Stellt die Italienkrise für die Aktienmärkte eine Gefahr dar?

Die politischen Turbulenzen in Italien liessen die Aktienmärkte einbrechen. Dennoch bleiben die Aussichten positiv. Hingegen an den Anleihenmärkten ist die Situation festgefahren.

Text: Adriano B. Lucatelli*

Alle Signale standen auf Grün. Die Börsen liefen gut und legten seit Monatsbeginn konstant zu. Nichts schien die Stimmung trüben zu können.

Dann kamen die Wahlen in Italien. Die daraus folgende politische Krise des Landes erschütterte das Vertrauen in die Europäische Union, was wiederum zu einer Flucht in stabilere Anlageklassen wie deutsche Staatsanleihen, Schweizer Franken und US-Dollar führte. Die Aktienmärkte gingen weltweit auf eine Talfahrt, in deren Verlauf vor allem europäische Bankentitel deutlich an Wert verloren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die politische Unsicherheit in Italien weiterhin auf Euro-Anlageklassen drücken dürfte. Das Ausmass des jüngsten Rückgangs der Aktienmärkte infolge der Italienkrise halten wir allerdings für übertrieben. Wir bleiben somit positiv für Aktien, denn das weltweit solide Gewinnwachstum wird die Dividendenpapiere weiterhin unterstützen.

Hingegen bleiben wir kritisch gegenüber Obligationen. Besonders vorsichtig sind wir bei Anleihen aus Schwellenländern mit hohen Auslandsschulden. Die anziehenden US-Zinsen haben massgeblich zu vermehrten Kapitalabflüssen beigetragen.

Infolge der Beruhigung der Lage an den italienischen Finanzmärkten hat sich der Eurokurs inzwischen wieder etwas stabilisiert. Dennoch gehen wir nicht davon aus, dass sich dieser in den nächsten Wochen merklich erholen wird – das Italienrisiko lastet zu stark auf der Einheitswährung. Andererseits profitiert der Greenback weiterhin vom Zinsvorteil gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken.

Der Goldpreis tritt weiterhin auf der Stelle, und daran dürfte sich vorerst nichts ändern, denn die Markterwartungen bezüglich US-Realzinsen (Zinsen abzüglich Teuerung) verändern sich kaum. Die Seitwärtsbewegung dürfte sich demnach auch in den kommenden Wochen fortsetzen.

Der Höhenflug des Erdöls wurde jäh gestoppt, und es sieht ganz und gar nicht nach einer schnellen Erholung aus. Dafür gibt es verschiedene Gründe, darunter die erhöhte Produktion der USA, die Unruhen im Mittleren Osten und der Kollaps der Produktion in Venezuela.

 

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.


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