Mit ETF auf US-Branchen können Anleger von den jeweiligen Konjunkturphasen profitieren. Antoine Lesné von State Street Global Advisors beleuchtet Chancen und Risiken und erklärt die Einsatzmöglichkeiten der Produkte.
Text: Barbara KalhammerSPDR hat neue US-Sektor-ETF lanciert. Warum erst jetzt?
In den USA haben wir die neun Sektor-ETF bereits 1998 lanciert, heute sind mehr als 19 Milliarden Dollar in die Produkte investiert. Im Juli haben wir die Palette nun auch im Ucits-Mantel nach Europa gebracht. Sie haben bereits 340 Millionen Dollar. Insgesamt gibt es sogar zehn GSCI-Sektoren, aber Telekom haben wir aufgrund der geringen Zahl an Indexmitgliedern weggelassen.
Wie können die Produkte ins Portfolio integriert werden?
Als Core- wie auch als Satellite-Anlage. Ein Anleger, der beispielsweise eine breite Allokation im US-Markt hat, kann ein oder zwei Sektor-ETF als aktive Portfolioposition nutzen. Ein anderer Weg ist es, alle ETF gleichgewichtet zu kaufen und damit den US-Markt abzudecken. Je nach Konjunkturphase können auch einzelne Sektoren über- oder untergewichtet werden. Der Kern des Portfolios kann auch durch defensive Sektoren wie Gesundheit aufgebaut werden. In Aufschwungphasen kann mit zyklischen Sektoren ergänzt werden.
Welche Rolle spielen Konjunkturphasen?
Man kann das mit einer Zyklusuhr vergleichen, in der es verschiedene Phasen gibt: Erholung, mittlerer sowie später Aufschwung, und schliesslich der Abschwung. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass sich die unterschiedlichen Sektoren in den verschiedenden Phasen besser oder schlechter entwickeln. Industrie läuft beispielsweise in der Erholung sehr gut, aber auch Finanzwerte erholen sich schnell nach einer Rezession. Wenn sich die Wirtschaft abschwächt, laufen defensive Sektoren wie Versorger besser.
In welcher Phase befinden wir uns aktuell?
In den USA ist der Konjunkturzyklus weit fortgeschritten. Die Konjunktur entwickelt sich gut, könnte sich aber 2016 leicht abschwächen. Aus diesem Grund sollten Anleger etwas weniger riskant investieren, dazu passen beispielsweise Sektoren wie Industrie aber auch Nicht-Basiskonsumgüter.
Wie würde sich eine Anhebung US-Zinsen auswirken?
Wir gehen davon aus, dass sich Finanzwerte gut entwickeln werden. Denn höhere Zinsen würden die Zins- respektive die Gewinnmarge der Banken vergrössern. Ebenfalls gut haben sich in solchen Phasen in der Vergangenheit Technologie- und Energieunternehmen entwickelt.
Wie volatil sind die einzelnen Branchen?
Am volatilsten ist der Technologiesektor, Basiskonsumgüter zeigen am wenigsten Schwankungen. Anleger sollten sich überlegen, wie viel Risiko sie eingehen wollen.
Wie sieht es aus mit den Korrelationen?
Es gibt durchaus Sektoren, die stark korrelieren, beispielsweise die zyklischen. Wenn sich mehr Dynamik am Aktienmarkt zeigt, dann entwickeln sich Branchen wie Nicht-Basiskonsumgüter, Industrie und Finanzwerte sehr ähnlich. Die geringste Korrelation zeigt sich langfristig zwischen den Branchen Versorger und Technologie. Jedoch muss die Korrelation immer auf die spezifischen Phasen hin betrachtet werden.
Sind Sektor-ETF risikoreicher?
Das kann so generell nicht gesagt werden, aber durch den Fokus auf ein Thema sind sie risikoreicher als ETF auf den breiten Markt. Aus Diversifikationsgründen sollten drei bis vier Sektor-ETF kombiniert werden. Und um die Handelskosten tief zu halten, sollte nicht zu oft umgeschichtet werden.
Antoine Lesné ist Leiter ETF Sales Strategy für EMEA bei State Street Global Advisors.