Rückblick Fintech- & Krypto-Lunch: Kryptos im Mainstream?

Beim letzten Krypto- & Fintech-Lunch im 2020 diskutierten Experten die Frage, ob Kryptos im Mainstream angekommen sind. Anhand von vielen Beispielen zeigten sie auf, dass der Krypto-Markt deutlich reifer ist als noch vor zwei Jahren. Zudem liess sich eine Expertin ein konkretes Bitcoin Kursziel 2021 entlocken.

Am 8.12.20 wurde die erfolgreiche Serie «Krypto- und Fintech-Lunch» erstmals im «Finance 2.0 – Studio» durchgeführt. Rino Borini, Mitgründer 10×10.ch und Finance 2.0, diskutierte mit drei Experten die Frage, ob Bitcion & Co. im Mainstream angekommen ist.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass Bitcoin noch nicht in der Breite angekommen sei. Alle drei Protagonisten waren der Meinung, dass der Kryptomarkt sich in den letzten zwei Jahren deutlich professionalisierte. Marc Steiner, Buchautor und Bitcoin-Berater erwähnte unter anderem die Beispiele von Microstrategy oder Square, zwei börsenkotierte Unternehmen, die seit dem zweiten Semester 2020 Teile ihrer Cash-Reserven in Bitcoin halten (Lesetipp: 5 Gründe warum Bitcoin den Mainstream erreichen wird).

Ähnliches berichtete auch Désirée Velleuer, CEO Crypto Consulting AG. In ihrem täglichen Alltag spürt sie immer mehr Anfragen von professionellen Anlegern, wie Family Offices oder Vermögensverwalter, die in Kryptos investieren wollen. Julian Liniger, Gründer der Bitcoin-App Relai, stellte fest, dass seit Lancierung vor rund fünf Monaten über 2’000 Nutzer auf seiner App aktiv sind und das praktisch ohne Marketingausgaben.

Doch der Umgang mit Kryptos will gelernt sein (Lesetipp: Was man zur Kryptowelt wissen sollte). Wer direkt Bitcoins & Co. hält, muss sich mit diesem Thema beschäftigen, appelliert Bitcoin-Berater Marc Steiner: Wie verwahrt man Bitcoins sicher? Wie geht man um wenn’s ums Erben geht? Das nur zwei Fragen von ganz vielen.

Diejenigen, die Kryptos in ihrem Portfolio halten wollen und sich nicht selber um Kauf und Verkauf von Kryptos beschäftigen möchten, gäbe es auch den Weg über Finanzprodukte, wie Fonds oder Zertifikate, ergänzte Désirée Velleuer, Initiantin eines Crypto Funds. Sie ist überzeugt, dass ein aktiver Anlageansatz im aktuellen Umfeld mehr Renditepotenzial aufweisen kann, als ein rein passives Engagement. Zum Schluss gab Velleuer auch gleich noch eine Kursprognose ab für den Bitcoin: Ende 2021 wird Bitcoin bei rund 40’000 Dollar stehen.

Das ganze Gespräch steht auf Youtube (unten) oder auf dem Finance 2.0 Live-Hub (mit weiteren Informationen) zur Verfügung. Das Publikum konnte diverse Fragen stellen, welche die drei Experten beantworteten. Die Fragen und Antworten können unten nachgelesen werden. Beim nächsten Live-Event dabei sein – hier geht’s zur kostenlosen Anmeldung.


Ist ein Hardware Wallet immer noch die beste Art Kryptowährungen aufzubewahren und zu vererben?

Marc Steiner: Ja Hardware Wallets sind fürs langfristige aufbewahren und vererben die beste Wahl.

Geld (Vermögen) real über die Zeit «retten» kann man doch auch mit weniger Volatilität. Einfach etwas langweiliger.

