Rohstoffinvestments sind tückisch. Besonders der Rollmechanismus erschwert Investitionen. Abhilfe bieten rolloptimierte Produkte.
Text: Barbara KalhammerDie Renditen von Rohstoffanlagen leiden unter Rollverlusten. Woran liegt das?
Nicht alle Rohstoffe sind von dieser Gefahr betroffen, Edelmetalle beispielsweise werden meist zum Spotpreis gehandelt. Rollverluste drohen jedoch bei Rohstoffen die über Futures gehandelt werden. Um beispielsweise die physische Lieferung von Ölfässern zu vermeiden, müssen die Kontrakte rechtzeitig gerollt werden. Sind die künftigen Kontrakte teurer als die aktuellen, so entsteht ein Rollverlust und man spricht von Contango. Im gegenteiligen Fall spricht man von Backwardation.
Welche Faktoren beeinflussen die Future-Preise?
Entscheidend sind drei Einflussfaktoren Zinsen, Lagerkosten und Verfügbarkeitsprämie. Kauft man Öl physisch, so muss man dafür tatsächlich Geld in die Hand nehmen. Bei einem Future gilt das nicht, denn bei diesen wechselt weder Geld noch Ware den Besitzer. Durch einen hohen Zinssatz ist es günstiger, den Future zu erwerben als die Kasse, da man die Zinskosten spart. Im Umkehrschluss muss also der Future teurer als der Sportpreis sein. Das bedeutet, je höher die Zinsen, desto höher das Contango. Dieselbe Gefahr droht bei hohen Lagerkosten. Es kann gesagt werden, dass Contango bei Rohstoffen den Normalfall darstellt.
Wann gerät ein Rohstoff in Backwardation?
Das ist dann der Fall, wenn die Verfügbarkeitsprämie grösser wird, als die beiden anderen Faktoren zusammen. Ersichtlich wird dies beispielsweise so: Wenn man heute sein Auto tanken möchte, bringt es einem nichts, dass man eine Lieferung in sechs Monaten erwartet. Kontrakte, die kurzfristig fällig werden, sind hier also wertvoller. Das bedeutet, je knapper ein Markt ist, desto mehr ist ein Rohstoff in Backwardation. Um Contango-Verluste zu vermeiden, werden Rolloptimierungen eingesetzt.
Wie funktionieren diese?
Die meisten Optimierungskonzepte rollen nicht automatisch in den nächstfälligen Future, sondern in einen späteren. Schwierig ist jedoch zu erreichen, dass die Kurven nicht konkav (Contango) beziehungsweise konvex (Backwardation) aussehen. Die Zinsen und Lagerkosten sind ziemlich konstant. Was sich verändert, ist die Verfügbarkeit des Rohstoffs. Wird nun, wie in unserem Beispiel, Weizen knapp, bewegt sich die Kurve von Contango nach Backwardation. Durch die Optimierung kann aber auf den raschen Preisanstieg nicht reagiert werden. Anleger verlieren also die hohe Korrelation mit dem Spotpreis. Kurzfristiges Investieren in den Rohstoffmarkt sollte auf Rolloptimierung verzichten. Mittel- bis langfristig macht sie durchaus Sinn.
Trifft dies auf alle Rohstoffe zu?
Nein. Bei Agrar-Rohstoffen sollte man sie sogar ganz vermeiden. Das liegt daran, dass man Weizen oder Mais schlecht lagern kann. Die Folge sind tiefe Lagermengen und eine erhöhte Gefahr einer physischen Knappheit. Somit bewegen sich die Kurse stark. Bei Industriemetallen ist das Gegenteil der Fall. Hier sind die Lagerkosten für Kupfer oder Aluminium sehr tief und die Rollkosten daher eher zu vernachlässigen.
Rolloptimierung macht also vor allem bei Energierohstoffen Sinn?
Ja, schaut man sich zum Beispiel den db Brent Crude Oil Booster CHF Hedged ETC an, so erkennt man das sich Öl sehr gut für eine Rolloptimierung eignet. Es kann effizient gelagert werden und es kommt selten zu einer Knappheit. Das bedeutet, dass die Kurve lange im Contango bleibt.
Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Rollmechanismen. Welcher ist der beste?
Es gibt wenig Unterschiede, wenn man die Performance über einen längeren Zeitraum vergleicht. Die rolloptimierten Indizes entwickelten sich sehr ähnlich.
Philip Knüppel arbeitet im Bereuch Institutional Sales Europe ETF und ETC bei Deutsche Bank