ETF-Experten liefern in einer neunteiligen Serie wertvolle Tipps & Tricks im Umgang mit börsengehandelten Indexfonds. Im fünften Teil geht es um die Portfolio-Allokation mit ETF.
Text: * Hans-Jörg Morath, Passive Sales Switzerland & Oliver Pfeiler, Leiter Modellportfolios bei DWSDie Digitalisierung immer weiterer Teile der Wirtschaft, Technologien, die dem Klimawandel entgegenwirken, der demographische Wandel: An Inspirationen für die Kapitalanlage herrscht derzeit kein Mangel. Doch wer glaubt, dass sich mit einem Portfolio aus gebündelten guten Ideen automatisch auch langfristige Anlageerfolge einstellen, wird bald erkennen, dass er das Pferd von hinten aufgezäumt hat.
Denn die Rendite und vor allem das Risiko eines Portfolios ergeben sich Studien zufolge zu 80 bis 90 Prozent aus der Verteilung der Mittel auf einzelne Anlageklassen wie Aktien oder Obligationen. Um das Pferd richtig aufzuzäumen, sollte sich ein Anleger also zunächst Gedanken machen, welche Rendite er anstrebt und welches Risiko er dafür in Kauf nehmen will.
Der nächste Schritt ist die Übersetzung dieses Anlageziels in die Aufteilung des Kapitals auf die unterschiedlichen Anlageklassen. Anhaltspunkte dafür liefert die «Long View», in dem der deutsche Vermögensverwalter DWS die für die kommenden zehn Jahre zu erwartenden Renditen einzelner Anlageklassen prognostiziert. Die wichtigsten Ergebnisse: Die erwarteten Renditen von Aktien erscheinen attraktiver als jene von Obligationen, abgesehen von Chancen bei Hochzinspapieren.
Blickt man auf Regionen, finden sich die höchsten Renditen für Aktien und Renten in den Schwellenländern. Allerdings – das Niveau der Renditen dürfte für alle Anlageklassen in den kommenden zehn Jahren niedriger sein als in der vergangenen Dekade. Waren etwa mit europäischen Aktien in den zurückliegenden zehn Jahren acht Prozent pro Jahr zu verdienen, erwartet die DWS in den kommenden zehn Jahren 5,6 Prozent.
Kostenlose ETF-Seminare Die Branchenvereinigung «ETF-KnowHow» hat das Ziel, mit Wissensoffensiven dem Investor die Vorteile von ETF & Indexfonds zu vermitteln. Ob als Einstieg für ETF-Neulinge oder als Wissenserweiterung für erfahrenere Anleger: die kostenlose Veranstaltungsreihe «ETFKnowHow» vermittelt das nötige Rüstzeug. Der Veranstaltungskalender ist auf der Website der SIX aufgeführt.
Schwieriger wird es auch bei Obligationen: In Europa werden in den kommenden zehn Jahren Renditen um null herum erwartet. Für US-Treasuries sind es rund 2,5 Prozent, dabei muss aber das Währungsrisiko berücksichtigt werden. Für eine bestimmte Rendite müssen Anleger künftig also einen höheren Anteil an risikoreicheren Anlagen wie Aktien einplanen. Damit steigen allerdings die Schwankungen des Portfolios insgesamt.
Zur Umsetzung dieser Strategie bieten sich die kostengünstigen ETF. Sie bilden Indizes in den Anlageklassen exakt ab. Die meisten ETF-Anbieter haben deswegen eine sogenannte Core-ETF-Produktpalette im Angebot. Dabei handelt es sich um besonders preiswerte Indexvehikel auf weit verbreitete Indizes, die sich als Kern eines Portfolios eignen. Damit lassen sich etwa die Aktienindizes Stoxx Europe 600 oder MSCI Emerging Markets abdecken.
Auf der Seite der Obligationen stehen Core ETF auf europäische und US-Papiere zur Verfügung. Daneben kann die Beimischung von Themen-ETF sinnvoll sein. Inzwischen gibt es zu vielen zukunftsträchtigen Themen wie Artificial Intelligence, Big Data oder Future Mobility. Dort werden die Indexmitglieder anhand von Zukunftsthemen ausgesucht. Auf der Obligationen-Seite kann eine Beimischung von Corporate Bonds ETF sinnvoll sein. Dort sind die Renditechancen durch die Auswahl höher verzinslicher Papiere von Unternehmen erhöht, ohne dass gleichzeitig höhere Risiken eingegangen werden müssen. Steht das Portfolio, sind regelmässige Anpassungen nötig. Denn durch Marktbewegungen und Veränderungen des Umfelds können sich die optimalen Portfolioanteile verschieben.
* Hans-Jörg Morath, Passive Sales Switzerland & Oliver Pfeiler, Leiter Modellportfolios bei DWS.
Wissensserie «ETF-KnowHow»
Teil 1: Wie wähle ich den richtigen ETF?
Teil 2: Wie funktionieren Short- und Leverage-ETF?
Teil 3: Mit Faktor-ETF das Rendite-/Risiko-Profil optimieren
Teil 4: Wie die Liquidität bei ETF funktioniert
Teil 5: Portfolio-Allokation von ETF
Teil 6: Verantwortungsvolles Anlegen mit ETF
Teil 7: Die richtige Auftragserteilung ist zentral
Teil 8: Worauf beim ETF-Kauf zu achten ist
Teil 9: Steuern beeinflussen die Rendite von ETF und Indexfonds