Marc Steiner: Weniger Volatilität mit Bitcoin wird schwierig. Aber der lange Anlagehorizont bügelt diese Volatilität aus wie vergangene Kurs-Daten auch zeigen

Désirée Velleuer: Die Frage ist wie? Im aktuellen Umfeld mit Negativzinsen und Aktien und Immobilienpreisen auf Höchstständen herrscht Anlagenotstand. Da kann eine Diversifizierung mit Krypto Sinn machen. Wenn ein kleiner Prozentsatz beigemischt wird hat auch die Volatilität einen kleineren Einfluss – und trotzdem ist die Rendite spürbar. Wenn man anstatt Bitcoin ein diversifiziertes Portfolio beimischt, reduziert das die Volatilität weiter.

Was machen die Schweizer Banken bezüglich Krypto?

Désirée Velleur: Schweizer Banken haben sich in der Vergangenheit die Finger verbrannt, zum Beispiel mit Geldwäschereiskandalen. Sie sind vorsichtig geworden und keine ‘first mover’. Das überlassen sie kleineren Playern, die sie zu einem späteren Zeitpunkt einfach einkaufen, wenn der Druck von der Kundenseite zu gross wird. Sie müssen aber aufpassen, dass sie den Zug nicht komplett verpassen. In einem ersten Schritt sollten sie internes Know-How aufbauen und Experten einstellen, dann ein Produktangebot mit verschiedenen Produkten anbieten und letztlich möglicherweise sogar eigene Produkte aufbauen.

Welchen Einfluss hatte Corona auf den Bitcoin?

Marc Steiner: Diverse Leute beschäftigen sich immer mehr mit dem Thema Geld, Was ist Geld etc. weil das «Gelddrucken» in aller Munde ist wegen den Corona-Massnahmen der Zentralbanken und Staaten

Wieso nicht Kryptowährungen bei Banken kaufen? Dann ist doch das verwahren und vererben einfacher??

Marc Steiner: Ist ein Weg ja und spricht auch nichts dagegen. Nur gibts auch die andere Seite, dass Leute eben genau nicht zu einer Bank gehen wollen. Bitcoin bietet hier komplett neue Möglichkeiten zur eigenen Bank zu werden, und dann muss man über vererben nachdenken

Wie wird der Bitcoin beeinflusst, wenn die Nationalbanken ihre digitale Währung «gründen»?

Marc Steiner: Aus meiner Sicht gar nicht. Sind komplett andere Use Cases welche Bitcoin bedient. Die CBDC (Central Banking Digital Currencies) sind weder dezentral, noch offen, noch zensurresistent etc

Mittlerweile gibt es auch Exchange Traded Products gelisted an der SIX… seit neuestem sogar das erste – aktiv gemanagte – von Ficas. Frage: Empfiehlt sich so ein Produkt – kann es als Alternative zu persönlichem Tading gesehen werden?

Désirée Velleuer: Gleiches Prinzip wie bei unserem aktiv verwalteten Crypto Fund. Der Investor delegiert die Analyse, das Handeln und die sichere Lagerung der Tokens an einen Fund Manager, weil man selber weder das Wissen, noch die Zeit hat, sich selber darum zu kümmern. Und doch will man dabei sein. Meiner Meinung macht das sehr viel Sinn in diesem sich schnell entwickelnden Umfeld.

Zahlt man bei dem Sparplan in der Relai-App auch 3% (bzw. 2,5%) pro Einzahlung?

Julian Liniger: Jawohl, diese Gebühr fällt bei jeder Transaktion an, sei es ein Einzelkauf, ein wiederkehrender Sparplan, oder ein Verkauf.

Überall versuchen wir an den Kosten zu schrauben – zu Recht -, und hier bezahlen wir 300 BP pro Einzahlung?

Julian Liniger: Korrekt, wir sind nicht die günstigsten. Dafür gibt’s bei uns maximale Convenience, Einfachheit, Privacy, Qualität, Support, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Wem das etwas wert ist, wählt uns. Es gibt aber sicherlich günstigere Anbieter für diejenigen, die vor allem auf Kosteneffizienz setzen.

