Steuern beeinflussen die Rendite von ETF und Indexfonds

ETF-Experten liefern in einer neunteiligen Serie wertvolle Tipps & Tricks im Umgang mit börsengehandelten Indexfonds. Im letzten Teil geht es darum, wie Steuern die Rendite von ETF beeinflussen.

Text: Beat Frühauf, Leiter Institutionelle Kunden bei iShares Schweiz
Beat Frühauf

Wenn von Kosten die Rede ist, denken Investoren oft nur an eine Kennzahl: die Total-Expense-Ratio (TER). Einer der grössten Kostentreiber sind aber die Steuern, die auf drei Ebenen anfallen: auf der Portfolio-, Fonds- und Anlegerebene.

Auf der Anlegerebene bezahlt der Investor die Einkommens- und Vermögenssteuer sowie die Umsatzabgabe. Entscheidend ist, dass nur in ETF investiert wird, die über ein Steuerreporting verfügen. Die Details sind in der Kursliste der Eidgenössischen Steuerverwaltung ersichtlich.

Wenn ein ETF nicht steuertransparent ist, sprich die Erträge und Kapitalgewinne nicht separat ausweist, bezahlt der private Anleger potenziell auch auf dem Kapitalgewinn Steuern. Die meisten ETF in der Schweiz publizieren jedoch ihre Steuerwerte.

Besteuerung auf Portfolioebene

Auf Portfolioebene beziehungsweise auf Stufe der Anlagen im ETF ist entscheidend, in welchen Ländern der Fonds seine Anlagen tätigt und wie gut die Doppelbesteuerungsabkommen dieser Länder mit dem Land des Fondsdomizils sind. Ideal ist natürlich, wenn der ETF im Land domiziliert ist, in dem auch die Anlagen getätigt werden. Dies ist zum Beispiel der Fall bei einem ETF, der in der USA domiziliert ist und den S&P 500 abbildet. Dieser Fonds kann die Verrechnungssteuer über 30 Prozent auf den Dividenden der Aktien komplett zurückfordern. Auf Portfolioebene entstehen also keine steuerlichen Kosten.


Kostenlose ETF-Seminare Die Branchenvereinigung «ETF-KnowHow» hat das Ziel, mit Wissensoffensiven dem Investor die Vorteile von ETF & Indexfonds zu vermitteln. Ob als Einstieg für ETF-Neulinge oder als Wissenserweiterung für erfahrenere Anleger: die kostenlose Veranstaltungsreihe «ETFKnowHow» vermittelt das nötige Rüstzeug. Der Veranstaltungskalender ist auf der Website der SIX aufgeführt.


Ist es ein irischer Fonds, kann dieser die Hälfte der Steuer zurückfordern. Ein Fonds mit Luxemburger Domizil dagegen wird mit der gesamten Verrechnungssteuer belastet, weil zwischen Luxemburg und den USA kein entsprechendes Steuerabkommen besteht. Bei der aktuellen Dividendenrendite verliert der Anleger somit 0,60 Prozent an Ertrag.

Besteuerung auf Fondsebene

Bleiben wir bei obigem Beispiel: Auf den Erträgen eines US-ETF an einen ausländischen Investor – ausgenommen sind Pensionskassen – appliziert die US-Steuerverwaltung wiederum 30 Prozent Verrechnungssteuer. Ein Schweizer Privatanleger kann, auf relativ aufwendige Art und Weise, die Hälfte zurückfordern.

Beim irischen Fonds hingegen erhebt Irland keine Verrechnungssteuer, was für den Schweizer Privatanleger entsprechend effizient ist. Unter dem Strich und unter Annahme, dass der Schweizer Anleger die Hälfte der Verrechnungsssteuer in den USA zurückfordert, verliert der Anleger gesamthaft rund 0,30 Prozent. Diese ist jedoch bedeutend weniger als bei physisch replizierten ETF und Indexfonds aus anderen Fondsdomizilen.

Für Anleger, die auf Schweizer Indizes setzen, ist es hingegen wichtig, einen ETF mit Schweizer Domizil zu wählen. Denn auf Portfolioebene sind 100 Prozent der Dividende enthalten – der Anleger kann die Verrechnungssteuer komplett zurückfordern.

Auch bei der Umsatzabgabe zahlt sich dies aus: Sie ist nur halb so hoch wie bei einem ausländischen ETF. Wie vorgehen? Um herauszufinden, welcher ETF oder welches ETF-Fondsdomizil das richtige ist, gibt es eine einfache Faustregel. Entscheidend ist die Tracking-Differenz des ETF zum Benchmark, da sie die Effizienz auf Portfolioebene sichtbar macht. Die Differenz wird in der Regel von den Anbietern der ETF und Indexfonds publiziert.

Für Schweizer Privatanleger sind irische ETF ideal, da Irland gesamthaft gesehen sehr gute Abkommen mit dem Rest der Welt hat. Bei institutionellen Anlegern müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden. In der Regel lohnt es sich, gemeinsam mit dem jeweiligen Fondsprovider nach dem effizientesten Fonds zu suchen.

*Beat Frühauf, Leiter Institutionelle Kunden bei iShares Schweiz


Wissensserie «ETF-KnowHow»

Teil 1: Wie wähle ich den richtigen ETF?
Teil 2: Wie funktionieren Short- und Leverage-ETF?
Teil 3: Mit Faktor-ETF das Rendite-/Risiko-Profil optimieren
Teil 4: Wie die Liquidität bei ETF funktioniert
Teil 5: Portfolio-Allokation von ETF
Teil 6: Verantwortungsvolles Anlegen mit ETF
Teil 7: Die richtige Auftragserteilung ist zentral
Teil 8: Worauf beim ETF-Kauf zu achten ist
Teil 9: Steuern beeinflussen die Rendite von ETF und Indexfonds


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  1. Claus Hecher

    Die Anlayse ist richtig, aber nicht vollständig: Ein Qualified Index (nach IRS 871(m) Ruling) auf US-Aktien wie z.B. der S&P 500 Index lässt sich synthetisch – unabhängig vom Fondsdomizil – deutlich effizienter abbilden als physisch mit Fondsdomizil Irland, nämlich ohne Quellensteuerabzug. Deswegen übertreffen alle synthetischen ETFs auf den S&P 500 Index die physischen deutlich bei der Performance nach Kosten

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