es auch in den sogenannt schwierigen Jahren. Das Unternehmen steigert Umsätze, Gewinne und Dividendenausschüttung mit einer beeindruckenden Regelmässigkeit.

Eigentlich ist die Aktie in sich schon ein global diversifizierter Nahrungsmittel-Fonds – mit Hauptsitz  Schweiz: Die grössten Umsatzträger sind mit rund 22 Prozent Getränke, je 17 Prozent Nahrung/Gesundheitsprodukte sowie Milchprodukte und Glacé, 14 Prozent Fertiggerichte und Kochzusätze, 13 Prozent «Pet Care», 10 Prozent Schokolade, Konfekt und Biskuits und 8 Prozent Mineralwasser. Die Produkte sind äusserst vielfältig – und Nahrungsmittel braucht die steigende Weltbevölkerung letztlich immer. Langweilig? Nein, äusserst innovativ, denken Sie nur an Nespresso.

Was heisst das für die Performance der Aktie? Nestlé hat in den letzten 25 Jahren den Swiss Performance Index, den Weltaktien-Index und sogar den Star-Investor Warren Buffet mit seiner Berkshire Hathaway Aktie (wenn auch nur knapp) geschlagen:

In dieser Tabelle erkennt man, dass die Nestlé Aktien in den letzten 25 Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von knapp 12 Prozent erzielt hatte.

Nun, im Nachhinein ist man immer schlauer, werden Sie sagen. Es deutet aber nichts darauf hin, dass Nestlé in Zukunft schlechter geführt wird. Soeben hat ein Brokerhaus das neue Kursziel von Nestlé auf 100 Franken fixiert. Sie wissen, dass ich generell nicht viel von Kurszielen halte. Im Fall von Nestlé bin ich aber fast sicher: Die Aktie wird die 100 Franken eines Tages erreichen. Langweilig Investieren kann sehr viel ertragreicher sein als spekulieren – und mit Nestlé kann man sogar noch einigermassen gut schlafen. Dass man zwischenzeitlich auch einmal 35 Prozent, von den Höchstkursen aus gesehen, «verlieren» kann, darf einem allerdings nicht den Schlaf rauben.

Peter Bänziger verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Verwaltung von privaten und institutionellen Vermögen. Vor seinem Wechsel zu Belvalor war er mehr als 10 Jahre als Anlagechef (Chief Investment Officer) und Mitglied der Geschäftsleitung der Swisscanto verantwortlich für verwaltete Vermögen von 53 Milliarden Franken in allen Anlagekategorien. Peter Bänziger ist bei Belvalor als Chief Investment Officer und Partner tätig.


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  1. Michael Bischof

    Finger weg von Nestle! Einer der weltweit überbewertesten Aktie. Sobald das „Money Printing“ ein wenig zurückgefahren wird, wird sie wieder auf normales Niveau fallen. Coca Cola, Mc Donalds, Starbucks, MMM sind alle schon deutlich gefallen – es gibt keinen logischen Grund, warum ausgerechnet Nestle verschont bleiben wird, nur weil der neue CEO aus dem Gesundheitswesen kommt.
    Wenn schon eine Nahrungsmittelaktie dann YUM Brands.

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