Was ist der Unterschied zum Bitcoin Kauf via Revolut App?

Julian Liniger: Bei Revolut kaufst du keine Bitcoins, sondern nur ein Zertifikat auf Bitcoin. Du besitzt deine Bitcoins nicht, und auch Revolut hält keine Bitcoins für dich, du kannst deine Bitcoins also auch nicht von Revolut versenden und wenn Revolut Konkurs geht oder gehackt wird sind deine Bitcoins weg. Bei Relai hältst du, und nur du, tatsächlich deine Bitcoins und kannst damit tun und lassen, was du willst. Wenn die Relai App kaputt oder die Firma Konkurs geht oder gehackt wird, sind deine Bitcoins nach wie vor sicher, solange du dein Backup gemacht bzw. deine 12 Wörter aufgeschrieben hast.

Wann gibt es die 1vbit withdraw Variante? 😉

Julian Liniger: Wir arbeiten daran, sollte in 1-2 Monaten live gehen. 🙂

Wie lautet der Ticker/Valor Ihres Produktes Frau Velleur?

Désirée Velleuer: Mehr Infos zu unseren Produkten und Registrierung für den Newsletter auf unserer Website.

Wie stellt ein Investor (z.B. die erwähnte Freizügigkeitsstiftung) in Ihrem Produkt sicher, dass seine Investments auch wirklich sicher sind? Stichwort: Zugang zu Private Keys.

Désirée Velleuer: Private Keys sind bei der Bank, zum Beispiel bei Sygnum. Ähnliches Prinzip wie in der traditionellen Welt, wo die Depotbank die Vermögenswerte sicher verwahrt. Vorteil an diesem traditionellen Setup: man kann die Entwicklungen im Depot mitverfolgen und sie neben Aktien, Gold etc. darstellen. Alles an einem Ort. Auch steuerlich ist es einfach abzuwickeln und Thematiken wie Vererbbarkeit sind kein Problem. Das ist die Verschmelzung der alten und der neuen Welt. Ich hoffe, dass wir den Fonds in nicht allzu ferner Zukunft tokenisieren und vollständig über die Blockchain abwickeln können. Das führt dann auch zu mehr Geschwindigkeit, Sicherheit und tieferen Kosten. Leider ist der regulatorische Rahmen nocht nicht klar definiert.

Was denkt ihr zu Monero (XMR)?

Marc Steiner: Monero bedient einen Use Case (Anonymität) der spannend sein kann. Bei Bitcoin arbeitet man auch an solchen Features und ich denke es ist nur ein Frage der Zeit, bis Bitcoin ähnliche Mechanismen bereitstellen wird.

An Désirée: Seid ihr Kontakt mit CH Banken?

Désirée Velleuer: Ja, wir sprechen mit sehr vielen Schweizer Banken. Sie müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen weil der Push von den Kunden kommt. Allerdings sind es aktuell primär ‘education’ und vereinzelte Intros zu einzelnen Kunden. Die meisten Banken bieten ihren Kunden noch keine Produkte an. Unsere Kundengruppe besteht aktuell aus Family Offices, Vermögensverwaltern, Crypto Fund of Funds, Stiftungen und wir sehen die ersten Freizügigkeitsgelder die in unsere Produkte fliessen. Banken kommen wahrscheinlich in 2-3 Jahren.

Löst Bitcoin Gold als neue Krisenwährung ab?“

Marc Steiner: Kurzfristig nicht, langfristig wird Bitcoin sicherlich Marktanteile von Gold abschöpfen

Was ist die Meinung zu bsp. E-Francs, YENG (Digital) oder dem Digitalen Euro ? Gefahr für den Wachstum von BTC?

Marc Steiner: Nein, solche “Coins” haben komplett andere Use Cases und Eigenschaften als Bitcoin. Ich denke eher, dass solche Coins den Leuten die Angst nimmt vor Bitcoin und sie neugierig auf Alternativen macht. Ich sehe die Entwicklung daher positiv für Bitcoin.


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