«Short-ETF eignen sich nicht zur Portfolioabsicherung.»

Short-ETF ermöglichen Anlegern eine Partizipation an fallenden Kursen. Die Produkte sind jedoch tückisch.

Text: Barbara Kalhammer

Mit Short-ETF profitieren Anleger von fallenden Kursen. Eignen sich diese Produkte auch zur Portfolioabsicherung?

Darüber könnte man eine längere Diskussion führen. Bereits diese Tatsache lässt erahnen, dass sich Short-ETF nicht wirklich zu Absicherungszwecken eignen. Meine Antwort lautet nein.

Erklären Sie bitte Ihr vehementes Nein.

Ein Short-ETF repliziert die inverse Wertentwicklung eines Basiswertes und die Berechnung des Short-Index erfolgt auf täglicher Basis. Das führt  dazu, dass der ETF pfadabhängig ist. Daher klafft zwischen der abzusichernden Position und dem Basisindex schnell eine Lücke. Um diese zu schliessen und die exakte inverse Wertenwicklung dauerhaft zu bewerkstelligen, müsste der ETF-Bestand Tag für Tag angepasst werden.

Dies ist kein leichtes Unterfangen. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten  Short-ETF nicht gehebelt sind. Das bedeutet, ein Anleger, der sein SMI-Portfolio im Wert von 100 000 Franken zu 100 Prozent absichern will, muss 100 000 Franken in einen Short-ETF  investieren. An der SIX Swiss Exchange existiert ein zweifach gehebelter ETF, aber auch hier müssten 50 000 Franken investiert werden, um die 100 000 Franken abzusichern. Eine  kostenintensive Strategie.

Wie sollten Short-ETF eingesetzt werden?

Die gerade wegen der Pfadabhängigkeit oft kritisierten Short-ETF haben trotzdem eine Daseinsberechtigung, insbesondere für direktionale Strategien ohne Absicherungsgedanken. Ein  Anleger kann kostengünstig und im gesetzlich geschützten Fondsmantel auf fallende Kurse setzen. Gleichzeitig sorgt die Verpflichtung der Emittenten zum Market Making dafür, dass ETF,  beispielsweise im Vergleich zu Short-Tracker-Zertifikaten, besonders liquide sind. Gerade in Krisenzeiten ist ein reibungsloser Handel von immenser Bedeutung.

Gibt es andere  Möglichkeiten, sein Portfolio mit ETF abzusichern?

Das primäre Ziel eines ETF ist es, die Wertentwicklung eines Index möglichst genau und kosteneffizient abzubilden. Der ETF-Anleger sucht kein Alpha, sondern gibt sich mit dem  «Durchschnitt» zufrieden, was sich übrigens auf lange Sicht auch auszahlt.

Ich finde, ETF sollten nicht als Portfolioabsicherung eingesetzt werden, ausser man versucht, mit einem ETF auf einen Alternativindex zu setzen, der mit dem Aktienindex negativ korreliert. Der Volatilitätsindex auf den S&P500 (VIX) beispielsweise weist eine hohe negative Korrelation zum S&P 500 Aktienindex auf. Bei fallenden Aktienkursen würde somit der Wert des VIX steigen.

Was wäre Ihrer Meinung nach besser als Schutz geeignet?

Ein Portfolio mit Aktien- oder Währungspositionen lässt sich effizienter mit Warrants absichern. Wer beispielsweise in SMI Valoren investiert ist, kann dieses Kapital mit einem Put auf  den Leitindex gegen Kursrückgänge immunisieren. Die Anzahl der nötigen Optionen erhält man, indem man den Wert des Depots durch den Indexstand dividiert. In einem nächsten  Schritt wird das Bezugsverhältnis des Optionsscheins miteinbezogen.

Mit dem Kauf der auf diesem Weg errechneten Anzahl Warrants wappnen sich Anleger während der Laufzeit des Puts  gegen fallende Kurse. Eine wichtige Stellschraube ist dabei der Basispreis. Je weiter der unter dem aktuellen Indexstand liegt, desto günstiger wird der Hedge. Allerdings greift die  Absicherung erst bei entsprechend niedrigeren Kursen. Die Kosten für den Kauf der Optionsscheine sind mit einer Versicherungsprämie vergleichbar. Sie kann verloren gehen, falls die Kurse nicht fallen. Dann tritt allerdings auch im SMI-Depot kein «Schaden» auf. Hinzu kommt, dass das dafür nötige Kapital für diese Versicherungsprämie dank des Hebels eines  Optionsscheines entsprechend gering ist.

Dominique Böhler, Public Distribution Schweiz bei der Commerzbank, zuständig für den Vertrieb von Comstage ETF
sentifi.com

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