S&P 500 ohne Alibaba

Der chinesische Internetriese fällt aufgrund seines Unternehmensdomizils bei zahlreichen Indexanbietern durch den Rost. Nur wenige Barometer werden den Titel zukünftig in ihrer Zusammensetzung berücksichtigen.

Text: Barbara Kalhammer

Alibaba hat an der New Yorker Börse einen fulminanten Start hingelegt. Das IPO (Initial Public Offering, Börsengang) des chinesischen Internetkonzerns sprengte alle Rekorde: Es war der grösste Börsengang aller Zeiten, das Kursplus am ersten Tag erreichte zwischenzeitlich fast 40 Prozent. In der Community gab es aber auch kritische Stimmen: Die Wertpapiere seien «overpriced» und «overhyped».

Nun wartet die Finanzbranche gespannt auf die Aufnahme des Titels in die grossen Indizes der Welt. Doch bei Alibaba ist die Lage nicht ganz so einfach. So ist ein Investment in das Unternehmen für ETF-Anleger bislang kaum möglich. Doch dies wäre wichtig, damit weitere Gelder in den Titel fliessen.

In börsenkotierten Indexfonds findet sich die Aktie von Alibaba bislang nur bei zwei IPO-ETF, dem First Trust US IPO Indexfund und dem Renaissance IPO ETF. Ebenfalls erfolgte die Aufnahme in den CSI China Internet Index und in den Dow Jones China Offshore 50 Index.

Doch der Einzug in den wichtigen S&P 500 wird Alibaba verwehrt. Grund dafür ist sein Firmensitz: China. Um einen Platz im Index der grössten US-Konzerne zu ergattern, muss der Firmensitz in Amerika liegen. Das gleiche gilt für andere Barometer wie den S&P Mid Cap 400, den S&P Small Cap 600, den S&P 1500 sowie den S&P Total Market Index. Da Alibaba an der New York Stock Exchange und nicht an der Nasdaq Stock Exchange gelistet ist, bleibt dem Unternehmen auch die Aufnahme in den Nasdaq 100 Index verwehrt.

Entschieden wird in ein paar Monaten

Nun könnte man meinen,  das Unternehmen würde sicher in chinesischen, weltweiten und Schwellenländer-Indizes Berücksichtigung finden, doch hier gibt es noch keine definitiven Entscheide. Da Alibaba in Amerika gelistet ist, wird dem Titel vorerst auch eine Aufnahme in Barometern wie dem MSCI China oder dem FTSE Emerging Markets verwehrt. Die Indexanbieter mussten jedoch für den Ausschluss von in den USA gelisteten chinesischen Unternehmen bereits harsche Kritik einstecken.

Daher könnte die Methodologie zukünftig geändert werden. So oder so durchaus wahrscheinlich ist dagegen eine Aufnahme in den S&P China Broad Market Index (BMI), den S&P Emerging BMI und den S&P Global BMI. Wann dies erfolgen wird, ist noch unklar, bei anderen Börsengängen dauerte es mehrere Monate. Möglich ist eine Aufnahme in den Russell Indizes. Eine definitive Entscheidung dazu soll aber erst im Dezember gefällt werden.

Es bleibt also abzuwarten, ob die Indexanbieter von ihren strikten Aufnahmekriterien abweichen, um dem Sonderfall eine Aufnahme zu gewähren. Für Alibaba wäre das eine wünschenswerte und notwendige Entwicklung.

 


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