Angesichts ihrer komplizierten Preisentwicklung eignen sich Short- und Leverage-ETF nicht für Jedermann. Anleger nutzen die Produkte vermehrt für Kursspekulationen.
Text: Barbara KalhammerDer Bereich der Strategie-ETF wächst kontinuierlich. Wurden zu Beginn nur einige wenige Produkte auf Länderindizes angeboten, können nun auch die Entwicklungen von Obligationen- und Branchenindizes geshortet und gehebelt werden. Sollten beispielsweise die Zinsen steigen, so können sich Anleger dagegen mit Short-Bond-ETF absichern.
Seit kurzem hat die Deutsche Bank einen ETF an der London Stock Exchange gelistet, welcher die inverse tägliche Entwicklung des MSCI Emerging Markets abbildet. Die Entwicklung hin zu immer neuen Strategie-ETF dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen. Alex Hinder, CEO der auf ETF spezialisierten Firma Hinder Asset Management, sieht bei den Produkten aber zahlreiche Probleme. Die Volumen seien sehr gering und die Preisentwicklung schwer nachvollziehbar. Grund dafür ist, dass die Produkte die Wertentwicklung des Referenzindex auf Tagesbasis multipliziert mit dem jeweiligen Hebel abbilden.
Es wird dabei immer die prozentuale Differenz zur letzten Notierung herangezogen. Dies kann dazu führen, dass ein Short-ETF Verluste macht, obwohl der Index über einen längeren Zeitraum sinkt. Laut Hinder sind die Produkte für Privatanleger daher weniger als Absicherung geeignet, sondern vielmehr um kurzfristig auf starke Marktbewegungen zu setzen.
Dass sich Anleger der Risiken bewusst sind und die Produkte mit Bedacht einsetzen, zeigt eine Studie der Universität Konstanz, die im Auftrag der Deutschen Bank durchgeführt wurde. Im Schnitt werden gehebelte und Short-ETF nur 47 Tage lang gehalten, die Hälfte der Engagements enden bereits nach höchstens 15 Tagen. Anleger würden sich mit Hilfe der Haltedauer und des Investitionsvolumens dem jeweiligen Risiko anpassen.