Regulierung als Treiber nachhaltiger Anlagen

Neue Vorschriften, insbesondere in EU-Raum, sollen die Welt immer nachhaltiger machen. Das hat auch einen grossen Einfluss auf nachhaltige Anlagen.

Text: Rino Borini

Zehn Jahre nach der Finanzkrise tragen zwar zahlreiche Finanzprodukte den Zusatz «nachhaltig» oder «verantwortlich», doch insgesamt befinden wir uns immer noch im Anfangsstadium. Zudem vollzieht sich der Wandel nicht überall gleich schnell: In Asien stecken nachhaltige Investitionen in den Kinderschuhen, in den USA in der Pubertät, in Europa werden sie langsam erwachsen.

Dass Europa schneller auf nachhaltige Anlagen umschwenkt, ist nicht nur dem wandelnden Bewusstsein der Anleger geschuldet, sondern auch den klaren Standards, welche die EU setzt. Durch das Fördern nachhaltiger Investition soll der Druck auf die Unternehmen erhöht werden, sich den Pariser Klimazielen zu verpflichten.

Nachhaltige Anlagen

Die Vorschläge für nachhaltige Geldanlagen sollen in bestehende Bestimmungen wie beispielsweise Mifid II einfliessen. Der Vorschlag will unter anderem die Finanzmarkt-Akteure dazu verpflichten, die Bedürfnisse der Anleger in Bezug auf Nachhaltigkeit zu ermitteln und ihre Beratung auf diese Präferenzen auszurichten. Auf diese Weise sollen nachhaltige Anlagen einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Diese Informationen müssen auch bei der konkreten Produktauswahl (Suitability) berücksichtigt werden.

Was diese regulatorische Entwicklung für die Schweiz bedeutet, ist noch offen. Es ist jedoch zu erwarten, dass das Thema nachhaltige Anlagen auch auf den Radar des hiesigen Regulators kommen wird. Die Schweizer Finanzindustrie ist darum gut beraten, das Thema Nachhaltigkeit proaktiv anzugehen. So wie es ein Teil der bekannten Pensionskassen bereits getan und das Thema ganz oder teilweise umgesetzt hat.

Hintergrund: Funktionieren nachhaltige Anlagen?

Schon seit Jahrzehnten werden wissenschaftliche Studien über nachhaltiges Anlegen veröffentlicht. Der deutsche Fondsanbieter DWS hat gemeinsam mit der Universität Hamburg über 2250 empirische Studien (ab 1970) eingesammelt und ausgewertet. Die Fragestellung lautete: Hat die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in den Anlageprozess einen positiven Effekt auf die Finanzperformance?

Die Wissenschafter kommen zum Schluss, dass sich nachhaltiges Investieren finanziell auszahlt. Sie gingen auch der Frage nach, welchen Einfluss die drei verschiedenen Bereiche auf die Unternehmensperformance haben. Der grösste Anteil an positiven Ergebnissen wird der Governance (Unternehmensführung) zugeschrieben, in über 62 Prozent der Studien ist sie der wichtigste Erfolgsfakt.

Weiter kommt die Studie zur Erkenntnis, dass der positive Zusammenhang über die Zeit stabil ist. Das ist gerade für langfristig denkende Investoren relevant. Die Studie zeigt auch auf, dass sich die ESG-Opportunitäten nach Geografie und Anlageklasse unterscheiden. Besonders gross sind die Chancen in Nordamerika und den Schwellenländern respektive Anleihen und Immobilien.


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