Es gibt im Rohölmarkt unterschiedliche Sorten. Die spezifischen Eigenheiten beeinflussen den Preis.
Text: Barbara KalhammerRohöl ist nicht gleich Rohöl, denn weltweit finden sich hunderte verschiedener Sorten, die sich bezüglich Vorkommen und Förderung unterscheiden. Die beiden wichtigsten Standardsorten stellen das europäische Brent Crude Oil und das amerikanische Light Sweet Crude Oil (WTI) dar. Die Qualität des jeweiligen Rohöls ist abhängig vom Schwefelgehalt und der Dichte, die in API-Grad gemessen wird. Leichte Rohölsorten, wie beispielsweise Brent, weisen einen API-Grad von über 31,1 Grad auf. Liegt der API-Grad unter 22,3, so spricht man von schwerem Rohöl.
Brent ist überdies schwefelarm, weshalb es auch als süsses Rohöl bezeichnet wird. Weniger bekannte Sorten wie Arab Heavy verfügen über einen höheren Schwefelgehalt und werden daher als sauer bezeichnet. Je dichter und saurer Rohöl ist, desto höher sind Aufwand und Kosten für die Verarbeitung in der Raffinerie. Da WTI etwas leichter ist als Brent, weniger Schwefel enthält und zudem über weitere Strecken vom Nahen Osten oder Afrika in die USA transportiert werden muss, ist es in der Regel ein paar Dollar teurer als Brent. Seit einigen Monaten hat sich dieses Verhaltnis jedoch umgekehrt und der Brent-Preis liegt mehr als zehn Dollar über dem Preis von WTI.
Der Grund dafür liegt in den Vereinigten Staaten, genauer gesagt in Oklahoma. Dort befindet sich der Ort Cushing, wo sich eines der wichtigsten Lager sowie Umschlags- und Lieferplatz für WTI in den USA befinden. Da die Lagerbestände stark gestiegen sind, verliert WTI gegenüber anderen Ölsorten an Boden. Der Preis entfernt sich immer mehr von den realen, am Markt vorherrschenden Verhältnissen. Daher sollte Brent bis zur Normalisierung der WTI-Lager als Referenz für den Weltrohölpreis bevorzugt werden. Handelbar sind die beiden Sorten an der ICE Futures London und an der NYMEX in New York. Brent ist überdies an der Tokyo Commodity Exchange erhältlich.
Anleger sollten sich bei einem Investment jedoch im Klaren sein, welche Ölpreisentwicklung sie erwarten. Die meisten Investmentprodukte ermöglichen nur eine Partizipation an WTI, selten jedoch an Brent.