Kolumne
Lutz Johanning

Stockender Wettbewerb im Asset-Management

Lutz Johanning über die Folgen von mangelndem Wettbewerb in der Asset-Management Industrie

Im November 2016 veröffentlichte die britische Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) die Zwischenergebnisse ihrer Studie zur britischen Asset-Management Industrie. Ausgangspunkt der Untersuchung war die Feststellung, dass schon kleine Einsparungen bei den Kosten über die Zeit zu einer erheblichen Mehrperformance führen. Die FCA stellt fest, dass es in der britischen Asset-Management-Branche trotz des starken Anbieterwettbewerbs nur einen eingeschränkten Preiswettbewerb gibt, was nachteilig für die Anlagerendite sei.

Im Einzelnen kommt die britische Finanzmarktaufsicht zu folgenden Ergebnissen:

  • Während die durchschnittliche operative Marge der britischen Asset Manager in den letzten sechs Jahren bei 36 Prozent lag, konnten Privatanleger im Mittel aus ihren aktiven Fondsanlagen nur eine relative Unterrendite und institutionelle Anleger eine Nullrendite erzielen.
  • Die Gebührenbelastung aktiver Fonds blieb in den letzten zehn Jahren nahezu unverändert. Die Gesamtkosten passiver Publikumfonds sind dagegen deutlich zurückgegangen. Somit ging lediglich von passiven Fonds ein effektiver Preiswettbewerb aus.
  • Die Verwaltungsgebühren aktiver Fonds fallen nicht mit zunehmender Grösse des Mandats, das bedeutet, Synergie- und Skaleneffekte werden nicht ausreichend an die Anleger weitergegeben.
  • Der zu schwache Preiswettbewerb sei auf mangelnde Kontrolle der intransparenten Transaktionskosten und der Managervergütungen zurückzuführen.

 

Im Ergebnis schlägt die FCA ein Massnahmenbündel vor, um den Preiswettbewerb zum Wohle der privaten und institutionellen Kunden zu verbessern. Neben der Verpflichtung der Asset Manager, im Interesse der Anleger zu handeln, sollen All-In-Fees berechnet und offengelegt werden. Zudem werden eine höhere Kostentransparenz sowie eine Standardisierung der Kosteninformation für institutionelle Anleger gefordert.

Da sich das Verhalten der Produktanbieter sowie der privaten und institutionellen Anleger in anderen Märkten nicht wesentlich vom britischen Markt unterscheiden, ist grundsätzlich auch dort von vergleichbaren Ergebnissen auszugehen. Allerdings wäre dies zu überprüfen, wobei regionale Besonderheiten beispielsweise bei den Gebühren zu berücksichtigen sind.

Unabhängig davon ist für die Asset-Management-Branche ein klarer Handlungsbedarf zu erkennen. Ein Markt wird dann nachhaltig funktionieren, wenn die Interessen der Anleger und Produktanbieter beiderseitig berücksichtigt werden. Faire Marktstrukturen sind gegeben, wenn Anleger eine angemessene, positive Überschussrendite erwirtschaften und Anbieter eine für das Geschäftsrisiko adäquate Vergütung erhalten.

Das Zwischenergebnis der Studie zeigt, dass passive Fonds einen wichtigen Wettbewerbsbeitrag für diesen Findungsprozess leisten. Bei Veröffentlichung der Ergebnisse klang an, dass sich die FCA vorbehält, Kostenobergrenzen einzuführen, sollte es in absehbarer Zukunft nicht gelingen, kompetitive Preisstrukturen zu etablieren. Ein solcher Eingriff wäre weder für Anleger noch für Manager wünschenswert


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