ETF stehen für Diversifikation. Doch diese nützt wenig, wenn einzelne Werte im abgebildeten Index zu stark gewichtet sind. Nur ein genauer Blick schützt vor Kursrisiken.
Text: Barbara KalhammerDass Diversifikation Trumpf ist, weiss man spätestens seit Harry- Markowitz in den 1950er-Jahren darauf hingewiesen hat. Im Umkehrschluss bedeutet das für viele: Finger weg von Einzeltiteln. ETF schaffen hier Abhilfe, denn sie bilden schliesslich einen ganzen Index ab. Dank ihnen kann das Risiko einfach über eine Vielzahl an Titeln gestreut werden – mit einer einzigen Transaktion. Das funktioniert jedoch nur, wenn der Index seinerseits bereits ausreichend über Länder, Sektoren und Anlagethemen diversifiziert ist.
In diesem wichtigen Punkt versagt allerdings so manches Barometer: Allen voran der MSCI World, der dem Namen nach die gesamte Weltwirtschaft abbilden sollte. In der Praxis machen jedoch allein US-Unternehmen 60 Prozent des Index aus. Damit sind die Anleger in hohem Masse von der Entwicklung der US-Wirtschaft abhängig. Auf 60 Prozent kommen auch die drei Unternehmen Nestlé, Novartis und Roche im Schweizer Leitbarometer SMI. Die Folge für Anleger: Kursveränderungen der Schwergewichte haben starke Auswirkungen auf den Index.
Besonders gross sind die Einzeltitelrisiken bei Sektoren-ETF. So hat der französische Ölkonzern Total im Stoxx Europe 600 Oil & Gas beispielsweise ein Gewicht von knapp 30 Prozent. Ähnlich hoch ist der Anteil des deutschen Autobauers Daimler am Stoxx Europe 600 Automoibiles & Parts.
Solch hohe Konzentrationen findet man auch in verschiedenen Länderindizes. Der MSCI Russia beispielsweise besteht zu 18,5 Prozent aus Gazprom, die Erste Group Bank macht im österreichischen ATX gar mehr als 20 Prozent aus. Noch stärker ist das Gewicht des Medienkonzerns Naspers im MSCI South Africa: der Konzern beansprucht ganze 22,7 Prozent.
Aber nicht nur bei Einzelwerten sollten die Anleger etwas genauer hinsehen, sondern auch bei Sektoren. So haben Finanzwerte im FTSE -Vietnam beispielsweise ein Gewicht von 60 Prozent.
Um solche Klumpen- und Einzeltitelrisiken zu reduzieren und eine ausreichende Diversifikation sicherzustellen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Indexzusammensetzung. Einzelne Barometer nehmen sogar selbst gewisse Beschränkungen vor, indem sie Gewichtsobergrenzen festlegen. Nur wer die Zusammensetzung ausreichend prüft, kann feststellen, ob das gewählte Barometer den Markt auch wirklich ausreichend abbildet und das Ziel einer breiten Streuung erreicht wird.